Nach dem definitiven Konkurs der EHC Basel Sharks

Weshalb der SIHV mit Markus Bösiger sprechen sollte

Der Konkurs der EHC Basel Sharks ist für die Liga und für das Schweizer Eishockey eine Katastrophe. Dem konkursiten Klub weint zwar (zu Unrecht) niemand eine Träne nach. Doch der Imageverlust der NLB ist enorm.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

St Jakobs Arena3

War nur selten gut gefüllt: Die St. Jakobs Arena, Heimstätte der EHC Basel Sharks.

 

 

von Bruno Wüthrich - Spielplan-General Willy Vögtlin hat in seinem Nebenamt plötzlich mehr Arbeit als ihm lieb sein kann. Und dies zu einem Zeitpunkt, wo er sich meistes bereits längst wieder seinem Kerngeschäft widmen kann. Der Weinhändler muss nämlich den NLB-Spielplan neu überarbeiten. Nach dem Konkurs der EHC Basel Sharks ist dies nötig geworden.

 

Eine Ersatzmannschaft steht nicht bereit. Der HC Sion, der einzige Verein, welcher aus der 1. Liga ein Gesuch für die NLB eingereicht hatte für den Fall, dass der Verein sich sportlich für den Aufstieg qualifiziert, erteilte der Anfrage des Verbandes eine Absage. Deshalb findet die NLB-Meisterschaft nun mit lediglich neun Mannschaften statt, und die Qualifikation wird sich über 48 Spiele erstrecken. Bei jeder Vollrunde wird ein Team spielfrei bleiben. Eine echte Herausforderung für Vögtlin.

 

Der Konkurs der Basler kam für Nichteingeweihte wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Basel stellt zusammen mit Langnau die beste Hockey-Infrastruktur der NLB. Doch an die Sharks mobilisierten vier mal weniger Zuschauer als die SCL Tigers. Trotzdem kam der Rückzug des Verwaltungsrates um den Bankier Matthias Preiswerk, der nach eigenen Angaben jedes Jahr Defizite in Millionenhöhe deckte, überraschend. Unglaublich: Zur Rettung des Basler Eishockey-Unternehmens wäre weniger als eine Million notwendig gewesen. Und obwohl im Umfeld bereits 150'000 Franken gesammelt wurden, reichte der Sharks-verwaltungsrat nicht einmal ein Gesuch um Fristverlängerung ein. Peinlich!

 

Im Frühjahr 2011 verweigerte der Verband den Huttwil Falcons mit fadenscheiniger Begründung den Aufstieg in die NLB. Die für die Lizenzierung nötigen Unterlagen sollen bei der Gesuchstellung gefehlt haben und danach zu spät eingereicht worden sein. Doch völlig falsche Unterlagen hinterten den damaligen Verbandspräsidenten Philippe Gaydoul nicht daran, lediglich ein Jahr später höchstpersönlich die Kloten Flyers zu retten, wobei der Verband für die wissentlich falsch eingereichten Unterlagen nicht einmal eine Strafe aussprach. Dabei weisslängst die ganze Hockeyschweiz, dass das Lizenzverfahren der NL eine Farce ist. Die von jedem Klub jährlich einzureichnden Unterlagen haben die Konkurse der EHC Basel Sharks und ein Jahr zuvor des HC Sierre nicht verhindert. Auch die SCL Tigers wären heute konkurs, wenn nicht die Tiger-Retter auf die verzweifelt kämpfenden und sammelden Fans aufmerksam geworden wären. Auch da versagte zuvor das völlig überschätzte und nutzlose Lizenzverfahren.

 

Falken Mitbesitzer Markus Bösiger löste nach dieser Verbands-Willkür (spätestens bei der Rettung der Kloten Flyers wurde es zu einer solchen) die soeben sportlich einwandfrei aufgestiegenen Falken frustriert auf und schloss sein Sportcenter in Huttwil für das Eishockey. Dem Schweizerischen Eishockey und auch der Region gingen so eine Mannschaft und eine hervorragende Infrastruktur verloren. Die Falken fehlen nach den Entwicklungen in Basel in der NLB!

 

Klar ist, dass eine zweithöchste Spielklasse mit nur neun Mannschaften mittel- und langfristig keine Option sein kann. Zumal nicht klar ist, was im Wallis mit dem EHC Visp und dem HC Martigny läuft. Was ist mit den russischen Ivestoren in Martigny. Wie lange werden sie in der Eis-Baracke «Forum d'Octodure» noch weiter machen? Das Budget der Unterwalliser wurde bereits gestutzt. Wie steht es da finanziell? Und wie weit sind die Verhandlungen mit dem EHC Visp hinsichtlich HC Wallis. Gibt es im Wallis in absehbarer Zeit nur noch einen Eishockeyklub?

 

Markus Bösigers Sportcenter in Huttwil ist inkl. Eishalle bestens gewartet und voll funktionstüchtig. Hat der Langenthaler Unternehmer das Personal, kann er seine Eismaschinen von heute auf morgen einschalten, und innerhalb kürzester Zeit Eis machen lassen. Doch von selbst wird Bösiger nie und nimmer aktiv in dieser Sache. Der verweigerte Aufstieg und die einseitige Berichterstattung in den Medien danach haben deutliche Spuren hinterlassen. Verbände und Politik spannten zusammen und bildeten eine Front, und die Medien spielten das üble Spiel mit. Markus Bösiger muss sich jedoch selbst vorwerfen, dass er sich aus Frustration über die Berichterstattung den Medien verweigerte und es somit verpasste, sich in ein besseres und gerechteres Licht stellen zu lassen. Möglicherweise zum Glück für einige Politiker und vielleicht sogar für einige Verbandsherren.

 

Doch irgendwie muss es ja weiter gehen. Der NLB fehlt eine Mannschaft und der Region Huttwil das Eis. Machen wir uns nichts vor: Für die kommende Saison wird es nicht mehr reichen. Dafür wäre die Zeit wohl auch dann zu kurz gewesen, wenn die EHC Basel Sharks ihren Konkurs gleich unmittelbar nach Saisonende verkündet hätten. Aber auf die Saison 2015/16 liesse sich etwas machen.

 

Doch wie weiter oben erklärt, wird Bösiger nicht von sich aus aktiv. Da müssten schon diejenigen auf ihn zukommen, die seinerzeit mithalfen, ihn in die Pfanne zu hauen. Und damit ist ist nicht wirklich zu rechnen. Zu gross sind die Eitelkeiten, die Uneinsichtigkeit und die Unbelehrbarkeit der Verbandsgeneräle. Aber wer weiss: Vielleicht springt ja doch einer über seinen Schatten und macht sich auf den beschwerlichen Weg, Bösiger dazu zu bringen, wieder Eis zu machen in Huttwil. Eine NLB-Lizenz, gekoppelt an die Auflage, sich unverzüglich ans Werk zu machen, wiederum eine funktionierende Nachwuchsabteilung aufzubauen, könnten helfen, den einst Verschmähten umzustimmen. Nichts ist aussichtslos, ausser man versucht es nicht einmal. Doch schwierig wird es ganz bestimmt.

 

Es wäre ja eigentlich die Aufgabe der gut bezahlten, eine ruhige Kugel schiebenden Verbandsgeneräle, mit einem wie Markus Bösiger auszukommen. Der Fussballverband muss ja auch mit Christian Constantin auskommen, und der ist, betrachtet man die ganze Geschichte, wesentlich schwieriger zu handeln als Markus Bösiger. Würde man wenigstens meinen. Doch Constantin und der Fussballverband arbeiten gezwungenermassen weiter zusammen. Markus Bösiger hat den (reichen) SFV und seine Mädchen nach Zahlungsrückständen kurzerhand aus dem Sportcenter geschmissen. Doch wie lernten wir bereits in der Schule: Wer die Miete nicht bezahlt, wird auf die Strasse gestellt.

 

Die Verantwortlichen der NLB-Klubs tun gut daran, sich voll dafür einzusetzen, damit die zweithöchste Liga des Landes wieder eine akzeptable Anzahl Mannschaften stellt. Zudem ist das Lizenzverfahren entweder zu professionalisieren oder gleich ganz abzuschaffen. Mit den zuletzt ausgesprochenen Konkursen über den HC Sierre und die Sharks aus Basel ist das Prozedere zu einer Farce verkommen. Das Image vor allem der NLB hat dadurch grossen Schaden genommen. Spätestens in einem Jahr werden die Klub-Oberen ein Lied davon singen, wie schwierig diese Konkurse die Sponsoren-Akquisition gemacht haben. Von dieser unschönen Entwicklung müssen sich - ob sie es nun wahr haben oder nicht - die Generäle vom Verband eine tüchtige Scheibe abschneiden. Beim SIHV muss man sich ernsthaft Gedanken machen, wie die NLB besser zu vermarkten ist. Dazu gehört eine volltändige Liga. Mittelfristig ist darauf hinzuwirken, dass auch in der NLB wieder zwölf Mannschaften spielen. Mindestens zehn sollten es ab der Saison 2015/16 wieder sein. Basel, das nun in der 1. Liga weiter macht, wird früher oder später wieder Aufstigsversuche starten. Ob sich Markus Bösiger zu einem Neustart überreden lässt ist ebenso offen wie die Frage, ob sich überhaupt jemand findet, ihn zu fragen. Zudem sollte der Aufstieg in die NLB für Teams der 1. Liga attraktiver werden. Nicht zu vergessen: Wie lange es im Wallis noch zwei Mannschaften gibt, ist offen. Die Zeit drängt sowieso.