Berner Zeitung, Marco Oppliger

Mit 31 Jahren neu angefangen

Die SCL Tigers gastieren heute (20 Uhr) in Basel. Bei dieser für die Emmentaler heiklen Aufgabe ist vorab die Defensive gefragt. Das weiss auch Deny Bärtschi, obschon er noch gar nicht lange Verteidiger ist.

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Gewiss, es gibt Destinationen, die sich bei den SCL Tigers höherer Beliebtheit erfreuen als Basel. Gegen die Basler haben die Emmentaler in dieser Saison zwei ziemlich bittere Niederlagen erhalten. Zuerst verloren sie am 1.Oktober zu Hause mit 3:4 nach Penaltyschiessen. 28 Tage später – inzwischen hatte Bengt-Ake Gustafsson Tomas Tamfal an der Bande ersetzt – folgte auswärts der nächste Dämpfer: nach dem 1.Drittel führte Basel mit 4:0, am Ende stand es aus Langnauer Sicht 5:7. «So etwas darf uns nicht mehr passieren», sagt Deny Bärtschi hinsichtlich der Partie heute (20 Uhr) in der St.-Jakob-Arena.

Nach seiner Hirnerschütterung ist der 31-Jährige letzten Samstag ins Team zurückgekehrt. «Es geht mir wieder gut, ich habe darauf geachtet, dass ich die Sache wirklich richtig auskuriere», sagt Bärtschi. Es war bereits seine 4.Hirnerschütterung. Angst, dass dies seine Karriere gefährden könnte, hat er dennoch nicht. Denn zum einen habe es sich immer um leichtere Hirnerschütterungen gehandelt, und zum anderen arbeiten die SCL Tigers mit dem «return-to-play»-System. Nach einer Hirnerschütterung muss ein Spieler zuerst sechs Stufen durchlaufen, ehe er wieder spielen kann. Mit dieser Methode soll dem Hirn genug Zeit für die Erholung bleiben.

 

Intermezzo mit dem Vater

Obschon Bärtschi bei seinem Stammverein Kloten bereits in der Saison 2000/2001 in der NLA debütierte, betrat er in diesem Herbst Neuland. Nach Jahren im Sturm liess er sich nach dem Wechsel von La Chaux-de-Fonds zu den SCL Tigers zum Verteidiger umfunktionieren. Er hatte diesen Wunsch bei Tamfal deponiert. «Ich war als Stürmer bereits eher auf die Sicherheit bedacht, das entspricht einfach meinem Naturell», begründet Bärtschi diesen Schritt. Nun bildet er mit Martin Stettler das zweite Langnauer Back-Paar.

 

Als Tamfal dann entlassen wurde, hatte dies für Bärtschi zwar spielerisch keinen Einfluss, jedoch familiär. Denn während der letzten drei Spiele unterstützte sein Vater Urs den Tschechen als Assistenzcoach. «Das war speziell für mich, mein Vater hatte mich abgesehen von einem Spiel bei den Klotener Junioren nie trainiert», erzählt Bärtschi. Weil sich die Entlassung Tamfals damals bereits abgezeichnet hat, sei es keine Tragödie gewesen, als der Vater den Verein nach zwei Wochen wieder verlassen musste. «Er arbeitete aber gerne mit der Mannschaft zusammen, deshalb hatte er an diesem Entscheid vielleicht noch eine Weile zu kauen», meint der Verteidiger.

 

Bärtschis sind eine veritable Hockeyfamilie. Urs führte den EHC Biel als Spieler zu zwei Meistertiteln, Denys Bruder Patrik gelang dies einmal, 2012 mit den ZSC Lions. Die Karriere des Neoverteidigers verlief trotz einigen Jahren in der NLA weniger glanzvoll. «Klar wäre ich gerne einmal Meister geworden, welcher Spieler möchte das nicht», sagt er dazu. Doch letztlich seien er und sein Bruder zwei unterschiedliche Charaktere, das widerspiegle sich auch im Karriereverlauf. «Aber ich bin stolz auf das, was Patrik erreicht hat, ich weiss, dass dahinter viel Arbeit steckt.»

 

Die NLA hat Deny Bärtschi noch nicht abgehakt, mit den SCL Tigers strebt er den Wiederaufstieg an. Im Emmental fühlt er sich wohl. Wegen der Fans, die ihn mit ihrer Treue faszinieren, aber auch wegen des Teams. Sein Vertrag läuft Ende Saison aus, über die Zukunft mag er sich derzeit nicht äussern. Der nächste Schritt heisst vorerst einmal Basel – und dieser ist für Langnau bekanntlich gross genug.