Was soll das, Philippe Gaydoul?

Das nervt! - Nach Ex-Verbandspräsident Philippe Gaydoul wechselt auch Verbands-CEO Matthias Berner zu den Kloten Flyers. Er übernimmt dort spätestens ab im kommenden Sommer das Amt von Vorgänger Wolfgang Schickli.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Kontinuität scheint an der Spitze von Swiss Eishockey derzeit ein Fremdwort zu sein. Zwar war Matthias Berner immerhin neun Jahre beim Eishockeyverband, aber den Posten als CEO übernahm er erst im April vergangenen Jahres von Harry John, der das hohe Amt seinerseits ebenfalls lediglich sieben Monate bekleidete. Unterschiedliche Vorstellungen mit Philippe Gaydoul haben offenbar zur Trennung in «gegenseitigem Einvernehmen», wie man so schön formuliert, wenn einer zum Teufel gejagt wird, geführt. Unterschiedliche Vorstellungen mit Kloten Flyers - Besitzer Philippe Gaydoul waren es auch, die Rolf Mosimann als VR-Präsidenten im Januar dieses Jahres mit sofortiger Wirkung demissionieren liessen. Unterschiedliche Vorstellungen mit Philippe Gaydoul führten zur Entlassung von Jürg Schawalder als Sportchef und zur Einsetzung von André Rötheli auf diesen Posten. Unterschiedliche Vorstellungen mit Philippe Gaydoul veranlassten Wolfgang Schickli vor gut 14 Tagen, als CEO der Kloten Flyers zu künden. Ich traf Wolfgang Schickli anlässlich des Spiels EV Zug gegen die Kloten Flyers vom vergangenen Dienstag. «Unser Trainer Tomas Tamfal leistet hervorragende Arbeit. Man muss doch sehen, unter welchen Voraussetzungen er sein Amt antrat, und unter welchen Voraussetzungen er seine Zielsetzungen erreicht. Die Zielsetzung der Kloten Flyers vor der Saison war die Qualifikation für die Playouffs, und wir haben daran nichts geändert. Tamfal ist auf dem besten Weg, dies zu schaffen. Ich habe immer gesagt, wenn wir etwas aufbauen wollen, braucht es Kontinuität und Geduld. In Kloten hat jemand die Geduld verloren. Aber eines ist klar: Auch mit Milliarden im Rücken ist man im Sport nicht sofort erfolgreich.» Damit begründete Schickli wohl die Hauptdifferenz, die ihn von Gaydoul trennt, und somit auch den Hauptgrund für seine Kündigung. Er, der im Gespräch durchblicken liess, dass es zumindest teilweise nicht seine Personalentscheide waren, die er als CEO zu vertreten hatte, sucht nun ein neues Wirkungsfeld. Da fragen wir uns doch, wer denn da im Hockeybusiness keine unterschiedlichen Vorstellungen zu Philippe Gaydoul hat. Doch wir machen halblang, denn mit Matthias Berner scheint dieser Mann gefunden. Mit dem Abgang von Berner verliert Swiss Eishockey innerhalb von weniger als einem Jahr den zweiten seiner beiden höchsten Vertreter, nämlich nach dem Präsidenten auch noch den CEO an die Kloten Flyers, die im letzten Sommer unter zum Teil fragwürdigen Umständen (Erlass von Steuerschulden im Betrag von mehreren Millionen, obwohl zur Rettung mit Gaydoul ein Milliardär und mit Thomas Matter ein Multimillionär bereit standen) gerettet werden mussten. Kein Wunder, wenn sich da die Allgemeinheit Fragen stellt. Die Geschichte mag juristisch korrekt sein. Trotzdem stinkt sie zum Himmel. Übrigens ist auch Thomas Matter inzwischen nicht mehr im Flyers-Boot. Er verkaufte seine Aktien an Gaydoul. Über die Gründe ist nichts bekannt. Unterschiedliche Vorstellungen?

 

Soll noch einer sagen, Philippe Gaydoul sei ein Segen für das Schweizer Eishockey. Wir mögen ihm zu Gute halten, dass er den Traditionsklub Kloten Flyers vor dem Untergang rettete. Aber sein blödes Gefasel von Demut und Bescheidenheit ist bereits weniger als ein Jahr später völliger Mist entlarvt. Gaydoul hat das, was er bei der Rettung der Kloten Flyers sagte, nie so gemeint. Ihm war jederzeit klar, was er wollte: Sich so schnell wie möglich mit den Grossen messen. Mitmachen im Konzert um den Meistertitel. Denn schliesslich befindet sich das Schweizer Eishockey in einem Kampf der Milliardäre, so nach dem Motto «Wer ha den Längsten». Und nur der grosse SCB – nachwievor ohne Mäzen – kann wirklich dagegen halten. Fast ist man geneigt zu hoffen, dass es den Bernern gelingen möge, die Milliardäre in die Schranken zu weisen. Nie hätte ich gedacht, dass ich als Fan des kleinen Kantonsrivalen einen derartigen Satz nicht nur denke, sondern sogar aufschreibe und veröffentliche.

 

Es geht mir in diesem Blog nicht um Matthias Berner. Er ist ein freier Schweizer und darf selbstverständlich seine Arbeitsstelle wechseln, wie er will. Wir beurteilen hier auch nicht seine Arbeit. Er unterstützte wohl Philippe Gaydoul bei der Umsetzung von dessen Ideen derart gut, dass der Milliardär ihn auch in Kloten wieder als operativen Chef unter sich wissen will. Schliesslich muss alles so laufen, wie der Besitzer es will. Andere Ideen haben da vermutlich keinen Platz. Bedenken, die Wechsel sowohl beim Verband als auch bei den Kloten Flyers können einen fahlen Beigeschmack haben, hat der Schwiegersohn des legendären Denner-Gründers Karl Schweri offenbar nicht. Sein Geld wird es wohl richten.

 

Übrigens: Die Beerdigung der Huttwil Falcons wegen des sportlich einwandfrei realisierten, aber verweigerten Aufstiegs in die NLB fiel auch in die Amtszeit von Philippe Gaydoul als Präsident des Verbandes. Zudem: Ob, wie und wann das grossmundig angekündigte Eishockey-Zentrum in Winterthur gebaut werden kann, ist derzeit offenbar völlig offen. Das Projekt wurde inzwischen geschrumpft und der Baubeginn verschoben. Investoren konnten dem Vernehmen nach das nötige Geld nicht auftreiben, und die wichtigsten Unterschriften fehlen noch. Zumindest die Anschiebung des Prestige-Projekts dürfte Philippe Gaydoul zugeschrieben werden. Aber wer weiss, wie viel sein Abgang beim Verband damit zu tun hat, dass er die Unmöglichkeit einsah, das Projekt wie beabsichtigt zu realisieren? Wollte er nicht mehr an der Spitze stehen, wenn das Projekt beerdigt wird? Wie dem auch sei - der allgemeine Tenor zum geplanten Eishockey-Zentrum lautet: «Wir glauben noch daran.» Wers glaubt...