Die Antwort auf Fragen zu Heinz Schlatter

Schlatters Arbeit in Langnau war besser als der Ruf der SCL Tigers.

Der offene Brief vom 30. August an die Verwaltungsräte der SCL Tigers fand nicht nur Zustimmung. Aber er zeigte schonungslos auf, wie unterschiedlich die Sichtweisen von Fans, Sympathisanten und auch von Geldgebern der SCL Tigers auf die Person Heinz Schlatter sind. Ungeklärt bleibt die Frage, ob, und unter welchen Umständen die Führung der SCL Tigers das «Experiment Schlatter» hätte wagen dürfen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Wie unterschiedlich die Person Heinz Schlatter wahrgenommen wird, zeigen die Reaktionen auf den offenen Brief an die Verwaltungsräte der SCL Tigers vom 30. August. Auf dem Pinboard der SCL Tigers wurden folgende Fragen aufgeworfen, welche ich hier, so gut mir dies möglich ist, zu beantworten versuche.

1.) Hat Heinz Schlatter in Langnau erfolgreich gearbeitet?

2.) Wo waren damals «Hene's» versprochene Sponsoren?

3.) Wo genau profitieren die SCL Tigers heute noch von den abgeschnittenen Zöpfen des Heinz Schlatter?

4.) Könnte Heinz Schlatter trotz seiner Vergangenheit in Langnau wieder genug Vertrauen schaffen?

 

Bevor wir an die Beantwortung dieser Fragen gehen, muss ich einige Vorbemerkungen anbringen. Erste Vorbemerkung: In Bruno's Blog legt der Verfasser seit Beginn der Saison 2008/09 seine persönliche Meinung dar. Erst seit Beginn der Saison 2011/12 bringen wir auf dem Portal www.fantiger.ch auch Vorschauen, Spielberichte und recherchierte Artikel. Bruno's Blog war immer als das gekennzeichnet, was er ist: Die Darstellung meiner persönlichen Sichtweise (Freispiel), welche mit der offiziellen Meinung des «Fanclub SCL Tigers» nicht immer und in allen Punkten übereinstimmen muss. Dies hat sich durch die Übernahme des Präsidiums (beim Start von Bruno's Blog war ich noch Vorstandsmitglied) nicht geändert. Und dies wird auch weiterhin so bestehen bleiben.

Zweite Vorbemerkung: Wie sag ich einem Gönner, der aus Goodwill als Sponsor in der Ilfishalle über Jahre eine Werbetafel mit x-tausenden von Franken finanzierte, dass er für die bezogene Gegenleistung viel zu wenig bezahlt hat? Wer so etwas zu verkünden hat, kann selbst dann nicht auf Verständnis hoffen, wenn seine Verkündung volle Berechtigung hat. Ob Heinz Schlatter in seiner damaligen Funktion als Geschäftsführer der SCL Tigers bei seiner Mission, «alte Zöpfe abzuschneiden», immer den richtigen Ton getroffen hat, muss offen bleiben. Denn ich war nicht dabei!

Dritte Vorbemerkung: Es geht hier lediglich um die Beantwortung von Fragen, welche mir gestellt wurden. Dieser Blog soll keinesfalls als «Nachlegen» nach dem offenen Brief verstanden werden. Diesen neuen Blog schreibe ich auf eindringliche Aufforderung hin, doch die gestellten Fragen endlich zu beantworten. Deshalb halte ich fest: Jede beauftragte Person kann sich sicher sein, dass sie von diesem Portal in der Aufgabe, für die SCL Tigers Sponsoren zu gewinnen, so weit wie möglich, und so lange dies sinnvoll ist, unterstützt wird. Verkäufer, die in der Lage sind, auch national und international «am Rad zu drehen», gibt es einige. Aber sie werden sich bei den SCL Tigers nicht die Klinke in die Hand drücken.

 

Zum Wesentlichen:

SCL Tigers - Geschäftsführer Ruedi Zesiger wird derzeit nicht müde, darauf hinzuweisen, dass den SCL Tigers Geld fehlt, und dass deshalb zumindest vorerst auf den vierten Ausländer verzichtet werden muss. Dafür macht er verschiedene Gründe geltend. 1.) Aus bisherigen Sponsoren wurden Investoren (Jakob AG, Trubschachen, Zimmerei Kühni AG in Ramsei, GLB Langnau, Fischer & Cie AG, Langnau. Diese Firmen tätigen im Zusammenhang mit der Sanierung der Ilfishalle statt eines namhaften Sponsorings ein noch viel namhafteres Investment.

2.) Die zukünftigen Vermarktungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der sanierten Ilfishalle können in der Rohbau-Saison noch längst nicht vollumfänglich genutzt werden.

3.) Die derzeit unsichere Weltwirtschaftslage, welche viele Firmen vorsichtiger agieren lässt.

4.) Die SCL Tigers sind zwar gesund, haben abgesehen vom Gemeindedarlehen kaum Schulden, aber auch keine Reserven. Ein Defizit schlägt deshalb voll durch.

 

Hat Heinz Schlatter in Langnau erfolgreich gearbeitet?

Wer hätte im Sommer 2009 gedacht, dass die SCL Tigers lediglich drei Jahre später gesund und mit einem sanierten Stadion dastehen würden. Peter Jakob, Walter Gerber, Ernst Kühni, Martin Lenz und Karl Brügger, aber auch Ruedi Zuesiger mit seiner Crew haben Unglaubliches geleistet und vollbracht. In den gut 36 Monaten, in welchen sie am Werk sind, haben sie die Vertrauenswürdigkeit der Marke SCL Tigers enorm gesteigert. Trotzdem fehlt derzeit Geld. Weil es nämlich Zeit braucht, um aus Vertrauen Geld zu machen.

 

Heinz Schlatter hatte in seinem Rücken keinen Verwaltungsrat, der die SCL Tigers und auch die Ilfishalle sanierte. Er hatte ein Unternehmen zu führen, welches sich seit Beginn der Affäre Müller im Dezember 2004 (Schlatter trat sein Amt im Oktober 2007 an) permanent am Rande der Zahlungsunfähigkeit bewegte. Es fehlte an Geld und das Management unter Schlatter benötigte haufenweise Zeit, um überhaupt die Beträge für die Löhne und die wichtigsten Kreditoren aufzutreiben. Die Schulden wuchsen monatlich um zum Teil sechsstellige Beträge. Das Image der SCL Tigers war miserabel, was für die Gewinnung von Sponsoren nicht förderlich war. Und Schlatters Zeit war, weil Hans Grunder im Sommer 2009 das Handtuch warf, nach lediglich 22 Monaten bereits wieder zu Ende. Die öffentliche Weigerung Grunders im April 2009, weiteres Geld in die SCL Tigers einzuschiessen, verunmöglichet ab diesem Zeitpunkt eine erfolgreiche Akquisition von Sponsoeren. Schlatter hatte streng genommen 18 Monate zur Verfügung. Viel zu wenig, um unter diesen Voraussetzungen Vertrauen aufzubauen, und dieses in Geld umzumünzen. Dass er es in mehreren Fällen trotzdem schaffte, spricht für ihn, denn erschwerend kam hinzu, dass Hans Grunder in dieser Zeit als neu gewählter Nationalrat die BDP gründete, und Schlatter somit nicht den Support leisten konnte, der nötig gewesen wäre. Im Gegenteil: Viele verärgerte SVP-Sympathisanten überdachten wegen der Abspaltung ihr Engagement beim Langnauer Eishockey-Unternehmen.

 

Wo waren damals «Hene's» versprochene Sponsoren?

Eigentlich ist es fast eine Frechheit gegenüber den Sponsoren, diese Frage zu stellen. Denn Sponsoren wünschen sich, dass ihr Engagement bemerkt, und nicht ignoriert wird. Denn zwei der von Heinz Schlatter akquirierten Firmen sind derzeit als Hauptsponsoren der SCL Tigers geführt. Es sind dies der 511-Shop und die Migros. Bei letzteren musste natürlich längst Ruedi Zesiger das Zepter in die Hand nehmen. Die Türe öffnete jedoch – damals noch bei OBI – Heinz Schlatter. Die Migros Aare und OBI sind an der gleichen Adresse beheimatet. Auch der Wechsel des Ausrüsters von der Wüthrich Sport AG zur Ochsner Hockey AG war ein Werk Schlatters. Der Deal, der zu Beginn dieses Jahres von der neuen Tigers-Führung bestätigt wurde, beschert den Langnauern seit dem Wechsel einen jährlichen finanziellen Vorteil von ca. 150'000 Franken. Unter dem Theater, das damals darum entstand, litt das Image der SCL Tigers ebenfalls. Viel Staub wirbelte damals auch der Artikel «Hans Grunder und seine Melker» von Klaus Zaugg auf, welcher ebenfalls in die Amtszeit, jedoch keinesfalls in den Verantwortungs-Bereich von Heinz Schlatter fiel. Noch ein Wort zu Karl (Käru) Brügger und seinem 511-Shop: Brügger kam wie erwähnt durch Heinz Schlatter zu den SCL Tigers. Er ist längst nicht mehr «nur» Hauptsponsor der SCL Tigers und der SCL Young Tigers, sondern auch VR-Präsident der Nachwuchs-Organisation der Tigers sowie Verwaltungsrat der grossen Tiger. Brügger übernahm bereits in der Vergangenheit einen Teil der Defizite der SCL Tigers und wird dies wohl auch für die kommende Saison wieder tun. Für die SCL Tigers bleibt zu hoffen, dass Brüggers möglicher und durchaus verständlicher Ärger über die Absage an Schlatter möglichst rasch wieder verfliegt.

 

Wo genau profitieren die SCL Tigers heute noch von den abgeschnittenen Zöpfen des Heinz Schlatter?

Ich erlaube mir, dazu aus meinem offenen Brief vom 30. August, welchen der Fragesteller möglicherweise nicht vollständig las, zu zitieren: Es ist uns allen noch präsent, wie wenn es gestern gewesen wäre: Heinz Schlatter hatte in Langnau den Auftrag, alte Zöpfe abzuschneiden. Oder etwas präziser ausgedrückt: Er hatte den Sponsoren und Werbern mitzuteilen, dass diese viel zu wenig bezahlen für das, was sie erhalten. Ein Unterfangen, das unmöglich ohne Getöse und Verärgerung ablaufen konnte. Und so geschah es denn auch: Schlatter schnitt Zöpfe ab, und Hans Grunder, der sich als Politiker darum bemühen wollte, die aufgewirbelten Wellen mit rhetorischem Geschick wieder zu glätten, hatte mit seiner Wahl in den Nationalrat und mit der Gründung der BDP wichtigeres zu tun. Ruedi Zesiger und seine Crew nahmen in der Zwischenzeit weitere Anpassungen gegen oben vor. So sind jedenfalls die Begründungen bei Absagen von Tiger-Sponsoren und -Werbern auf die wiederholten Anfragen zu deuten, auch im FANTIGER oder auf dessen Online-Portal Werbung zu betreiben. Die Begründungen sind oft identisch und lauten: Wir mussten den SCL Tigers wiederum mehr Geld geben, deshalb sind unsere Budgets erneut ausgereizt. Nicht auszudenken, wenn Ruedi Zesiger das Preisniveau vom Stand «Sommer 2007» auf das heutige Niveau hätte erhöhen müssen, und Schlatter da nicht bereits Vorarbeit geleistet hätte.

 

Könnte Heinz Schlatter trotz seiner Vergangenheit in Langnau wieder genug Vertrauen schaffen?

Dies wäre wohl schwierig. Denn zu sehr wurde zugelassen, dass Schlatter zusammen mit Hans Grunder für das Scheitern der SCL Tigers verantwortlich gemacht wurde. Dabei wird beispielsweise das 2,3 Millionen Franken grosse Loch aus der Affäre Müller im Jahr 2004 vollkommen ausgeblendet. In den Gedächtnissen scheint es diese Affäre nicht mehr zu geben. Dabei haben erst die Tiger-Retter um Peter Jakob dieses Loch nachhaltig saniert. Vergessen oder ausgeblendet wird auch, dass die Leistungs- und Erfolgsbilanz von Schlatters Vorgänger Martin Bruderer gegen Null tendierte (mit Ausnahme der Organisation des Tatze-Derbys, in dessen Vorfeld auch Bruderer jede Menge zu tun hatte, das jedoch nicht seiner Idee entstammte). Gemäss einem Brief von Hans Grunder vom 12. Februar 2008 an seine Verwaltungsratskollegen soll Bruderer den damaligen Verwaltungsrat über die tatsächlich vorhandenen Sponsoreneinnahmen getäuscht haben. Ob absichtlich oder unabsichtlich, bleibt in diesem Schreiben offen.

 

Ob Schlatter in Langnau das Vertrauen wieder hätte herstellen können, ist unerheblich. Denn die Verantwortlichen der SCL Tigers hätten ihn kaum auf dieselben Leute losgelassen, bei denen er sich vor noch nicht allzu langer Zeit unbeliebt gemacht hat. Die Sponsoren und Werber aus der näheren und mittleren Umgebung der SCL Tigers würden mit Bestimmtheit von den bisherigen Betreuern weiter betreut. Schlatter hätte ausserhalb des Emmentals Sponsoren akquirieren müssen. Bei Bekanntgabe von Schlatters Verpflichtung im Mandat hätte wohl die Erde in Langnau kurz gebebt. Da jedoch niemand im bisherigen direkten Umfeld der SCL Tigers mit Schlatter in Berührung gekommen wäre, hätte sich dieses ohnehin nicht existenzgefährdende Beben rasch aufgelöst, und sich nach Bekanntgabe von durchaus möglichen Erfolgen gar ins Gegenteil gekehrt. Wir sollten nicht ausser acht lassen, dass Schlatter auch im Emmental nicht nur Gegner hat.

 

Persönliches Fazit

Meinungen sind selten objektiv. Diese Feststellung schliesst meine eigene Meinung mit ein. Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass der Entscheid des Verwaltungsrates der SCL Tigers, auf Heinz Schlatter zu verzichten, mutlos war. Ich begründe dies mit mir bekannten, belegten Fakten. Ich weise jedoch ebenfalls darauf hin, dass auch ich nicht über alle Fakten verfüge, und schliesse deshalb nicht vollständig aus, in meiner Ansicht über den VR-Entscheid falsch zu liegen. Ganz bestimmt nicht falsch liege ich in der Wahrnehmung der Leistung und der Erfolgsbilanz von Heinz Schlatter als Geschäftsführer der SCL Tigers. Berücksichtigt man sämtliche Umstände, das Zeitfenster seiner Tätigkeit und seinen Auftrag, so hat Schlatter im Rahmen des Möglichen gute Arbeit geleistet. Wie weiter oben erwähnt, ist dieser Blog kein «Nachlegen» in der Angelegenheit Schlatter. Schade wäre es jedoch, wenn der VR der SCL Tigers über keine adäquate Alternative zu Schlatter verfügen sollte. Die im Portal 20 Minuten online geäusserte Absicht, Ruedi Zesiger auf die Reise zu schicken, gehört hoffentlich ins Reich der Fabeln. Zesiger ist Integrationsfigur, Geschäftsführer und Sportchef in einer Person, und sollte auch dann nicht für die Akquisition von nationalen und internationalen Sponsoren «verheizt» werden, wenn er das Amt als Sportchef abgeben sollte. Denn es gibt nur einen Ruedi Zesiger!