Wahrlich kein Tigers-Weekend:

SCL Tigers tauchen in Davos mit 1:5

Keine Chance für fehlerhafte SCL Tigers beim ausgeruhten HC Davos. Fünf Minuten nach dem Langnauer Führungstreffer war die Partie zugunsten der Davoser entschieden

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Die SCL Tigers haben in Damiano Ciaccio einen sicheren Rückhalt. Sechs Shutouts in dieser Saison sprechen eine deutliche Sprache. Doch wenn ein Schlussmann von seinen Vorderleuten derart sträflich im Stich gelassen wird, wie dies heute bei den Langnauern in Davos der Fall war, kann er nicht brillieren. Bild: Susanne Bärtschi

 

Soll man Müdigkeit als Entschuldigung für eine ungenügende Leistung gelten lassen? Die SCL Tigers hatten gestern Samstag gegen den HC Genf-Servette anzutreten (0:3) und mussten heute nach Davos reisen. Währendessen konnte sich der spielfreie HC Davos gestern ausruhen und musste folgedessen auch nicht reisen. Liebe Leserin, lieber Leser: Ich bin hin und her gerissen. Der Spielplan beinhaltet - vor allem, weil wegen der vielen Spielverschiebungen oft keine vollen Runden gespielt werden können, - solche Nachtrags- oder Vorholspiele. Also müssen die Mannschaften, die betroffen sind, mit dieser Situation zurecht kommen. So ist es einfach! Jammern nützt nichts! Lassen wir die ungleichen Voraussetzungen als Entschuldigung gelten, tritt die betroffene Mannschaft am besten gar nicht zum Spiel an. Schon oft haben wir festgestellt, dass auch eine vom Spielplan benachteiligte Mannschaft das Spiel gewinnen kann.

Andererseits schleckt keine Geiss weg, dass es eben schon einen Unterschied machen kann, ob eine Mannschaft, die am Vortag spielfrei hatte, auf heimischem Eis gegen einen Gegner antreten darf, der nebst einem harten Spiel in den Beinen auch noch eine lange Reise hinter sich hat. Trotz hervorragender Einstellung kann es eben dann sein, dass in Laufduellen oder in den Reaktionszeiten die entscheidenden Sekundenbruchteile fehlen und auch die Präzision zu wünschen übrig lässt. Auch mit der Konzentration ist das zuweilen so eine Sache.

Nun - es war kein Wochenende für die SCL Tigers. Bereits gestern gegen Genf-Servette fehlten Spritzigkeit, Präzision und oft auch die Konzentration. Heute war es - um es einfach auszudrücken - um keinen Deut besser. Und dies reichte eben nicht. Der HC Davos ist in dieser Saison oftmals kein Gradmesser. Die Bündner liegen abgeschlagen auf dem zweitletzten Rang. Aber wenn es den Steinböcken mal läuft, dann läuft es. Dann ist unschwer zu erkennen, dass da halt immer noch einige Leute beschäftigt sind, die es einfach noch drauf haben. Der Vergleich mag gewagt erscheinen, und er stimmt sicherlich nicht ganz: Aber der HCD ist im Schweizer Eishockey so etwas wie Roger Federer im Welt-Tennis. Roger Federer gewinnt nicht mehr so oft wie einst, doch er kann immer noch berauschende Spiele abliefern und - wenn alles stimmt - sogar noch einen grossen Titel gewinnen. Der HCD gewinnt mit diesem Kader ganz bestimmt keine grossen Titel mehr. Aber wie Roger Federer gewinnt er nicht mehr so oft, und ab und zu gibt es ein Spiel, in dem über einen Gegner nur so hinweg gefegt wird.

Leidtragende waren heute die SCL Tigers, die jedoch mit ihrem fehlerhaften Spiel ihren Gegner auch geradezu zum Toreschiessen einluden. Vom normalerweise erfolgreichen Ehlers-Hockey war weit und breit nichts zu erkennen. Der Coach dürfte sich denn auch masslos geärgert haben ob der zum Teil katastrophalen Fehler, die sich seine Jungs leisteten. Zwar schoss Aaron Gagnon per Ablenker eines Schusses von Chris DiDomenico die Tiger in der 6. Minute im Powerplay in Führung. Doch diese hielt gerade mal 19 Sekunden. Es war eine formidable Einzelleistung von Enzo Corvi, die den Bündnern den Ausgleich brachte. Ganz anders dann keine zwei Minuten später: Tino Kessler profitierte bei seinem Treffer zur Davoser Führung von einer Pech und Pleitenserie der Emmentaler (9.). Und als Andres Ambühl keine drei Minuten später Marc Wieser auf die Reise schickte und dieser allein im Direktduell Damiano Ciaccio keine Chance liess, war das Spiel eigentlich bereits gelaufen.

Ab diesem Zeitpunkt gab es für einen einigermassen objektiven Zuschauer keinerlei Anzeichen mehr, dass die Langnauer diese Partie noch gewinnen könnten. Im Gegenteil: schlussendlich waren die Tiger mit diesem Resultat noch gut bedient.

Es folgen jetzt drei weitere schwere Auswärtsspiele in Serie, beginnend am kommenden Dienstag in Lugano. Es ist zu hoffen, dass die SCL Tigers wieder beginnen, vermehrt so zu spielen, wie dies von Coach Heinz Ehlers gefordert wird. Immer noch befinden sich die Langnauer auf einem guten Weg in Richtung Playoffs. Und doch sind diese noch längst nicht gesichert. Es ist also sehr wohl möglich, an diesem Ziel noch grandios zu scheitern. Die SCL Tigers werden nur dann nach 50 Runden unter den ersten Acht sein, wenn sie ab sofort wieder so spielen, wie sie es können. Unkonzentriertheiten und Fehlerorgien mag es keine leiden.

 

HC Davos - SCL Tigers 5:1 (3:1, 1:0, 1:0)

Vaillant Arena Davos, 4'585 Zuschauer. SR: Dipietro/Hebeisen, Obwegeser/Wolf. Tore: 6. (05.51) Gagnon (DiDomenico, Huguenin, Ausschluss Buchli) 0:1. 7. (06.10) Corvi (M. Wieser, Ambühl) 1:1. 9. Kessler 2:1. 11. M. Wieser (Ambühl, Heinen) 3:1. 36. Rödin (Kundratek, Hischier) 4:1. 45. Meyer 5:1. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen den HC Davos, 1-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

HC Davos: Senn;Heinen, Du Bois; Buchli, Kudratek; Heldner, Barandun; Payr, Baumgartner; Ambühl, Corvi, M. Wieser; Rödin, Lindgren, Hischier; Meyer, Bader, Frehner; Egli, Aeschlimann, Kessler.

SCL Tigers: Ciaccio; Leeger, Glauser; Lardi, Erni;, Huguenin, Cadonau; Kindschi; Dostoinov, Gagnon, Elo; Pesonen, P. Berger, Kuonen; Neukom, Diem, DiDomenico; N. Berger, Randegger, Rüegsegger; Gerber.

Bemerkungen: Davos ohne Nygren, Lindbäck, Sandell, D. Wieser, Paschoud, Stoob (alle verletzt), Jung (gesperrt), Pestoni (überzählig). SCL Tigers ohne Punnenovs, Gustafsson, Blaser, Nüssli, Peter (alle verletzt), Johansson, Melnalksnis (beide überzählig). 17. Tor von Ambühl (Davos) nach Coaches-Challange wegen Offside aberkannt.