Offener Brief an den VR der SCL Tigers

Lieber Peter Jakob, liebe Verwaltungsräte der SCL Tigers

Weshalb nur hat euch der Mut verlassen? Ihr hattet doch genau das Richtige im Sinn, als ihr Heinz Schlatter anfragtet, ob er denn bereit sei, für die SCL Tigers Sponsoren zu akquirieren. Welche Angst war es, die euch nieder drückte, und euch nach positiven Gesprächen und der Ausräumung von Missverständnissen doch vor dem letzten entscheidenden Schritt zurück schrecken liess. War es die Angst vor dem Hirschen – Stammtisch? War es die Angst vor den Dorfkönigen? Habt ihr sie gefragt?

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Wir sind euch gefolgt, als ihr den Tiger gerettet habt. Wir haben euch zu recht vertraut, als ihr die Sanierung der Ilfishalle an die Hand genommen habt. Wir sehen bereits jetzt, wie toll unsere neue, altehrwürdige Heimat werden wird. Wieso nur habt ihr euch selbst nicht zugetraut (vertraut), uns erklären zu können, dass Heinz Schaltter genau der Richtige ist für die ihm zugedachte Aufgabe? Schlatter hat die Verbindungen, die euch die Türen zu nationalen und internationalen Unternehmen öffnen kann, deren Partnerschaft die SCL Tigers so dringend brauchen. Wieso verzichtet ihr darauf? Denkt ihr, dass unser Vertrauen in euch so klein ist, dass ihr uns diesen Schritt nicht erklären könnt?

 

Ihr hättet das Risiko eingehen sollen und dürfen! Oder besser: Noch ist es nicht zu spät! Diese Absage ist noch rückgängig zu machen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass viele, sowohl in den Reihen der Fans, als auch derjenigen, die immer wieder für die SCL Tigers ihren Geldbeutel öffnen, mit Unverständnis den Kopf schütteln werden, wenn Heinz Schlatter in das Unternehmen SCL Tigers zurück kehren wird. Aber wir sind alles nur Menschen. Und wir dachten, Schlatter habe mit dem Theater vom Sommer 2009 etwas zu tun. Wir müssen uns wieder bewusst werden, dass das Debakel schon im Dezember 2004 begann, als ein gewisser Armin Müller bei der Actebis AG seinen Hut nahm, und dass deswegen für die SCL Tigers gedachten Sponsorengelder in der Höhe von 2,3 Millionen Franken nicht flossen. Es soll Geld unterschlagen worden sein. Von damals resultierte das sogenannte «Müller-Loch», das in der Folge bis zum Antritt von euch Tiger-Rettern nie gedeckt wurde. Statt dessen wurden Bilanzen geschönt, was in der Folge immer neue Defizite in Millionenhöhe nach sich zog. Im Dezember 2004 war Heinz Schlatter noch weit weg von den SCL Tigers, und er hatte auch mit dem späteren Debakel nicht viel zu tun.

 

Vom Abschneiden der «alten Zöpfe» profitieren die SCL Tigers noch heute

Es ist uns allen noch präsent, wie wenn es gestern gewesen wäre: Heinz Schlatter hatte in Langnau den Auftrag, alte Zöpfe abzuschneiden. Oder etwas präziser ausgedrückt: Er hatte den Sponoren und Werbern mitzuteilen, dass diese viel zu wenig bezahlen für das, was sie erhalten. Ein Unterfangen, das unmöglich ohne Getöse und Verärgerung ablaufen konnte. Und so geschah es denn auch: Schlatter schnitt Zöpfe ab, und Hans Grunder, der sich als Politiker darum bemühen wollte, die aufgewirbelten Wellen mit rhetorischem Geschick wieder zu glätten, hatte mit seiner Wahl in den Nationalrat und mit der Gründung der BDP wichtigeres zu tun. Und so nahm das Unheil seinen Lauf, bis schliesslich Grunder im April 2009 via Berner Zeitung bekannt gab, keine Defizite mehr bezahlen zu wollen.

 

Ihr, liebe Verwaltungsräte, wollt Heinz Schlatter nicht als CEO, sondern für die Gewinnung von Sponsoren einstellen. Denn ihr habt in Ruedi Zesiger einen fähigen Mann auf dem Posten des Geschäftsführers, der unser aller Vertrauen, auch das der «Dorfkönige» und der Fans geniesst. Und ihr Verwaltungsräte geniesst unser aller Vertrauen ebenfalls. Vielleicht werden einige von uns im ersten Augenblick motzen, wenn ihr wieder auf Heinz Schlatter setzt. Aber der Erfolg wird euch recht geben und uns verstummen lassen.

 

Bitte verheizt Ruedi Zesiger nicht!

Wir haben übrigens grossen Respekt, um nicht zu sagen sogar Angst davor, wenn ihr jetzt damit liebäugelt, Ruedi Zesiger mit andern Aufgaben zu betrauen, und ihn zuvorderst an die Marketing- und Sponsoren-Front zu setzen. Wir brauchen Ruedis ruhige und kommunikative Art in Langnau. Er ist ein überaus fähiger Geschäftsführer und ein guter Sportchef. Er geniesst unser aller Vertrauen. Ihm glauben wir, wenn er uns erklärt, weshalb wir nur mit drei Ausländern in die Saison starten. Er ist genau die Person, die es schaffen kann, für einen wie Heinz Schlatter den Hintergrund (oder das Fundament) zu schaffen, damit dieser an der Verkaufsfront erfolgreich wirbeln kann. Wer schafft diesen Hintergrund, wenn Ruedi selbst an die Front muss?

 

Übrigens: Für die Sponsoren und Geldgeber in Langnau und Umgebung brauchen wir Heinz Schlatter nicht. Er soll viel lieber um das Emmental herum, in Richtung Basel, Bern und Zürich akquirieren. Die Geldgeber aus dem Emmental wurden inzwischen - nach dem Abschneiden der alten Zöpfe - bereits zur Genüge zur Kasse gebeten.

 

Liebe Verwaltungsräte. Ihr habt bisher fast alles richtig gemacht. Lediglich bei eurem Antritt habt ihr uns mit unverständlichem NLB-Kauderwelsch etwas verunsichert. Aber danach: Ein Superjob. Und darin inbegriffen ist auch die Anfrage an Heinz Schlatter.

 

Bitte überdenkt diese Absage! Lasst euch nicht von eurer Angst verunsichern, ihr könntet uns die Rückkehr von Heinz Schlatter nicht erklären. Ihr hattet ja seinerzeit nichts damit zu tun, dass Schlatter in Langnau als Sündenbock hingestellt wurde. Dass ihr dies auch nicht verhindert habt, ist zwar unschön, lässt sich aber damit erklären, dass ihr euch nicht auch noch darum habt kümmern können. Zudem: Ihr seid die Unternehmer. Ihr seid die Entscheidungsträger. Die Absage an Heinz Schlatter lässt euch jedoch wie Zauderer aussehen. Oder wie ein Gremium, das sich die Entscheide aus der Hand nehmen lässt. Lasst dies nicht zu! Denn unser Vertrauen in euch hat auch damit zu tun, wie ihr führt (und nicht, wie ihr euch führen lasst).

 

Deshalb: Beweist den Mut, den ihr bisher bei der Rettung der SCL Tigers und bei der Sanierung der Ilfishalle bewiesen habt. Das sind die viel grösseren Mut-Brocken, als die Einstellung von Heinz Schlatter als Verkäufer.

 

 

In diesem Sinne

 

mit vertrauensvollen Grüssen

 

Bruno Wüthrich

 

 

PS: Um eventuellen Irrtümern vorzubeugen – Heinz Schlatter braucht keinen neuen Job. Er hat einen. Aber er wurde von den SCL Tigers angefragt, und die Aufgabe reizt ihn. Ich habe mit ihm gesprochen, und er wäre wohl immer noch zu überzeugen, wenn der Verwaltungsrat der SCL Tigers auf seinen Entscheid zurück kommt.