Webers Weg am Erfolg vorbei in die Sackgasse

Wird Christian Weber falsch eingeschätzt?

Als Caoch der SCL Tigers lockte Christian Weber die Moggi-Brothers, Matthias Bieber und Eric-Ray Blum von seinem alten Arbeitgeber GCK Lions ins Emmental. Dies hat offensichtlich System. Denn als Coach der Rapperswil-Jona Lakers bedient sich Weber wiederum bei seinem ehemaligen Arbeitgeber.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Fehlende Kontakte? Inkompetenz? Charakterschwäche? Erfolglosigkeit? Ich setze bewusst hinter jedes Wort ein Fragezeichen, weil ich weiss, dass man alles so oder so sehen kann. Fehlende Kontakte? Nein! Denn offenbar bestehen solche zu seinen ehemaligen Spielern, welche dann auch genutzt werden. Fehlende Kontakte? Ja! Denn andere Transfers als solche von seinem ehemaligen Arbeitgeber sieht man bei Weber kaum. Inkompetnez? Nein! Denn Christian Weber gilt als hervorragender Ausbildner, der vor allem junge Spieler besser machen kann. Davon zeugen sowohl Matthias Bieber, als auch Eric-Ray Blum und die Moggi-Brothers. Bieber, Blum und Claudio Moggi dümpelten bei den GCK Lions in der NLB, Sandro Moggi konnte sich beim SCB nicht wie gewünscht in Szene setzen. Alle spielten sie in Langnau sozusagen um ihre letzte Chance. Heute sind Blum und Bieber Nationalspieler und Leistungsträger beim Tabellenführer. Und auch die Moggis entwickelten sich zu wichtigen Stützen bei den SCL Tigers in der NLA. Inkompetenz? Ja! Denn Christian Weber schaffte es nicht in die Playoffs. Selbst mit einem Team, mit welchem er potentiell die Playoffs schaffen müsste, bleibt er auf der Strecke, während John Fust mit einem nominell deutlich schwächeren Team in Langnau Unglaubliches vollbringt. Es gilt, nicht nur einzelne Spieler, sondern ganze Teams stärker zu machen, denn immerhin ist Eishockey eine Team-Sportart. Wer Eishockey spielt, betreibt nicht in erster Linie Einzelsport. Dies sollte auch heute noch eine Rolle spielen, wo der Egoismus von einzelnen Spielern demjenigen eines Einzelsportlers gleicht.

Charakterschwäche? Nein! Christian Weber hat in Langnau am Karren geschrissen, als dieser richtig im Dreck steckte, und zudem ein erstes Angebot der Lakers abgewiesen. Dass er das zweite annahm, kann man ihm weiss Gott nicht als Charakterschwäche auslegen. Charakterschwäche? Ja! Zumindest kann man das Abwerben von wichtigen Spielern bei seinen ehemaligen Arbeitgebern zum Teil so auslegen. Während Bieber, Blum und die Moggis als junge Spieler von der NLB in die NLA wechseln durften, bedient sich Weber nun bei bestandenen Spielern auf deren Höhepunkt der Karriere. Ausser gerade in finanzieller Hinsicht kann er Andreas Camenzind in Rapperswil kaum eine bessere Perspektive bieten als in Langnau. Bereits das «Mitnehmen» der beiden Assistenten Marco Bayer und Nik Hess war eine von vornherein abgekartete Sache und kann hinsichtlich Charakter so oder so ausgelegt werden. Erfolglosigkeit? Nein! Denn als Erfolg kann durchaus gewertet werden, dass Christian Weber trotz Freistellung in Zürich und dem Verpassen der Playoffs mit Langnau bei den Lakers einen hoch dotierten Vertrag aushandeln konnte. Auch dass er in der Lage ist, Spieler stärker zu machen, darf man nicht ausser Acht lassen. Trotzdem: Erfolglosigkeit? Ja! Ex-Nati-Coach Simon Schenk zweifelte bereits früh an den Fähigkeiten des damaligen Lions-Coaches Weber, den er noch höchstpersönlich installiert hatte, und schob diesen aufs Abstellgleis. Die SCL Tigers krankten während der weberschen Amtszeit an ihrer «Taktik der offenen Türen», welche sie trotz beeindruckender Torproduktion von den Playoffs ausschloss. Weber wurde in Langnau trotz dieser Erfolglosigkeit geschätzt, weil das Publikum dank dieser Spektakel-Spielweise gut unterhalten wurde. Sein neues Team, die Lakers, ist jedoch genau im gleichen Spital krank. Die Playoffs sind bereits vor Weihnachten hoffnungslos verspielt, was Weber ein miserables Zeugnis ausstellt. Da ist es wenig hilfreich, dass sein Nachfolger bei den SCL Tigers, John Fust, sein Team trotz der Abgänge der Neo-Nationalspieler Bieber und Blum, sowie der beiden gestandenen NLA-Spieler Fabian Sutter und Sandro Gmür in Richtung Playoffs steuert.

 

Wir wollen aber Christian Weber nicht zu früh abschreiben. Er hat bei den Lakers einen lukrativen Drei-Jahres-Vertrag, den aufzulösen selbst für die Seebuben zu teuer sein dürfte. Ergo hat Weber zwei weitere Jahre Zeit, mit Rapperswil doch noch ein Playoff-Coach zu werden. Dies wird schwierig, denn Gewährsleute aus seinem nahen Umfeld melden, dass der Lakers-Coach derzeit Schwierigkeiten hat, sein Team zu erreichen. Ändert sich dies nicht, schweben die St. Galler in akuter Abstiegsgefahr, und die NLB ist deutlich näher als baldige NLA-Playoffs. Und Andreas Camenzind spielt nur dann sicher am Zürichsee, wenn er nicht auf einer Ausstigsklausel im Falle eines Abstiegs bestanden hat.