Wochen-Zeitung, Werner Haller

Wie viele Lektionen braucht es noch?

Der 6:3-Pflichtsieg gegen die GCK Lions wird überschattet von einer weiteren selbst verschuldeten Niederlage - dem 4:5 n.V. in Langenthal.

Presse •

Dank einem ausgezeichneten Startdrittel (4:1) und dem Dreipunktesieg gegen die GCK Lions und dank einem Spiel mehr als Visp, haben die SCL Tigers vom Meister wieder die Tabellenführung übernommen. Sich damit zu brüsten ist jedoch überhaupt nicht angebracht. Die Emmentaler haben in den entscheidenden Momenten der beiden bisherigen Spitzenspiele gegen Visp und Langenthal ihre unbestritten vorhandenen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Sie haben erst acht Spiele ausgetragen und trotzdem wurden ihnen bereits zwei Lektionen erteilt. Beispielweise im Heimspiel gegen Visp (3:6). Da waren sie im Mitteldrittel als Mannschaft inexistent und gerieten durch vier Gegentore ohne grossen Widerstand entscheidend mit 2:5 in Rückstand. «Wir haben uns selbst geschlagen.» «Abhaken und nach vorne schauen.» «Mal sehen, was schief gelaufen ist, korrigieren und im nächsten Spiel besser machen.» Alles nichtssagende, abgegriffene Redewendungen wie sich leider einmal mehr herausstellen sollte. Nur zehn Tage später, dazwischen ein gewonnenes Heimspiel gegen  La Chaux-de-Fonds (5:2) und ein lockeres Cupmätschli gegen Wiki (7:1), blamierten sich die Langnauer erneut. In Langenthal, wo sie nach den bisher stärksten 35 Minuten dieser Saison die Kontrolle über sich, den Gegner und das Spiel völlig verloren und nach einer 4:1-Führung noch mit 4:5 nach Verlängerung bezwungen wurden. Sechs Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit standen sie mit einer 4:3-Führung noch als Dreipunktesieger fest, kassierten aber noch den 4:4-Ausgleich. Doch damit nicht genug. In der Verlängerung fehlte eine Sekunde, um sich wenigstens ins Penaltyschiessen zu retten und den Zusatzpunkt gewinnen zu können. Doch auch diese Chance wurde kläglich ausgelassen. Die Frage drängt sich förmlich auf: Wie viele Lehrstunden benötigen die SCL Tigers noch, um so etwas einfaches wie «ein Eishockeyspiel dauert 60 Minuten» zu begreifen?

 

 

Nur neben dem Eis ein Gigant

Auf einigen Internetseiten war kürzlich zu lesen, die SCL Tigers seien in der NLB ein unterforderter Gigant. Neben dem Eis trifft dies zu, nicht aber auf dem Eis. Bis zur kontinuierlichen Leistungsbestätigung Runde um Runde sind Zweifel am Willen jedes Einzelnen zur dringend erforderlichen Lernbereitschaft angebracht. Immer besser zu werden hat aber eben seinen Preis. Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, wird man unweigerlich zurückgetrieben – genauso wie immer wieder die SCL Tigers.