Ostschweiz am Sonntag, Matthias Hafen

Liebe kennt keine Liga

Im ersten NLB-Spiel seit 15 Jahren wird der SC Langnau von über 5000 Zuschauern unterstützt. Zu Gast in der Ilfis-Halle ist der HC Thurgau, der beim 1:4 die Ambitionen des Absteigers zu spüren bekommt.

Presse •

 

 

Die Langnauer haben den Abstiegskater längst verdaut. Auf der steilen Schlachthauskurve in der Ilfis-Halle wird es auch in der zweithöchsten Liga eng. 

 

Pruntrut statt Zürich, Weinfelden statt Bern. Nach 15 Jahren muss der SC Langnau wieder kleinere Brötchen backen. Den Anhängern scheint dies egal zu sein. 5160 Zuschauer wollten die Rückkehr des Emmentaler Traditionsclubs in die Niederungen der NLB vor Ort miterleben. Zum Vergleich: In der vergangenen NLA-Saison kam Langnau auf einen Zuschauerdurchschnitt von 5355. Doch nicht nur in der heimischen Ilfis-Halle ist Support da. Schon tags zuvor, beim 5:0-Auswärtssieg gegen Ajoie, reisten über 200 Anhänger in den äussersten Zipfel des Jura mit. Kein Wunder, freuen sich die NLB-Clubs über den prominenten Zuwachs in ihrer Liga.

 

Im Emmental ist der Abstiegskater der Aufbruchstimmung gewichen. Das wurde in Langnaus gestriger Heimpremiere gegen Thurgau deutlich. Leidenschaftlich wie eh und je stand die Schlachthauskurve – nach der Stehrampe in Bern etwas vom Eindrücklichsten im Schweizer Eishockey – hinter ihrer Mannschaft und schrie sie förmlich zum 4:1-Erfolg. Nach zwei Runden steht Langnau in der Tabelle bereits zuoberst.

 

 

5160

Zuschauer verfolgten Langnau – Thurgau

 

Wieder positive Ziele vor Augen

«Es mag komisch klingen, doch viele von uns freuten sich auf die Rückkehr in die Nationalliga B», sagt Bruno Wüthrich, Präsident des Fanclubs SCL Tigers. Mit 800 Mitgliedern gehört dieser zu den grössten im Schweizer Eishockey. «Die Fans wissen, dass ihre Mannschaft nun wieder deutlich mehr Spiele gewinnt als zuletzt.» Nur einmal seit 1998 erreichte Langnau in der NLA das Playoff. «Jetzt haben wir wieder ein positives Ziel vor Augen, den Wiederaufstieg in die höchste Liga.» Dieses lasse sich natürlich besser vermarkten als der alljährliche Kampf gegen den Abstieg. 3200 Saisonabonnemente hat Langnau für diese Saison verkauft. Das sind nur etwa 400 weniger als noch in der NLA. Dass die ganze Region auch nach dem grössten sportlichen Misserfolg seit 1993 – damals stieg Langnau zuletzt ab, in die 1. Liga – wie eine Wand hinter dem Club steht, ist ein Phänomen, das Wüthrich so erklärt: «Kurz nachdem der Fall in die B-Liga festgestanden hatte, organisierte die Clubführung ein öffentliches Podium im Dorf. Dieses Gespräch mit der Basis entzog dem negativen Denken gleich den Boden.»

 

Nomaden aus dem Emmental

Langnau ist nicht der erste NLB-Club, der auf ein zahlreiches und treues Publikum zählen kann. Überdurchschnittlich ist jedoch dessen Reisefreude. Der HC Ajoie hatte zum Saisonauftakt schon erlebt, wie ein ganzer Konvoi von Cars aus Langnau anrollte. Olten, Langenthal oder auch Thurgau steht das noch bevor.

 

Nach dem gestrigen 4:1-Erfolg gegen Thurgau dürfte die Freude auf die erste NLB-Saison seit 1997/98 nochmals grösser geworden sein. Obwohl die Gäste aus der Ostschweiz weder auf dem Eis noch auf der Tribüne mit dem ebenfalls zahlreich angereisten Anhang gross abgefallen waren, blieben sie letztlich chancenlos. Angeführt von den Ostschweizer Zwillingen Claudio und Sandro Moggi führte Langnau während der gesamten Partie die feinere Klinge und nutzte die Fehler der Thurgauer rigoros aus. Zu übermächtig scheint der ambitionierte Absteiger Langnau in der zweithöchsten Liga zu sein.