SCL Tigers - HC Lugano 3:4 n.P. (0:1, 2:0, 1:2)

Trotz Niederlage nach Penaltys: Beste Saisonleistung der SCL Tigers!

Leidenschaftlich kämpfende, spektakulär und mutig offensiv agierende SCL Tigers unterlagen einem glücklichen HC Lugano im Penaltyschiessen. Wenn es den Langnauern gelingt, weiterhin solche Leistungen abzurufen, und zudem im Abschluss noch ein bisschen effizienter zu werden, muss man sich im Emmental trotz der fünften Niederlage im sechsten Spiel keine Sorgen machen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

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Glänzte mit zwei Toren, weil er aber seinen Penalty vergab, musste trotzdem als Verlierer vom Eis. Kevin Clark. Foto: Susanne Bärtschi (Archiv)

 

von Bruno Wüthrich - Um es gleich vorweg zu nehmen. Dies war bisher weitaus das beste Spiel, das die SCL Tigers seit dem Wiederaufstieg geliefert haben. Sie spielten den HC Lugano zeitweise förmlich an die Wand. Einzig im Abschluss, wir kennen das Problem, haperte es. Doch trotz knapper Niederlage: Es sind solche Spiele, welche das Publikum unterhalten. Langnau war spektakulär in der Offensive, solide in der Defensive, kämpfte leidenschaftlich, mutig, und zeigte, dass es in der NLA nicht nur mithalten, sondern auch dominieren können. Lugano, welches ähnlich erfolglos wie die Tiger in die Saison starteten, gelang gestern gegen Genf Servette der Befreiungsschlag. Dass die Langnauer ihren Befreiungsschlag ebenfalls unbedingt wollten, war deutlich zu spüren. Doch nun zum Ablauf des Geschehens:

 

Die SCL Tigers starteten in dieses Spiel wie die Feuerwehr auf dem Weg zu einem Brandherd. Bereits in den ersten drei Minuten kreierten sie vor dem gegnerischen Tor mehrere gefährliche Situationen. Ja, sie schienen dem grossen HC Lugano geradezu um die Ohren zu fahren. Als dann gegen Ende der 3. Minute gleich zwei Luganesi innerhalb von wenigen Sekunden auf die Strafbank mussten, schien die Stunde Langnaus bereits früh gekommen zu sein. Doch Situationen, in denen die Tiger mit fünf gegen drei Feldspieler agieren können, gehören nicht zu den Favoriten der Emmentaler. Ihr Spiel war in dieser Situation viel zu statisch, und so gelangen viel zu wenige wirklich gefährlichen Spielzüge in diesen fast zwei Minuten doppelter Überzahl. Mehr noch: Die Langnauer schienen dadurch einen Moment wie ausgebremst. Sie fingen sich jedoch rasch wieder, und setzten die Gäste wieder unter Dauerdruck. Damiano Ciaccio im Tor der Langnauer hatte in diesem ersten Spielabschnitt wahrlich wenig zu tun. Die beste Torgelegenheit hatten die Einheimischen in der 8. Minute bei einem schnellen Konter. Jordy Murray und Chris DiDomenico entwischten der gegnerischen Hintermannschaft, letzterer bediente Ville Koistinen, der jedoch aus dieser Situation wahrlich nicht das Beste machte. Er zielte genau auf Torhüter Elvis Merzlikins. Gegen Ende der 16. Minute gerieten sich Sven Lindemann und Gregory Hofmann in die Haare. Die Schiedsrichter sahen im Langnauer, der heute sein 900. Meisterschaftsspiel bestritt den Hauptsünder und bestraften ihn mit 4 Minuten, während der Tessiner lediglich für zwei Minuten raus musste. Die Tiger agierten also zu viert gegen fünf Luganesi, und die Strafe hätte genau noch eine Sekunde gedauert, dann wäre sie überstanden gewesen. Doch die Luganesi nutzten ihre Überzahl doch noch und gingen in der 18. Minute völlig entgegen dem Spielverlauf mit 0:1 in Führung. Damian Brunner bediente quer durch den Slot Ilari Filppula, der sich nicht zwei Mal bitten liess. Ganz aus heiterem Himmel fiel dieser Treffer trotzdem nicht, wenn man bedenkt, wie stark der HCL im Überzahlspiel auftreten kann. Doch statt mit zwei bis sogar drei Toren zu führen, lagen die Langnauer mit einem Tor in Rückstand.

 

Das Heimteam war aber auch im Mitteldrittel das aktivere. Doch auch die Luganesi kamen jetzt zu einigen Chancen, reüssierten jedoch nicht. Besser machten es die Langnauer. In der 24. Minute fing Chris DiDomenico einen gegnerischen Angriff in der neutralen Zone ab, schaltete schnell um, setzte sich auch im Drittel Luganos durch, und bediente dann Sturmpartner Kevin Clark, welcher eiskalt zum 1:1 ausglich. Es waren nun wieder eindeutig die Tiger, die am Drücker waren. Doch der längst fällige Führungstreffer fiel erst in der 34. Minute. Erneut war es ein Konter. Sandro Moggi kam in der neutralen Zone an die Scheibe, spielte schnell zu Bruder Claudio, welcher Merklikins im Lugano-Tor mit einem satten Slapshot bezwang. Für eine Aktion, welche man von Lugano mehrere sah, wurde zwei Minuten vor Drittelsende Ville Koistinen in die Kühlbox geschickt. Wer befürchtete, dass jetzt der Ausgleich fallen könnte, sah sich getäuscht. Es waren die Langnauer, welche in der 40. Minute zu Riesenchancen kamen. Zuerst scheiterte Lukas Haas, der wohl selbst überrascht war, dass er so frei an den Puck kam, kurz darauf befand sich auch Sven Lindemann in ausgezeichneter Position. Mit der viel zu knappen 2:1 – Führung ging es ins Schlussdrittel. Die Differenz hätte vier Treffer betragen müssen.

 

Die Frage war im letzten Drittel, wie Lugano jetzt reagieren würde. Vorerst überraschend zahm. Und trotzdem erzielten sie den Ausgleich bereits in der 43. Minute. Luca Fazzini bediente Julian Walker, welcher Damiano Ciaccio den Puck in die nähere untere Ecke schob. Doch die Tiger liessen sich davon nicht irritieren, und spielten weiterhin nach vorne. Als in der 51. Minute Stefan Ulmer auf die Strafbank musste, zeigten endlich auch die Langnauer, dass sie im Überzahlspiel schnell und präzise spielen können. Ville Koistinen bediente Kevin Clark mit einem schnellen, präzisen Pass, welchen der Kanadier aus spitzem Winkel direkt versenkte. Eigentlich hatten die Langnauer danach alles unter Kontrolle, obwohl die Luganesi nun auf den Ausgleich drückten. Doch in der 57. Minute zog Gregory Hofmann von unweit der blauen Linie einfach mal ab und bezwang den überraschten Ciaccio in der entfernten hohen Torecke. Die Verlängerung oder das Penaltyschiessen musste entscheiden.

 

Auch in der Verlängerung waren es wiederum die Langnauer, welche das Spieldiktat in die Hände nahmen und eindeutig mehr für den Sieg taten. Das Geschehen wickelte sich, wie zuvor fast während des ganzen Spiels, vorwiegend vor dem tor Luganos ab. Unglaublich, dass für die SCL Tigers aus dieser Dominanz bereits nach 60, oder spätestens nach 65 Minuten der Sieg resultierte. Das Penaltyschiessen verloren die Tiger, obwohl sie durch Ville Koistinen und Anton Gustafsson ebenfalls zwei Mal skorten.

 

 

SCL Tigers - HC Lugano 3:4 n.P. (0:1, 2:0, 1:2)

 

Ilfishalle, 5'638 Zuschauer. SR: Eichmann/Kämpfer, Abegglen/Bürgi. Tore: 18. Filppula (Brunner, Steinmann, Ausschlüsse S. Lindemann 4', Hofmann 2') 0:1. 24. Clark (DiDomenico) 1:1. 34. C. Moggi (S. Moggi, Koistinen) 2:1. 43. Walker (Fazzini) 2:2. 52. Clark (Koistinen, Ausschluss Ulmer) 3:2. 57. Hofmann (Ulmer) 3:3. Strafen: je 4-mal zwei Minuten.

 

SCL Tigers: Ciaccio; Koistinen, A. Gerber; Ronchetti, Hecquefeuille; K. Lindemann, Weisskopf; Gossweiler, Müller; Clark, DiDomenico, Murray; S. Moggi, Gustafsson, C. Moggi; S. Lindemann, Chiriayev, Haas; Bucher, Albrecht, Wyss.

 

HC Lugano: Merzlikins; Furrer, Ulmer; Vauclair, Kienzle; Kparghai Hirschi; Sartori, Kostner; Hofmann, Filppula, Pettersson; Reuille, Klasen, Brunner; Bertaggia, Steinmann, Fazzini; Morini, Romanenghi, Walker.

 

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Stettler, Bärtschi (beide verletzt) Berger (rekonvaleszent), Nüssli (krank), Zryd, T. Gerber (beide überzählig). 51. Pfostenschuss Klasen.