Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

«Ich mache mir Sorgen»

Man dürfe die NLB nicht verteufeln, sagt Ueli Schwarz (54). Der Direktor Leistungssport von Swiss Ice Hockey hält es für möglich, dass einige NLA-Vereine Farmteams in der zweithöchsten Spielklasse integrieren werden.

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<Ist das Modell mit je 12 NLA- und NLB-Teams gestorben?

Ueli Schwarz: Wir haben 12 NLA- und 9 NLB-Mannschaften, aber 36 Klubs in der 1. Liga und 14 Junioren-Elite-A-Teams. Da sehe ich wenig Logik in der Aufteilung, ich habe keine Freude an dieser Entwicklung. Vom ursprünglichen Leitbild sind wir ziemlich weit entfernt, was nicht gut ist.

 

Die NLB wird wegen der diversen Konkurse mitunter als Pleiteliga bezeichnet...

... man darf diese Liga nicht verteufeln! Es ist eine sehr ausgeglichene Meisterschaft, gewisse Klubs sind in ihren Regionen sportlich führend, wirtschaften ausgezeichnet. Die Fanzahlen bei mehreren Klubs stimmen. Die NLB hat ihre Berechtigung. Aber sie muss wieder wachsen. Alle müssen sich die Frage stellen, wie der grösser werdenden Lücke zwischen Ein- und Ausgaben entgegengewirkt werden kann. Wer neu in diese Liga will, muss sich finanziell enorm nach der Decke strecken. Das wirkt offensichtlich abschreckend.

 

Gibt es konkrete Szenarien?

Einige wollen die NLA reduzieren, ich aber halte wenig davon, es wäre auch kaum durchsetzbar. Eine Möglichkeit wäre, die NLB von unten zu stärken. Damit 1.-Liga-Klubs aufsteigen wollen, müsste die NLB strukturell aber wohl angepasst und etwas günstiger werden. Es bräuchte Kompromisse. Ein Thema ist überdies, dass die NLA-Teams Farmteams bilden, wie das die ZSC Lions mit den GCK Lions tun.

 

Ist die Bildung weiterer Farmteams aus Kostengründen überhaupt realistisch?

Ich weiss von mehreren Klubs, dass sie intensiv darüber nachdenken.

 

Über Modusfragen entscheiden die Nationalligaklubs. Ist die Demokratie ein Problem?

Ja, in gewisser Weise schon. Die Mühlen der Demokratie mahlen langsam. Partikulärinteressen sollten nicht im Vordergrund stehen. Die NLA zu erweitern, erachte ich übrigens als wenig sinnvoll – dann würde die NLB definitiv sterben. Woher kämen dann künftig die Junioren? Der Weg von den Elilte-Junioren ist sehr weit; über die 1. Liga hat es in den letzten Jahren kaum einer geschafft. Wir dürfen die NLB nicht wegradieren, es braucht dieses Zwischenlevel.

 

Offenbar haben die Investoren beim NLB-Verein Martigny den Geldhahn zugedreht.

Zu diesem konkreten Fall kann ich mich nicht äussern. Aber klar, mit lediglich 8 Teams hätten wir Alarmstufe Dunkelrot erreicht. Wir sind daran, Lösungen zu suchen. Ich mache mir Sorgen um die NLB, es wird eine grosse Herausforderung.