Weshalb Männer-Eishockey von Männern kommentiert werden sollte

Was haben Frauen im Männer-Eishockey zu suchen?

Ich halte mich für unverdächtig. Als die Frauen für ihr Stimm- und Wahlrecht kämpften, war ich noch ein Kind. Aber ich fühlte schon damals: Das wäre gerecht. Und ich bin – dür aui Böde düre – ein Verfechter der Chancengleichheit der Geschlechter. Aber es gibt eine Domäne, da haben Frauen nichts zu suchen: Als Kommentatorinnen im Männer-Eishockey!

Blog • • von Bruno Wüthrich

Zufall? Auf hockeyfans.ch bemängelte vor gut zwei Jahren ein User, dessen Name mir entfallen ist, die Nähe der zwei Sport-Kommentatorinnen Daniela Schmid und Steffi Buchli zu den HCD-Stars und vermutete deshalb mehr als nur einseitige Berichterstattung oder Bevorzugung der Bündner. Ob unser staatlicher Fernsehsender im Forum von hockeyfans.ch die Einträge liesst, oder ob es reiner Zufall war, bleibe dahin gestellt. Tatsächlich aber waren die beiden Kommentatorinnen die nächsten drei Monate im Zusammenhang mit dem HCD nicht mehr am Fernsehen zu sehen. Und da der HCD üblicherweise viel am Fernsehen zu sehen ist, gab es damals für drei Monate quasi ein wohltuendes, kommentatorinnen-befreites Fernsehen über Männer-Eishockey.

 

Nichts gegen Kommentatorinnen an sich. Auch nichts gegen Kommentatorinnen, die über Männersport berichten. Nehmen wir die Beispiele Schwimmen und Leichtatletik. Diese Sportarten werden von Frauen und Männern gleichermassen erfolgreich betrieben. Als Florence Griffith-Joyner ihre doping-begünstigten Fabel-Weltrekorde über 100 und 200 Meter aufstellte, interessierte und begeisterte dies die Welt genauso wie Ben Johnsons ebenfalls völlig irregulärer Wunderlauf. Wenn Frauen rennen, hochspringen, kugelstossen oder weitspringen, dann ist dies genau dasselbe, wie wenn dies Männer tun. Deswegen stört sich niemand daran, dass eine Frau den 5'000 m – Lauf der Männer kommentiert. Das Gleiche gilt für Schwimmen, Orientierungslaufen, Fechten, Volleyball und hunderte von weiteren Sportarten. Weil Frauen-Boxen mittlerweile auf höchster Stufe ebenfalls sehr attraktiv geworden ist (ich schaue gerne Frauen-Boxen), würde es mich nicht stören, wenn eine Frau einen Boxkampf von Männern kommentieren würde. Zumindest dann nicht, wenn sie selbst erfolgreich auf höchster Stufe boxt oder geboxt hat. Denn ich traue ihr zu, dass sie weiss, wovon sie spricht.

 

Aber Eishockey? Ich habe mir Frauen-Eishockey angeschaut. Nicht oft zwar, aber immerhin. Ich war vor ein paar Jahren beim Playoff-Finalsieg und Gewinn des Schweizermeister-Titels des DHC Langenthal gegen die Lugano Ladies vor Ort. Und ich sah letztes Jahr ein Länderspiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen Tschechien. Ich gebe gerne zu: Mich hat das Frauen-Eishockey gut unterhalten. Ich empfehle diese Sportart mit gutem Gewissen weiter, und schliesse für mich weitere Besuche überhaupt nicht aus. Aber mit Männer-Eishockey hat dies wenig zu tun. Es ist nicht die gleiche Sportart. Die Eisfelder und die Ausrüstungen sind zwar die gleichen. Es geht ebenfalls darum, den Puck ins gegnerische Tor zu murksen, und selbst die Offside-Regel ist dieselbe. Aber damit hat es sich. Checks, und die machen im Eishockey etwas aus, - sie machen sogar einen Grossteil dieser schönen Sportart aus – sind im Frauen-Eishockey nicht erlaubt. Und das Tempo ist unterirdisch.

 

Geben wir es ruhig zu: Der schnellste Mann des TV Langnau hätte im 100 Meter-Sprint gegen die Weltjahresbeste nicht den Hauch einer Chance. Aber die zweite Mannschaft des EHC Mirchel wäre für die Frauen-Eishockey-Nationalmannschaft eine (wohl zu) grosse Herausforderung. Deshalb: Ich weiss nicht, ob Steffi Buchli und Daniela Schmid jemals Eishockey spielten – aber eines ist klar: Es war bestimmt nicht Männer-Eishockey. Sie kommentieren also eine Sportart, von welcher sie – eigentlich - keine Ahnung haben.

 

Nun kann man mit Recht argumentieren, dass viele Sportkommentatoren ebenfalls nie Eishockey spielten. Das berühmteste Beispiel aus der Schweiz ist Klaus Zaugg, welcher nach eigenen Angaben nicht einmal Schlittschuh laufen kann (was ich ihm jedoch nicht glaube). Aber darum geht es gar nicht.

 

Es ist nicht, weil die Frauen kein Männer-Eishockey spielen können. Es ist viel mehr, weil man es ihnen nicht zutraut. Wer von Eishockey spricht, meint damit automatisch Männer-Eishockey. Eishockey ist demnach eine Männer-Sportart und sollte deshalb auch von Männern kommentiert werden. Ich bin überzeugt, dass dies auch für Frauen sexyer wäre.

 

Denn für weibliche Fans ist Männer-Eishockey sexy. Frauen können zwar sehr wohl Männer-Eishockey beurteilen. Aber nur aus der Sicht der Zuschauer. Von Frauen kommentiertes Eishockey bringt keine einzige Frau mehr vor den Bildschirm oder ins Stadion. Und wir Männer, die wir scheins bei jeder Gelegenheit an Sex denken? Uns kann selbst eine Steffi Buchli nicht vom Eishockey abbringen. Wir brauchen deshalb keine Quotenfrauen im Männer-Eishockey.

 

In Nordamerika stellt man sich folgende Frage: Weisst du, wie man erkennt, dass eine gewisse Sportart in einer Gegend keine grosse Bedeutung hat? Antwort: Man erkennt dies daran, dass diese Sportart von Frauen kommentiert oder journalistisch begleitet wird.

 

Darf ich zum Schluss etwas boshaft werden, und die Frage stellen, weshalb sich denn in der Schweiz niemand für die Lakers interessiert? Die boshafte Antwort könnte lauten: Weil die Lakers für die Tageszeitung «Blick» durch Nicole Vandenbrouke betreut wird. Wenn dann noch Steffi Buchli die TV-Berichte der Seebuben kommentiert...

 

PS: Es gibt Frauen, welche sich auf beachtlichem Niveau im Männer-Eishockey durchsetzen konnten. So hütet beispielsweise Sophie Anthamatten beim 1. Ligisten EHC Saastal das Tor. Und der EHC Brandis vertraut auf Backup-Hüterin Dominique Slongo. Kenner wissen, dass in der 1. Liga auf gutem Niveau Eishockey gespielt wird, und dass es deshalb keine Selbstverständlichkeit ist, dass sich Frauen auf dieser Stufe durchsetzen. Sollten Sophie Anthamatten oder Dominique Slongo jemals Männer-Eishockey kommentieren, so bitte ich, alles zu vergessen, was ich oben geschrieben habe.