Berner Zeitung, Dominic Ramel

Von Verlierern zu Gewinnern

Eishockeytrainer Kevin Schläpfer zeigte am Managementforum Oberaargau in Langenthal auf, wie er 2009 ein total verunsichertes Team vor dem Abstieg in die NLB bewahrte.

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Die Lage war eigentlich aussichtslos, damals im Frühling 2009: Sechs Niederlagen hatte der EHC Biel aneinandergereiht und lag in der Ligaqualifikation gegen Lausanne 0:2 in Rückstand. Das heisst zwei Niederlagen vor dem Abstieg in die NLB. Das war zu viel für den Verwaltungsrat und für Sportchef Kevin Schläpfer. Trainer Heinz Ehlers wurde entlassen, und Schläpfer übernahm das Szepter an der Bande. Viel Zeit, das Steuer herumzureissen, blieb Schläpfer nicht – aber er und sein Team schafften die Wende. «Ich hatte 24 Stunden Zeit, um eine am Boden zerstörte und total verunsicherte Mannschaft wieder auf die Siegesstrasse zu bringen», erzählte Schläpfer am Montagabend am Managementforum der Clientis-Bank Oberaargau im Geschäftshaus Jurapark in Langenthal. Sein Referat trug den Titel «Energie durch menschliche Werte». Und der Titel war Programm: Es gelang Schläpfer, die über 100 Vertreterinnen und Vertreter regionaler KMU mit seiner Energie und seiner Ausstrahlung in seinen Bann zu ziehen. Spontan, unterhaltsam, motivierend, überzeugend.

 

Was gibt Menschen Energie?

Schläpfer, der aktuell als Trainer des EHC Biel wiederum eine schwierige Saison erlebt, bezeichnete die damalige Situation als «Überlebenskampf» und sprach von einer «Schlacht». An der Taktik habe er in so kurzer Zeit nichts ändern können. Die entscheidende Frage sei gewesen: «Wie bringe ich wieder Energie in die Mannschaft?» Für Schläpfer gibt es elf Faktoren, die einem Menschen Energie geben: Freunde und Liebe; Familie; ein gutes, ehrliches Gespräch; Selbstvertrauen; ein Appell an die Ehre und den Stolz; Zusammenhalt; Freude und Spass; in sich zu gehen und sich auf seine Stärken zu besinnen; die Körpersprache der Mitmenschen; Musik sowie Sicherheit. Vor dem ersten Training habe er die Mannschaft respektive die vier Blöcke nach diesen Kriterien zusammengestellt, führte Schläpfer aus. Und er habe allen Spielern ganz genau erklärt, was seine Überlegungen waren. Dieses Training sei zudem ganz im Zeichen von Spass und Freude gestanden. Danach habe er mit der Mannschaft einen Spaziergang gemacht. Und er habe den Spielern gesagt, sie sollten am Abend vor dem nächsten Spiel etwas tun, das ihnen Freude bereite, ihnen Energie gebe. «Ganz egal was», so Schläpfer.

 

Die Musik

Biel gewann. Zwischen den zwei Mannschaften entwickelte sich ein Abnützungskampf. Es kam zum siebten und entscheidenden Spiel. Noch einmal griff Schläpfer in die Trickkiste: Während seiner Ansprache an das Team vor dem Match liess er im Hintergrund die Musik zum Film «Top Gun» laufen. «Mit Musik kannst du bei einem Menschen sehr viel bewegen», ist Schläpfer überzeugt. Denn Musik wecke sehr viele Emotionen. «Du kannst ihn zum Weinen bringen, aber eben auch heiss machen.» Sein Trick funktionierte: Bereits nach zwölf Minuten führte Biel im alles entscheidenden Spiel 4:0. Die Partie war entschieden, der Ligaerhalt geschafft.

 

Werte den Jungen mitgeben

Schläpfer erzählte auch, wie er sich vor jedem Spiel und vor jedem Auftritt überlege, was er anziehe. Denn die Kleider – deren Farbe und Stil – übten eine starke Symbolik aus. Schliesslich rief er die anwesenden KMU-Vertreter dazu auf, den Jungen Werte wie Freundschaft, Ehrlichkeit und Menschlichkeit zu vermitteln, auf denen seine «Energiefaktoren» basierten.