Wochen-Zeitung, Werner Haller

Lorenzo Croce hat in Langnau sein zweites Ambri gefunden

Lorenzo Croce hat sich in der ersten Hälfte der NLB-Qualifikation mit Leistungskonstanz und ausgezeichneten Werten die Position des Startinggoalies erobert.

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Lorenzo Croce will sein Glück und dasjenige der SCL Tigers nicht strapazieren. «Houz alänge». Immer wieder wiederholt er das Ritual. Der Torhüter und die Mannschaft befinden sich seit dem Meisterschaftsunterbruch in den ersten Novembertagen mit sieben Siegen in neun Spielen in der erfolgreichsten Phase dieser Saison. Die Ausgeglichenheit in der NLB ist derzeit sehr gross, «und aus diesem Grund», sagt Croce, «kann plötzlich alles anders sein. Sieger werden im Handumdrehen zu Verlierern und umgekehrt. Reicht man einem Gegner auch nur den kleinen Finger, nimmt er gleich die ganze Hand.»
 


35 von 46 Punkten gewonnen

Croce darf sich zu den Siegern der ersten 25 von 45 Runden zählen. Der 30-jährige Torhüter aus Ambri wurde bisher 16mal als Startinggoalie eingesetzt, ging 12mal als Sieger und nur 3mal als Verlierer vom Eis. Einmal, in La Chaux-de-Fonds, musste er nach 25 Minuten wegen einer Magenverstimmung ersetzt werden. Mit ihm im Tor gewannen die SCL Tigers 35 von 46 oder 76,1 Prozent aller Punkte. Im nordamerikanischen Eishockey wird von einem «Winning-Goalie» gesprochen, wenn dieser in einem Spiel eine Abwehrquote von 90,0 und mehr Prozent erreicht. Croce hat diesen Wert bei zehn seiner zwölf Siege mit 92,0 und mehr Prozent sogar deutlich übertroffen. «Die Mannschaft», weiss er, «hat mir mit ihrer Steigerung im defensiven Bereich und mit ihrem verbesserten Positionsspiel im eigenen Drittel geholfen. Deshalb konnte auch ich sie vermehrt unterstützen. Das eine ohne das andere geht einfach nicht.»  



Croces Leistungen hängen auch mit seinem allgemeinen Wohlbefinden zusammen. Er und seine Familie haben in Langnau ein zweites Ambri gefunden. «Hier erinnert mich einiges an die Leventina», erzählt der Physiotherapeut mit Matura und vierjährigem Studium. «Die Eishockeybegeisterung scheint keine Grenzen zu kennen. Siege werden enthusiastisch gefeiert, in Ambri mit ‹La Montanara› in Langnau mit mehreren ‹Wellen› vor der imposanten Fanrampe. Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist so gross wie er in einem Dorfklub eben ist. Ich kam hierher als relativ unbekannter Neuling und heute fühle ich mich schon wie ein Tiger. Das alles ist nicht selbstverständlich und deshalb umso schöner.»



Dauernd unter Strom

Croce war in seiner Karriere häufiger die Nummer 2 als die 1. In Ambri in der NLA stand er im Schatten von Thomas Bäumle, dem SCL Tigers-Torhüter der letzten Saison, Karol Krizan und Nolan Schaefer. Bei Basel in der NLB und bei Zuchwil in der 1. Liga, mit dem er zwei Mal Schweizer Amateurmeister wurde, kam er hingegen regelmässig zum Einsatz. «Möglichst viel spielen», sagt Croce, «das hilft immer und jedem. Das ist auch bei mir hier in Langnau nicht anders. Wer regelmässig spielen darf, der kann vor allem die für eine Spitzenleistung erforderliche mentale Spannung aufrechterhalten.» Man stehe sozusagen dauernd unter Strom. Man trainiere unter Strom, man bereite sich unter Strom auf das nächste Spiel vor und man bestreite es auch unter Strom. Es gehe immer weiter und weiter. «Kassiert man beispielsweise ein ‹faules› Tor, beschäftigt man sich nicht lange mit dem begangenen Fehler, sondern konzentriert sich sogleich wieder auf die Fortsetzung des Spieles.» Croce hofft, dass er «unter Strom» bleibt, die SCL Tigers zu weiteren Punktgewinnen und zu einem Schlagerspiel am nächsten Dienstag zuhause gegen Olten mit seinem ehemaligen «Vorgesetzten» Thomas Bäumle im Tor führen kann. «Houz alänge».