Weltmeisterlicher und olympischer Glanz erstrahlt an der Bande der SCL Tigers

Ausstrahlung und Sportkompetenz vervielfacht

Seit Alfred Bohren in der Sportkommission Einsitz genommen hat, geht etwas im Unternehmen SCL Tigers. Seine Wirkung gipfelt derzeit in der Verpflichtung von Bengt-Ake Gustafsson als Headcoach und Peter Andersson als Assistent.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Alfred Bohren ist nicht einer, der sich in die Karten blicken lässt. Aber wer ihn kennt der weiss, dass er sich die Augen gerieben haben muss vor Ungläubigkeit, als er sah, was da im sportlichen Bereich bei den SCL Tigers abging. Ein Ausländer mit einem Bidon mit ähnlichen Ausmassen wie dasjenige des Chronisten, ein Coach ohne Palmares und Ausstrahlung, zudem bis in den Oktober hinein ohne Assistent arbeitend. Dazu eine Sportkommission, bei welcher die Verantwortlichkeiten derart nebulös kommuniziert wurden, dass jeder Entscheid, bzw. zumindest jeder Fehlentscheid im Bereich Sport automatisch Wolfgang Schickli in die Schuhe geschoben wurde. Zumal der Geschäftsführer sein «Schicksal» gleich selbst mit demjenigen seines Coachs, - beide waren letzte Saison unter ständiger, zum Teil ungerechtfertigter Kritik der Presse bei den Kloten Flyers tätig, - verbunden zu haben schien. Zu allem Überfluss wendete sich jemand vom Büropersonal weinend an die Boulevardzeitung Blick, welche dies – ohnehin nicht Schickli-freundlich gesinnt – genüsslich ausschlachtete. Dies sind nur einige, auch für Laien von aussen sicht- oder vernehmbare Missstände und Pannen, über die sich Bohren gewundert haben muss. Der gebürtige Langnauer ist keiner, der lange zuschaut, wenn Handlungsbedarf geboten ist. In seiner intensiven und direkten Art sagt er unmissverständlich, was Sache ist. Ein ehemaliger Spieler der Huttwil Falcons sagt, durchaus positiv gemeint, über ihn: «Wenn du es mit Alfred Bohren zu tun bekommst, dann weisst du, was Eishockey ist. Er sorgt dafür, dass du es weisst!» Die Anbindung Bohrens an die SCL Tigers scheint einen andern Blickwinkel ins Unternehmen zu bringen. Einigen Verantwortungsträgern dürfte er die Augen geöffnet zu haben. Und auch wenn dies niemand offiziell bestätigen mag: Seit Bohren dabei ist, hat sich vieles zum positiven verändert. Und vielen aus den Fankreisen war sofort klar: Wenn Bohren kommt, sind Tomas Tamfals Tage gezählt. Sie hatten recht, und trotzdem irrten sie sich. Denn Bohren übernahm nicht selbst.

 

Ausstrahlung schnell verloren...

Die sanierte Ilfishalle ist eine der besten und heimeligsten Eishallen in der ganzen Schweiz. Als neue Attraktion in der NLB wurden die SCL Tigers angekündigt. Jedes Kind wusste, dass jedes gegnerische Team gegen die Langnauer besonders motiviert sein würde. Trotzdem wurde erwartet, dass die Tiger die meisten ihrer Spiele gewinnen. Der Name SCL Tigers hatte für NLB-Verhältnisse enorme Ausstrahlung. Doch diese wurde schnell verspielt. Da half nicht einmal mehr die Ilfishalle. 1,5 Punkte pro Spiel genügen nicht, um in der NLB für Furore zu sorgen. Ob dieser Ausbeute huscht mancheinem ein müdes Lächeln über das Gesicht, wenn er von den Aufstiegsambitionen hört, die dieser Klub haben soll. Sogar die Tabellenletzten fahren inzwischen gern nach Langnau, um zu punkten oder gar zu gewinnen. Doch dies soll sich wieder ändern!

 

...und noch schneller zurück gewonnen

Klingende Namen bringen oft mehr, und fast immer schneller zusätzliche Ausstrahlung in eine Organisation als gute Leistungen. So ist es auch bei den SCL Tigers. Mit einem einzigen Entscheid gewinnen die Langnauer all das an Ausstrahlung zurück, und sogar noch mehr, was sie zuvor durch unverständliches Handeln und schlechte Leistungen verloren haben. Bengt-Ake Gustafsson kehrt an die Tiger-Bande zurück, und er bringt auch gleich noch Peter Andersson mit. Gemeinsam gewannen die beiden als Spieler 1987 und 1991 die Weltmeisterschaft. Gemeinsam sollen sie die SCL Tigers zum Aufstieg coachen. Bei seinem letzten Engagement in Langnau (1999-2001), war Gustafsson als Coach noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Sein damaliger Assistent war Alfred Bohren, später von November 2001 bis November 2002 selbst Headcoach an der Bande der Tiger. Der Vater von Anton Gustafsson aber machte weiter als Head bei Färjestad BK, wo er vier Jahre amtete .Danach gewann er als Nationalcoach Schwedens Olympia- und Weltmeisterschaftsgold (beides 2006), und zudem 2009 und 2010 auch noch WM-Bronze. Gustafsson geniesst zweifellos als Spieler (663 Spiele in der NHL, WM- und Olympiateilnehmer für Schweden, 1987 und 1991 Weltmeister) wie auch als Coach enorme Anerkennung. Sein Name strahlt weltweit, ist bekannt und geschätzt. Doch wie heisst es so schön: Ein Coach, der nie entlassen wurde, ist auch nie Coach gewesen. Und: Was sich an einem Ort bestens zusammen fügt, passt anderswo gar nicht. Damit müssen die Klubs, aber auch die Coaches leben.So war Gustafsson bei seinen nächsten Stationen auf Vereinsebene nicht vom Glück begünstigt. Seine Engagements bei den ZSC Lions und beim KHL-Verein Atlant Mytischtschi endeten enttäuschend. Letzte Saison war «Gus» bei den Nürdberg Ice Tigers engagiert, die er am 9. Dezember 2012 von Jeff Tomlinson auf dem 10. Rang übernahm, und sie noch auf Rang 7 führte, dann aber in der ersten Playoff-runde scheiterte.

 

Zweifellos: Einer, der Schweden zum Olympiasieg und zum WM-Titel coachen kann, hat auch das Zeug, um mit den SCL Tigers in die NLA aufzusteigen, wenn das Kader gut genug ist. Beim Personal besteht weiterhin Handlungsbedarf. Denn auch Gustafsson und Andersson machen aus einem VW Käfer keinen Ferrari. Beim ausländischen Personal herrschen zu viele Unsicherheiten. Kévin Hecquefeuille zeigte bei seinem Einstand eine ansprechende Leistung. Doch er alleine macht aus einer Lotterdefensive noch kein Bollwerk. Und Juraj Kolnik könnte derjenige sein, der die Differenz macht. Aber ob er je für längere Zeit verletzungsfrei bleibt, steht in den Sternen.

 

Doch Gustafsson und Andersson bringen den SCL Tigers die Ausstrahlung, die eine Sport-Organisation braucht, das gerade erst in die NLB abgestiegen ist, aber ein NLA-Unternehmen bleiben will. Sie machen das Unternehmen attraktiver für Spieler, und mit der Zeit auch für Sponsoren. Mit Alfred Bohren, Bengt-Ake Gustafsson und Peter Andersson haben die SCL Tigers zudem ihre zuvor eher bescheidene Sportkompetenz vervielfacht, und gleichzeitig die wichtigsten Positionen prominent besetzt.