Wochen-Zeitung

«Es wird immer weitergehen. Hopp Langnou»

Nach der Niederlage in Lausanne die lähmende Leere. Die SCL Tigers steigen in die zweithöchste Spielklasse ab – die Fans aber werden ihrem Club die Treue halten.

Presse • • von Bruno Zürcher



«Scha-la-la-la kämpfe bis zum Ändi» sollte am Dienstagabend in der Lausanner Eishockeyarena Malley so etwas wie die Hymne der SCL Tigers-Fans werden. Gegen 600 Personen waren mitgereist. Mit dabei hatten sie die gelben Kartonklatschen. «Wir haben zusammen mit den SCL Tigers für das Spiel extra noch mal 500 Krachmacher organisiert», erklärt Tinu Leuenberger, Leiter Fanszene Langnau. Mit diesen Klatschen hatten die Anhänger der SCL Tigers ihre Mannschaft am Samstag in der heimischen Ilfishalle förmlich zum Sieg geklatscht – die Abstiegsangst war plötzlich der Hoffnung gewichen.



«Kämpfen und siegen»
Hoffnungsvoll waren die Langnauer Fans auch am Dienstag, als sie die Malley betraten. An den Gesichtsausdrücken der altersmässig buntgemischten Schar war aber bald abzulesen, dass die SCL Tigers alles andere als gut ins Spiel gestartet waren. Nach dem 1:0 herrschte für einen kurzen Moment Stille, dann skandierten sie lautstark «Kämpfen und siegen».

 
In der ersten Pause meint Tinu Leuenberger, von der Fanszene, dass die Gedanken eines Abstieges weit weg seien. «Lausanne wird dieses Tempo nicht das ganze Spiel aufrechthalten können.» Tinu Leuenberger sieht sich die Spiele in Langnau seit der 2. Klasse an. «Das sind nun», er muss erst mal rechnen, «23 Saisons.» In der aktuellen Saison hat er alle Heim- und Auswärtsspiele besucht. «Ich kann mir die Arbeit gut einteilen. Sonst ginge das nicht», sagt Tinu Leuenberger, der als Kaminbauer arbeitet und nebenbei seinen Eltern auf dem Bauernhof hilft.
Im zweiten Drittel kehrt die Hoffnung zurück, die Langnauer Spieler starten schwungvoller. Angetrieben vom «Capo Hoschi» und seinem Megaphon, beweisen die Anhänger aus dem Emmental grosse Moral, zumal sie in der über 9000 Menschen fassenden Halle nur eine kleine Ecke bevölkern. Das 2:0 dämpft die Hoffnungen. «Kämpfe Langnou, kämpfe», lautet die Antwort der SCL-Fans. Nach dem 3:0 der Waadtländer sind die Gesänge der Langnauer Fans kaum mehr zu vernehmen – nicht weil sie nicht laut singen und klatschen würden, sondern weil das Heimpublikum in der Malley für einen enormen Schallpegel sorgt.



«Drei positive Elemente»
In der zweiten Drittelspause ist die Stimmung gedrückt. Der Abstieg steht drohend im Raum. Verwaltungsratspräsident Peter Jakob, der sich ebenfalls im Sektor der Langnauer Fans aufhält, sagt, dass die SCL Tigers im Falle eines Abstieges «nicht ins Bodenlose fallen würden». Er hält auch fest, dass das Engagement seitens des Verwaltungsrates nicht davon abhänge, ob die Mannschaft in der NLA oder NLB spiele. «Die SCL Tigers weisen drei positive Elemente aus: Sie haben eine tolle Infrastruktur, eine gute Nachwuchsabteilung und stehen wirtschaftlich solid da. Das macht Mut für die Zukunft.»


Das letzte Drittel startet. Die Spieler zeigen wenig Mut. Konsternation macht sich breit. «Chömet für d Tigere», schreit «Hoschi». «Egau öb mir ungergö, mir singe üses Lied.» Dann erklingt «Tiger gä nid uf». Die Spieler erhören ihre Fans und schiessen ein Tor. Das Waadtländer Publikum ist geschockt, die Langnauer Fans machen Stimmung. «Offensiv schiesset Gou, schiesset Go-o-ou», stimmen die Fans an. «Gou!» 3:2! «Das längt no», sind sich die Anhänger der SCL Tigers einig, obwohl nur noch drei Minuten zu spielen sind. In den hektischen Schlussminuten herrscht ein ohrenbetäubender Lärm – Emmentaler wie Waadtländer Fans treiben ihre Equipen an. Die Langnauer hoffen auf das Wunder von Lausanne.

 

Faire Fans
Vier Sekunden vor Schluss wird allen klar, dass dieses Wunder nicht eintreten wird. Lähmende Leere. Die Lausanner Fans feiern den Aufstieg. «We are the champions» erklingt. Die Langnauer Fans verhalten sich absolut fair und ruhig. Viele weinen bittere Tränen.


In einem früheren Gespräch meinte Tinu Leuenberger, dass er bei einem Abstieg sicher sehr traurig sein werde. «Aber es wird immer weitergehen. Hopp Langnou.»