Vorschau auf Spiel 4 der Playoff Finalserie

Wieder «sterbender Schwan» von Kovalev?

Der EHC Visp wehrt sich heroisch gegen die höher eingestuften SCL Tigers, und brachte diese damit prompt schon in Verlegenheit. Doch ausgerechnet Superstar Alexej Kovalev war sich nicht zu schade, im Kampf um den Sieg auf betrügerische Weise zu schauspielern.

News • • von Bruno Wüthrich

 

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Alexej Kovalev? Oder wer spielt da den sterbenden Schwan?

 

Dass wir uns in der Schlussphase der Saison befinden (die SCL Tigers absolvieren in dieser Saison noch maximal elf Spiele) erkennt man auch unschwer an Weissagungen mehr oder weniger profunder Kenner des Schweizerischen Eishockeys darüber, ob denn nun der von unten (NLB) kommende Ligaqualifikant gegen den Vertreter aus der NLA überhaupt eine Chance habe, und wie gross denn diese sei. Dass die SCL Tigers im Rennen um die Erreichung der Aufstiegsspiele in Führung liegen, täuscht nicht darüber hinweg, dass sie noch nicht einmal auf die Zielgerade eingebogen sind. Der Gegner heisst nachwievor EHC Visp, und dieser erweist sich als ungemein zäher, äusserst kämpferisch eingestellter und auf Augenhöhe fightender Widersacher.

 

Martin Meyer, der für den EHC Biel und den SC Langenthal von 2000 bis 2006 in fünf Saisons 173 Spiele in der NLB bestritt (10 Tore, 22 Assists), hat die Visper mehrmals in der Halbfinal-Serie gegen Langenthal gesehen und ist erstaunt, mit welcher Energie sich die Oberwalliser gegen die SCL Tigers zur Wehr setzen. «Das hätte ich Visp nie zugetraut. Die Halbfinalserie gegen Langenthal war sehr kräftezehrend.» In der Tat war die Art und Weise, wie sich das Team von Kim Collins trotz den vielen Strafen, die es nehmen musste, im 3. Spiel zur Wehr setzte. Das war beinahe schon heroisch. Sowohl die Strafen wie auch die vermeintlich einseitige Verteilung war jedoch gerechtfertigt. Fans des EHC Visp hadern völlig zu Unrecht mit den Schiedsrichtern. Da hätten die Langnauer bei der Aufführung des «sterbenden Schwans» von Visps Superbetrüger... - pardon -Star in Spiel 2, welche zur 5 Minuten + Restaausschluss-Strafe gegen Tigers Captain Claudio Moggi führte, deutlich mehr Grund zur Beschwerde gehabt. Kovalev war unbestritten eine ganz grosse Nummer des Welteishockeys und ist zweifellos immer noch eine grosse Bereicherung für das Schweizer Eishockey. Dass er in der NLB aufläuft und nicht in der NLA, wo er auch immer noch einiges bewegen könnte, ist ein Segen für diese Liga. Doch dass er es nötig hat, ein solches Trauerspiel abzuziehen, um den Gegner nicht mit spielerischen, sondern mit betrügerischen Mitteln zu schlagen, spricht nicht für seinen Charakter (wobei der Schreiber nicht behaupten will, dieser sei grundsätzlich schlecht).

 

Tatsache ist jedoch, dass diese ungerechtfertigte Bestrafung des Langnauer Captains zumindest vordergründig nichts mit der Niederlage seines Teams zu tun hatte. Hintergründig weiss man natürlich nie, was Moggi in diesem Spiel noch hätte bewegen können, denn zumindest war er in Spiel 3 für den Treffer zum 1:0 zuständig und assistierte in der Verlängerung zum entscheidenden Tor seines Bruders Sandro. Doch die Tiger hatten in Visp ab der 21. Minute genügend Gelegenheiten, das Spiel für sich zu entscheiden. Sie taten es nicht, weil sie mit einer Ausnahme selbst die besten Torchancen vergeigten, oder aber am hervorragend disponierten Visp-Hüter Matthias Schoder scheiterten.

 

Zu erwarten ist, dass der EHC Visp auch bei seinem zweiten Heimauftritt in dieser Finalserie alles daran setzen wird, bereits im ersten Drittel eine möglichst grosse Differenz zu legen. Die Oberwalliser werden loslegen wie die Feuerwehr, und es werden wiederum Provokationen zu erwarten sein. Wenn sich das Team von Coach Bengt-Ake Gustafsson im Griff hat, sich nicht übermässig provozieren lässt, den Ansturm der Visper im ersten Drittel ohne oder mit begrenztem Schaden übersteht, und zudem die eigenen Möglichkeiten besser verwertet, dann liegt heute Abend eine Vorentscheidung in der Serie im Bereich des Möglichen. Aber der kluge Leser merkt sogleich, dass da schon ein paar «wenns» auf unsere Seite kippen müssen, damit der EHC Visp nicht erneut ausgleichen kann.

 

Mit DiDomenico und Konik

Spannend wird auch sein, wie sich die SCL Tigers mit zwei ausländischen Stürmern präsentieren werden. Für den verletzten Franzosen Kévin Hecquefeuille wird heute Abend der Slowake Juraj Kolnik auflaufen. Kolnik hat in dieser Saison zwar die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen können. Trotzdem ist er in der Lage, die Qualitiät in den Langnauer Sturmlinien zu erhöhen.