Wochen-Zeitung, Werner Haller

Mit höherer Intensität zum Fortschritt

Die zu geringe Intensität war der Hauptgrund für die Niederlagen in den «Alles-oder-Nichtsspielen» des NLB-Playofffinals gegen Visp. Dies soll nun anders werden.

Presse •


Mit der Anstellung des Trainerduos Bengt-Ake Gustafsson/Peter Andersson Mitte Oktober letzten Jahres, ist das Leistungsdenken bei den SCL Tigers neu definiert und auf einen deutlich höheren Stand angehoben worden. Die beiden Schweden haben als Spieler und Trainer an Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften sowie in Ligen der Weltklasse insgesamt 26 Medaillen gewonnen. Wer auf allerhöchstem Niveau über so viele Jahre hinweg so erfolgreich gewesen ist, der kennt nur ein einziges Ziel: Den Sieg.

 

Die Lektion im Playofffinal

Gustafsson und Andersson wollten mit den SCL Tigers NLB-Meister werden, um dann in der Ligaqualifikation gegen Biel eine Chance für die Rückkehr in die NLA zu erhalten. Sie wollten ein Siegerteam formen, das in den wichtigsten Spielen am Schluss der Meisterschaft die besten Leistungen zeigt. Doch dieses Ziel wurde im Playofffinal klar verpasst. Die Visper waren läuferisch, technisch und spielerisch nicht die bessere Mannschaft. Aber was Siegeswillen, Einsatz- und Laufbereitschaft, leidenschaftliche Spielweise und Zweikampfstärke anbetrifft, erteilten sie den Emmentalern eine Lektion. «Wir waren gegen Visp in den entscheidenden Spielen 6 und 7 nicht bereit, den hohen Preis für den Sieg und den Titelgewinn zu bezahlen», analysierte Gustafsson das missratene Meisterschaftsfinale. «Im Gegensatz zu den Vispern konnten wir punkto Intensität und Durchsetzungsvermögen den erforderlichen ‹Zacken› nicht zulegen. Das ungenügende Zweikampfverhalten war unser Schwachpunkt.» Er und Andersson mussten im Frühling bei der Planung der Saison 2014/15 nicht lange überlegen, auf welche Weise man die fehlende Intensität erlangen würde: «Der Weg führt über das Training in den Sommermonaten und danach auf dem Eis. Wenn wir einen Schritt weiter kommen wollen, dann müssen wir in Zukunft wettkampfnäher trainieren. Das heisst im Bereich der Intensität eines Meisterschaftsspieles.» Nik Hess, als Sportlehrer Magglingen, Leistungssport- und Konditionstrainer Swiss Olympic sowie Coachinstruktor Swiss Hockey ein bestens ausgebildeter Athletiktrainer, versuchte in den vergangenen Wochen die Vorgaben des schwedischen Trainerduos möglichst erfolgreich umzusetzen. Unter anderem mit Spiel- und Trainingsformen, in welchen es, wie im Wettkampf eben auch, um gewinnen oder verlieren ging. Er konnte unter wesentlich besseren Voraussetzungen arbeiten als ein Jahr zuvor: «Nach dem Abstieg aus der NLA gab es ungewohnt viele offene Fragen», erinnert sich Hess. «Der Misserfolg, die Ungewissheit und Verunsicherung drückten auf die Stimmung, das Kader war klein und zudem mussten etliche Spieler nach schweren Verletzungen und Operationen vorsichtig aufgebaut werden.

 

Kein Vergleich zum Vorjahr

Ein Jahr später konnten die Sommervorbereitungen auf einem höheren Niveau in Angriff genommen werden. Es gab weniger Spielerwechsel und Verletzte und die Gruppe der Trainer ist unverändert geblieben. Mit
Sportchef Jörg Reber und Geschäftsführer Roland Wyss stehen zwei neue besonnene Ansprechpartner mit jahrelanger Erfahrung im Eishockeygeschäft zur Verfügung. Damit sind die SCL Tigers im sportlichen Bereich bedeutend breiter abgestützt als im Herbst letzten Jahres. Die klar verbesserten Voraussetzungen garantieren allerdings noch gar nichts. Ausschlaggebend werden die Spieler sein. Sie müssen die Bereitschaft haben, begangene Fehler korrigieren und den damit verbundenen Mehraufwand aufbringen zu wollen. Immer häufiger entscheiden Kopf und Charakter über Sieg und Niederlage. Dies ist auch bei den SCL Tigers nicht anders.