Hoffentlich nur ein Umfaller:

SCL Tigers für einmal unterirdisch

Der EHC Biel kam im Emmental zu einem billigen Erfolg. Die Niederlage stand nach drei Bieler Verteidigertoren bereits nach den ersten zwanzig Minuten fest. Bei den SCL Tigers erinnerte rein gar nichts an die zuletzt guten Leistungen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Eine Szene aus dem ersten Drittel. Während Jason Fuchs Langnaus Captain Pascal Berger nur von hinten sieht, scheitert dieser am starken Jonas Hiller. Bild: Bruno Wüthrich

Lange Gesichter bei den 5'840 Zuschauern in der Ilfishalle. Dies waren nicht die SCL Tigers, die wir in den letzten Spielen gesehen haben. Für einmal passte nicht viel zusammen. Zumindest nicht nach dem ersten Gegentreffer. Von da weg hätte man sich den Rest sparen können. Oder auf den Punkt gebracht: die SCL Tigers dominierten die ersten 10 Minuten, waren da auch das bessere Team. Doch nach den billigen Treffern zum 0;3 aus Langnauer Sicht ging bei den Platzherren nichts mehr.

Es war wahrlich nicht das beste Drittel, das Ivars Punnenovs je gespielt hat. Es war aber auch kein gutes Drittel der gesamten Mannschaft. Die zuletzt sehr guten Leistungen der SCL Tigers mit 22 Punkten aus neun Spielen hatten sehr viel mit den ausgezeichneten Leistungen von Punnenovs zu tun. Heute zog der lettische Nationaltorhüter jedoch einen schwachen Tag ein, und liess sich durch Distanzschüsse gleich drei Mal in den ersten 20 Minuten bezwingen. Wenn wir milde beurteilen, dann sagen wir, dass Punnenovs den ersten Gegentreffer an einem guten Tag bestimmt gehalten hätte. Abgezogen hatte in der 11. Minute Kevin Fey. Bereits zweieinhalb Minuten später schepperte es erneut hinter dem Langnauer Hüter. Wobei «scheppern» ehrlich gesagt das falsche Wort ist. Dieses Schüsschen geht sonst kaum je irgendwo rein. Abgegeben hatte es in der 14. Minute Beat Forster, und es war der Treffer zum billigen 0:2 für die Gäste.

Diverse Male bemühten wir in den letzten Spielen die Floskel, «wenn es läuft, dann läuft es». Doch umgekehrt ist auch gefahren. Wenn es eben mal nicht läuft, dann läuft es nicht. Oder es kommt noch schlimmer. In der 20. Minute zieht auch noch Samuel Kreis von der blauen Linie ab. Drinn! Wobei dieser Treffer von allen drei bestimmt am schwierigsten zu halten war. Wie dem auch sei: Ivars Punnenovs trat zum zweiten Drittel nicht mehr an. Ihn ersetzte Damiano Ciaccio.

Doch es war nicht allein Punnenovs Schuld, dass die Langnauer im ersten Abschnitt resultatmässig derart unten durch mussten. Die Tiger versuchten zwar, das Heft gleich nach dem ersten Anspiel in die Hand zu nehmen. Aber Coach Heinz Ehlers veränderte seine zuletzt erfolgreiche Formation auf zwei wichtigen Positionen. Er liess den Kanadier Aaron Gagnon und den finnischen Topscorer Antti Erkinjuntti pausieren und ersetzte sie durch die zuletzt pausierenden Eric Himelfarb (CAN) und Ville Koistinen (FIN). Vor allem Erkinjuntti fehlte an allen Ecken und Enden. Die Emmentaler brachten insgesamt kaum ein Bein vor das andere, waren immer zu spät und konnten jeweils nur zu Beginn eines Drittels ein paar Tormöglichkeiten kreieren. Unterirdisch war auch das Spiel in Überzahl, wo die Langnauer versuchten, ruhig aufzubauen, was ihnen kaum je gelang und wo sie durch die ruhige Gangart sehr viel Zeit unnötig verplemperten. Zudem verfehlten die meisten Schüsse der Langnauer das Ziel. Und diejenigen, die aufs Tor kamen, waren zu harmlos. Nach der definitiven Entscheidung durch Toni Rajala in der 44. Minute konnte Andreas Thuresson in der 58. Minute in Überzahl doch noch den Ehrentreffer markieren und dem deutlich zu wenig geprüften Jonas Hiller den Shotout vermasseln.

Fazit: So etwas kann es geben. Umfaller wie den heutigen der SCL Tigers leisten sich gelegentlich auch Spitzenteams. Wichtig ist aber, dass es wirklich nur ein Umfaller war, und dass sich die Langnauer am Freitag in Dovos und am Samstag gegen den EV Zug wieder fangen können. Bestimmt hat der Verzicht auf Gagnon und vor allem auf Erkinjuntti das Seinige zu der heutigen Niederlage beigetragen. Doch Pascal Berger wollte diese Entschuldigung nicht bemühen. Oder zumindest fast nicht: «Wenn wir eine Entschuldigung suchen, dann können wir das Fehlen der Beiden anbringen. Aber alle, die heute gespielt haben, haben es verdient zu spielen. Biel hat einen Lauf und war heute einfach besser.» Heinz Ehlers wollte seine Mannschaft nicht so schlecht gesehen haben. Auch er mahnte, die starke Form des EHC Biel zu respektieren. Doch er gab zu: «Wir brachten heute nicht die nötige Intensität aufs Eisfeld, die es gebraucht hätte.»

 

SCL Tigers - EHC Biel 1:4 (0:3, 0:0, 1:1)

Ilfishalle, 5'840 Zuschauer. SR: Urban/Wehrli, Bürgi/Gurtner. Tore: 11. Fey (Earl, Lüthi) 0:1. 14. Forster (Rayala) 0:2. 20. Kreis (Fey) 0:3. 45. Rajala (Pouliot, Jecker) 0:4. 58. Thoressen (Gustafsson, Albrecht, Ausschluss Pouliot) 1:4. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 4-mal zwei Minuten gegen den EHC Biel.

SCL Tigers: Punnenovs (21. Ciaccio); Koistinen, Zryd; Blaser, Huguenin; Erni, Lardi; Seydoux, Randegger; P. Berger, Himelfarb, Thuresson; Dostoinov, Albrecht, Elo; Neukom, Gustafsson, Kuonen; Rüegsegger, Haas, Gerber.

EHC Biel: Hiller; Forster, Jecker; Fey, Kreis; Maurer, Lofquist; Dufner, Diem; Rajala, Pouliot, Pedretti; Earl, Fuchs, Tschantré; F. Lüthi, Neuenschwander, Schmutz; Wetzel, Sutter, Joggi.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne N. Berger, Stettler, Nüssli, Peter (alle verletzt), Erkinjuntti, Gagnon (überzählig). EHC Biel ohne Micflikier, Hächler, V. Lüthi, Nussbaumer, Steiner.