Unter-Emmentaler, Markus Jutzi

Spielen die Tigers noch jemals in der NLA?

Zukunftsvisionen SCL Tigers: Im «Kühni-Träff» vis-à-vis der Ilfishalle fand der zweite «Hautnah»-Event statt. Vertreter der Tigers, Fans und Interessierte pflegen einen unkomplizierten Austausch. Der «UE» war mit dabei.

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Der Verwaltungsrat der SCL Tigers rechnet mit einem Aufstieg in zwei bis drei Jahren. Die Mannschaft und der Geschäftsführer haben das Ziel Aufstieg bereits auf Ende Saison gesetzt. Das ist auch richtig so, denn Ziele des Verwaltungsrats und des Geschäftsführers müssen nicht identisch sein. Zwar ist Langnau sportlich derzeit weit von einem Aufstieg in die NLA entfernt. Trotzdem die Frage: Kann sich Langnau einen Aufstieg eigentlich noch leisten? 

 

Momentan braucht es in der höchsten Spielklasse ein Budget von geschätzten 17 Millionen Franken und ein zweites Eisfeld. Ein zweites Eisfeld kann vielleicht noch realisiert werden – aber die 17 Millionen sind doch gar in das Reich der Fantasie zu stellen. Das heisst aber nicht, dass die Tigers nun für immer in der NLB spielen müssen.

 

Visionen braucht es

Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Es braucht neue Wege und Männer mit Visionen. Peter Jakob und seine Leute im Verwaltungsrat hatten eine Vision. Anstatt jedes Jahr den Geldbeutel zu öffnen, renovierten sie das Stadion. Mitgeholfen hat aber auch die Gemeinde Langnau. Die Visionen müssen weiter geführt werden. Der eigene Nachwuchs muss noch mehr gefördert werden. Mit einem zweiten Eisfeld muss die Zusammenarbeit in der Region mit anderen Klubs verstärkt werden.

 

Junge, hungrige Spieler gefragt

Das Ganze aber garantiert noch keinen Platz in der höchsten Liga. In der laufenden Saison operiert Langnau mit einem nicht offiziell bestätigten Budget von 7 Millionen. Das heisst, es werden immer noch sehr hohe Löhne bezahlt. Das beste Preis-/Leistungsverhältnis bringen junge, hungrige Spieler. Nun aber werden die besten jungen Spieler von Übersee abgeworben. Elf Spieler sind in der Saison 2013/14 über den grossen Teich geflogen, ganz in der Hoffnung, eine NHL-Karriere lancieren zu können. Und schon beginnt das grosse Jammern der reichen Klubs. Man habe zu wenig gute Nachwuchsspieler, und die Attraktivität der Liga leide darunter. Eine Lüge, denn sie wollen nur die Liga verkleinern, um noch mehr Geld zu verdienen.

 

Verändert die KHL den Betrieb?

Doch nun kommt eine ganz neue Komponente ins Spiel. Das Zauberwort heisst KHL. Bis in vier Jahren wird der erste Schweizer Klub in dieser Liga spielen. Um in der KHL bestehen zu können, braucht es ein grosses Stadion, eine Superinfrastruktur, treue Fans, viele Sponsoren und einen Flugplatz in der Nähe. Da gibt es nicht viele Klubs, die in Frage kommen. Einer davon ist der SC Bern. Da stimmt alles und der schlaue Fuchs Marc Lüthi wird alles daran setzen, seinen Klub in diese Liga zu bringen. Voraussetzung ist jedoch, dass das Risiko kalkulierbar ist. Was er dazu auch braucht, ist ein funktionierendes Farmteam. Und da kommt Langnau ins Spiel. Sogar eine ganze Region muss miteinbezogen werden: nämlich mit Brandis, Burgdorf und Langenthal. Wenn der SCB in der KHL spielt dann hat Langnau die Chance, in der NLA zu spielen. Eine Durchlässigkeit also auf allen Stufen. Nur die Besten dürfen dann an den Honigtopf. Die Leistungsskultur ist gewährleistet und zwar in der ganzen Region. Wichtig ist, dass die Langnauer und Berner früh dieses Potenzial erkennen und zusammenarbeiten.

 

Nun könnten die Spieler auch in der Schweiz ein Salär über eine Million beziehen. Die Bezüge in der NLA würden absinken und die Spieler auf einmal wieder bezahlbar. Die Langnauer werden nie in der KHL spielen, aber ausser Bern werden auch noch andere Schweizer Vereine einsteigen. Um die Attraktivität in der NLA zu steigern, könnten junge ausländische Spieler zugelassen werden. Diese könnten dann über die NLA den Weg in die KHL schaffen.

 

Nun sagen alle gleich Nein. Aber ein Bär und ein Tiger passen doch optimal zusammen – beides sind Raubtiere. Wer in diesem Sport überleben will, braucht Visionen. Peter Jakob hatte eine, und es hat sich gelohnt. Nun muss eine neue Vision auf den Tisch. Was für eine spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass alte Pfade verlassen werden. Jahrzehntelang war Coca-Cola die beste Marke auf der Welt – nun aber ist es Google. Kodak war einst führend bei der Fotografie. Sie hat aber die Entwicklung verschlafen und ist nicht mehr auf dem Markt. Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht?