Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Juraj Kolnik: «Ich bin hier gescheitert»

Der ehemalige NLA-Topskorer Juraj Kolnik ist in Langnau bisher nicht so recht in die Gänge gekommen. Heute dürfte der Slowake erstmals seit Ende Februar wieder eine Einsatzgelegenheit erhalten.

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Freude oder Frust – was überwog bei Ihnen in den letzten Wochen?

Juraj Kolnik: (überlegt) An und für sich war ich glücklich, die Mannschaft hat ja fast immer gewonnen. Wir haben Fortschritte gemacht, führen im Playoff-Final 2:1. Das eigene Schicksal darf man in solch einer Situation nicht zu stark gewichten.

 

Wie fühlte es sich an, mitzutrainieren, die Spiele jedoch als überzähliger Ausländer von der Tribüne aus zu verfolgen?

Das war nicht einfach, ich wäre natürlich viel lieber auf dem Eis gestanden. Unmittelbar vor und während der Spiele versuchte ich etwas Abstand zu gewinnen. Ich hielt mich nie lange in der Garderobe auf, wollte die Konzentration der Teamkollegen nicht stören.

 

Es wurde gemunkelt, Sie hätten Ihre Unzufriedenheit kundgetan...

...wissen Sie: Eishockey ist ein Business. Das Team war in den letzten Wochen erfolgreich, die Ausländer spielten gut, schossen viele Tore. Ich konnte gar nicht zum Trainer gehen und ihn bitten, er solle auf mich
setzen. Dafür gab es keinen Grund.

 

Des einen Leid, des andern Freud: Weil sich Kevin Hecquefeuille an der Schulter verletzte, erhalten Sie eine zweite Chance.

Kevin ist nicht ersetzbar, er ist der Schlüssel in unserem Spiel und einer der besten Profis in dieser Liga. Aber klar, ich kann von seinem Pech profitieren, will die Gelegenheit nutzen. Ob ich am Dienstag spielen darf, weiss ich aber noch nicht.

 

Wie schwierig ist es, in einer Finalserie ohne Rhythmus quasi ins kalte Wasser geworfen zu werden?

Ich bin kein Junior mehr. Als erfahrener Profi weiss ich, was ich tun muss und welche Aufgaben ich erledigen soll. Als ich in der letzten Saison für die Rapperswil-Jona Lakers spielte, war ich in den Playouts ebenfalls überzählig. Im siebten und entscheidenden Spiel durfte ich wieder spielen, schoss gleich zwei Tore und buchte einen Assist – ausgerechnet gegen die SCL Tigers.

 

Die ersten drei Finalspiele wurden von vielen Emotionen begleitet. Wird dies am Dienstag in Visp erneut der Fall sein?

In der kleinen Halle wird es bestimmt sehr laut, die einheimischen Fans sind leidenschaftlich. Die Emotionen spielen in dieser Serie eine wichtige Rolle; es wird geschlagen, geboxt, man reizt sich wann immer möglich. Die Visper provozieren gerne. Ich hoffe, dass die Schiedsrichter die nächsten Spiele unter Kontrolle haben werden.

 

2009 wurden Sie in Diensten Servettes NLA-Topskorer, zuvor hatten Sie lange Zeit in der NHL gespielt. Waren in Langnau die Erwartungen an Sie zu hoch?

Ja, definitiv. Die letzten Monate waren nicht meine besten, ich durchlebte keine angenehme Zeit. Zunächst war ich verletzt gewesen, später erwartete jeder von mir Wunderdinge, doch dafür konnte ich nicht sorgen. Nun, ich bin hier gescheitert – aber ich habe das Hockeyspielen bestimmt nicht verlernt.

 

Hadern Sie mit dem Verletzungspech?

Natürlich. Vor meiner Rückenoperation im Herbst hatte ich starke Schmerzen, konnte teils weder sitzen noch schlafen. Selbst Kortison nützte nichts. In mentaler Hinsicht war das ziemlich hart. Ich war ja schon oft verletzt in meiner Karriere. Als ich in Moskau engagiert gewesen war, hatte ich wegen Kniebeschwerden und Problemen mit der Lunge fast anderthalb Jahre aussetzen müssen – damals drehte ich fast durch.

 

Ihr Vertrag läuft Ende Saison aus – wissen Sie, wie es in sportlicher Hinsicht weitergehen wird?

Aufhören ist kein Thema für mich. Die Schweiz muss ich wohl verlassen, die Leute hier sind nicht so zufrieden mit mir, wie ich es mir erhoffte. Aber es gibt viele andere Ligen.