Nun ist es unumstösslich: Wir sind rot!

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Die SCL Tigers können die Playoffs auch rechnerisch nicht mehr erreichen

 

Was sowohl den Beteiligten wie auch den Fans längst klar war, ist nun eingetroffen. Nach einem grünen Jahr sind die SCL Tigers im Teletext wieder rot eingefärbt. Im Rest der Qualifikation geht es darum, die bestmögliche Ausgangslage zu schaffen.SEPARATOR

 

Der tolle Sieg gegen den EV Zug änderte nichts. Weil die SCL Tigers erst in der Verlängerung gewannen, sind sie im Teletext bereits sechs Runden vor Schluss rot eingefärbt. Aber rot ist rot. Spätestens nach dm nächsten Wochenende wäre es selbst bei zwei Siegen sowieso Tatsache geworden. Tiger-Coach Jahn Fust sagte nach dem Spiel gegen den EVZ: «Wir wussten schon seit einiger Zeit, dass es schwierig werden würde. Trotzdem ist es für uns schwer, jetzt diese Tatsache zu akzeptieren. So lange es rechnerisch noch möglich war, haben wir darum gekämpft.» Auf dem Weg zur roten Einfärbung hatten die Langnauer heikle Phasen von beinahe schon historischem Ausmass zu überstehen. Gleich zehn Niederlagen in Serie kassierten die in dieser Phase zu den Prügelknaben der Nation mutierten Emmentaler zwischen dem 20. November (1:2 gegen Lugano) und dem 20. Dezember (3:4 n.V. gegen Davos), wobei das Spiel gegen Davos immerhin die punktelose Phase bereits ein Spiel früher beendete. In diese genau einen Monat dauernde finstere Phase fielen auch die 243,51 torlosen Minuten, welche Spieler, Funktionäre und auch die Fans an den Rand der Verzweiflung brachten. 243 Minuten sind mehr als vier ganze Spiele! Alban Rexha erlöste die Langnauer mit seinem Treffer zum 1:4 in Zug. Es war das Highlight aus Tiger-Sicht im 3:5 verlorenen Spiel in der Innerschweiz. Der Fanclub SCL Tigers organisiert deshalb am 10. Februar 2012 (Beginn 20.30 Uhr) im Hotel Emmental eine Podiumsdiskussion mit dem Titel «Krisen im Mannschaftssport», an welcher unter der Leitung von Reto Wiedmer von Radio Neo1 Ruedi Zesiger, Geschäftsführer, John fust, Headcoach und Jörg Reber, erfahrener Spieler (alle SCL Tigers) sowie die bekannte dipl. Psychologin Cristina Baldasarre (Fachgebiet Sportpsychologie) teilnehmen werden.

 

Tolle Spiele, emotionale Highlights

Zurück zum Thema: Bei der Betrachtung dieser Phasen fragt man sich, wie es denn möglich war, dass die Langnauer überhaupt auf bisher 43 Punkte kommen konnten. Denn gerade mal drei Spiele lang dauerte die längste Siegesserie, und davon gab es lediglich deren zwei. Trotzdem: Es kommt nicht von ungefähr, dass das Publikum den SCL Tigers bis zum heutigen Tag die Stange hält. Immer noch pilgern regelmässig über 5'000 Fans in die Halle, und sie bereuen ihr Kommen zumindest in letzter Zeit nicht. Der Sieg gegen den EV Zug war trotz der Tatsache, dass es um verhältnismässig wenig ging, ein emotionaler Höhepunkt und allerbeste Unterhaltung. Das gleiche gilt für die Heimspiele gegen den SC Bern, welche beide auf spektakuläre Weise gewonnen wurden. Wen kümmert da, dass die Tiger in Bern jeweils richtiggehend unter gingen. Auch die beiden Heimderbys gegen den EHC Biel, obwohl beide mit 2:3 verloren, gehörten dazu. Weil sich dabei die Zuschauer auf einer emotionalen Achterbahn befanden, machten die beiden Spiele beste Werbung für kommende Partien. Oder wer erinnert sich nicht an die tollen Begegnungen gegen den HC Davos.

 

Zug, Davos, Fribourg und Bern sind bisher grün eingefärbt. Die Lakers und die Tigers sind für die Playouts «qualifiziert». Kein Zweifel, dass auch Ambri den Wettbewerb der letzten Vier bestreiten wird. An der Teilnahme von Kloten an den Playoffs ist nicht mehr zu zweifeln, und auch Lugano und die Löwen aus Zürich sollten sich bei normalem Verlauf der Dinge nach oben konzentrieren können. Verbleiben Biel und Genf, welche die verbleibenden Plätze in den Playoffs und den Playouts unter sich ausmachen werden. Die Seeländer haben derzeit die besseren Karten, favorisiert bleiben jedoch die Genfer. Die Frage ist nun, welcher Rang nach 50 Spielen ist die bestmögliche Ausgangslage für die SCL Tigers: Erste Antwort: Rang 11 ist es nicht. Begründung: Der Gegner heisst wie bei Erreichung von Rang 10 Ambri, und es ist günstiger, wenn sich die Tiger den Heimvorteil sichern. Nur: Wäre nicht auch Rang 12 eine schöne Alternative? Die Frage ist berechtigt, kann aber letztlich eindeutig beantwortet werden. Zuerst aber zu den Gründen, weshalb die Frage berechtigt ist:

 

In den Playouts ist auch Biel abstiegsgefährdet

Der EHC Biel ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Niemand hätte ihnen zugetraut, was sie derzeit bieten. Sie sind im Rennen um den 8. Rang in der Poleposition, und haben zuletzt am Samstag beim 1:0 – Sieg in der Direktbegegnung den 9.-klassierten Genfern zumindest einen Zahn gezogen. Es ist zu vermuten, dass sich erst in der allerletzten Partie der Qualifikation entscheiden wird, wer den letzten zu den Playoffs berechtigenden Rang belegen wird. Schaffen es die Bieler nicht, fällt möglicherweise ein Märchen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ob es danach Coach Kevin Schläpfer gelingen wird, sein Team rechtzeitig wieder aufzurichten? Es ist ihm zu wünschen. Zumindest wenn es danach in den Halbfinals gegen die Lakers geht. Die Frage ist natürlich trotzdem: Wäre es nicht leichter, gegen ein demoralisiertes und mental angeschlagenes Biel zu kämpfen, als gegen ein bestens auf die Playouts vorbereitetes Ambri?

 

Der 10. Rang als Ziel!

Die Frage lautet ganz klar Nein! Denn in der Qualifikation Letzter zu werden, ist ebenfalls kein mentaler Vorteil, sondern nagt ganz entscheidend am Selbstvertrauen. Zu mentaler Stärke verhelfen nur Siege, und diese sind auch aus rein sportlicher Sicht in jedem spiel anzustreben. Zudem ist längst nicht sicher, ob der Gegner in den Playouts Biel heissen wird. Heisst der Gegner Genf, so bedeutet dies zwar im mentalen Bereich ähnliches wie bei den Seeländern. Aber die Genfer haben eindeutig das grössere spielerische Potential. Und zwar nicht nur als die Bieler, sondern auch als die Langnauer. Weil Rang 9 nicht mehr zu erreichen ist, geht es nun also um Rang 10. Dieser bedeutet für das Team von John Fust – so wie es sich gehört – die bestmögliche noch zu realisierende Ausgangslage für die wichtigste Phase der Saison.

 

Diese Phase kann nicht ernst genug genommen werden. Sie ist für die beteiligten Teams sogar gefährlicher als in andern Jahren. Denn kaum je war das Feld der letzten Vier derart ausgeglichen wie in diesem Jahr. Sogar die lange Zeit abgeschlagenen Lakers haben sich gesteigert und spielen seit längerer Zeit auf dem Level von Ambri und Langnau. So einfach, wie dies zu Beginn der Saison schien, werden sich die Seebuben nicht bezwingen oder gar versenken lassen. Möglich, dass dies bereits der Halbfinalgegner deutlich zu spüren bekommen wird. Ambri beispielsweise würde sich wohl gar nicht freuen, wenn die Tiger noch auf den letzten Platz abrutschen würden. Denn die Leventiner verloren drei der vier Spiele gegen den aktuellen Tabellenletzten. Dagegen ist Ambris Bilanz gegen die Emmentaler noch positiv. Die SCL Tigers können jedoch am kommenden Samstag noch ausgleichen. Für Spannung und Nervenkitzel in den Playouts ist also gesorgt.

 

Die echten sportlichen Dramen spielen sich nie in den Playoffs ab. Denn oben ist ein Scheitern, egal unter welchen Umständen, und egal, ob in den Viertelfinals oder erst im Final, spätestens in der nächsten Saison vergessen. Scheitert dagegen ein Team in den Playouts und danach sogar in der Ligaquali, geht es an die Existenz.