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Warum Olten, Langnau und Langenthal die NLB

von Oltner Tagblatt, Oltner Tagblatt - Olten, Langnau und Langenthal dominieren mit ihrem urigen Rumpelhockey die «Mittelland-NHL» zwischen Baregg und Grauholz. Wer auch immer die NLA-Playouts verliert, muss sich auf einen harten Abstiegskampf bereit machen.

Presse •

Die Backen rot wie ein Berner Rosenapfel und ein schelmisches Lausbubenlachen: Kaum zu glauben, dass dieser Mann am 8. September schon 43 Jahre alt geworden ist.

 

Vor dem Chronisten steht ein echter Dinosaurier. Der letzte seiner Art. Eine der Attraktionen der «Mittelland-NHL»: Paul DiPietro ist der letzte aktive Spieler eines kanadischen Stanley Cup-Siegerteams.

 

1993 gewann er mit den Montreal Canadiens den Pokal. Und 2006 in Turin schrieb er Hockey-Weltgeschichte. Beim 2:0 der Schweizer über die NHL-Stars aus Kanada buchte er beide Treffer.

 

Zuerst diente «Pauli» in Ambri, dann elf Jahre lang dem EV Zug (bis 2011) und nach Gastauftritten in Sierre und Langnau steht er nun beim EHC Olten in Lohn und Brot.

 

Noch immer ist er ein teuflisch schlauer, gefährlicher Stürmer. Mit Spielintelligenz macht der «Schmidtchen Schleicher des Hockeys» fehlendes Tempo bei weitem wett: Bereits 4 Tore und 16 Assists in 21 Spielen in dieser Saison.

 

Gestern war er ein ganz «cooler Hund», liess sich nie provozieren, legte für Fabian Ganz zum 4:3 auf und buchte das 5:3 gleich selbst. Matchwinner im NLB-Spitzenkampf im Alter von 43 Jahren.

 

Der eingebürgerte Kanadier lebt seit Menschengedenken in Zug und will vom Chronisten wissen, was von der EVZ-Krise zu halten sei.

 

Auf den Einwand, das wisse er doch viel besser, schliesslich sei er ein Kumpel von Doug Shedden, macht er sein pfiffiges Gesicht: «Ja, ja, und bald kommt das Christkind.»

 

Von seiner Leistung im gestrigen Spiel mag er gar nicht reden. Einer, der mit Montreal den Stanley Cup gewonnen und dann drei Tage durchgefeiert hat, kann nichts mehr aus der Fassung bringen.

 

5277 Zuschauer sind gestern zum Gipfeltreffen der «Mittelland-NHL» gegen Olten nach Langnau gekommen. So viele Fans mobilisieren in der NLA die Kloten Flyers, die Lakers, Lugano oder Biel inzwischen nicht mehr. Die wahren Helden treten eben im Mittelland auf.

 

Vom talentiertesten Weichei der NLB

Olten, Langnau und Langenthal dominieren diese «Mittelland-NHL» zwischen Baregg und Grauholz. Die Welschen und die Ostschweizer stehen lediglich Spalier.

 

Langenthal spielt von den drei Grossen das anspruchsvollste, aber störungsanfälligste Tempohockey, hat die besten NLB-Ausländer und mahnt an einem gelungenen Abend an den HC Davos.

 

Aber die Mannschaft wird, sollte sie nach 2012 die NLB zum zweiten Mal gewinnen, für den Verlierer der NLA-Playouts nicht gefährlich: Der Hockeytempel im Schoren bietet keine wirtschaftliche Basis für die höchste Spielklasse und die Langenthaler würden eine Liga-Qualifikation absichtlich verlieren.

 

Anders ist es in Olten und Langnau. Die Langnauer sind das arroganteste und rauste NLB-Team. Sie haben die beiden NLB-Bösewichte in ihren Reihen (Philipp Rytz, Lukas Haas), aber zwei der schwächsten Goalies, gemessen am Talent eine Lotterabwehr und mit Claudio Moggi das talentierteste Weichei der Liga.

 

Olten - das taktisch schlauste Team

In den Playoffs ist Triumph und Untergang mit Karacho möglich. Die Oltner werden von Scott Beattie, dem cleversten NLB-Bandengeneral kommandiert, stellen das taktisch schlauste Team.

 

In Langnau ist die Arena vor einem Jahr mit 30 Millionen renoviert worden und die Oltner werden im November 2015 in ein rundum erneuertes Stadion einziehen. Die wirtschaftliche Existenz für die NLA ist an beiden Orten gegeben.

 

Die Dynamik dieser «Mittelland-NHL» ist beeindruckend und beim gestrigen Gipfeltreffen zwischen Langnau und Olten rockte und rollte, rumpelte und holperte es gestern gewaltig: 106 Strafminuten gegen Langnau, 60 gegen Olten, Rechenfehler vorbehalten.

 

Die Langnauer wurden ein Opfer ihrer Arroganz und Disziplinlosigkeit und verloren verdient 3:5. Bengt-Ake Gustafsson hatte seine Jungs ganz einfach nicht im Griff.

 

Wer auch immer die NLA-Playouts verlieren wird, gerät, wenn es gegen Langnau oder Olten gehen sollte, in Abstiegsgefahr.

 

Es ist nicht einmal auszuschliessen, dass Paul DiPietro so noch einmal in die NLA zurückkehrt.