Transferfrist läuft ab, und die geilste Zeit der Saison naht.

Bruno's Blog: Ruhigeren Zeiten entgegen?

Der Januar ist die Zeit, in welcher sich ambitionierte Hockeyteams der NLA und NLB im Hinblick auf die wichtigste Phase der Saison verstärken. Da ist eine gewisse Hektik auch im Umfeld und bei den Fans völlig normal. Sobald die SCL Tigers wieder gewinnen, ist die Kritik von dieser Woche vergessen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

In dieser Woche brach es wie ein Gewitter über die SCL Tigers herein. Kommunikationspannen und die fehlende Bereitschaft, sportlich nachzurüsten, strapazierten scheinbar zumindest temporär die Glaubwürdigkeit des Unternehmens. Ausgerechnet in dieser enttäuschte die Mannschaft zumindest in den Heimspielen ihr Publikum sehr. In der Kritik waren nicht nur die Spieler auf dem Eis, sondern auch die Teppichetage. Doch nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Gewinnen die Tiger am Freitag in Küsnacht gegen die GCK Lions und liefern sie am Sonntag gegen den EHC Olten zumindest eine gute Leistung, sind die Protagonisten auf dem Eis wieder «unsere» Helden und die Führungsetage aus der Kritik. Dies ist die positive Seite der kurzen Halbwertszeit sportlicher oder unternehmerischer Misserfolge von Sportunternehmen. Doch Ähnliches gilt auch für die Erfolge!

 

In Zeiten von Internet und sozialen Medien halten sich Erfolge wie Misserfolge von Sportklubs in den Medien und in den Gedächtnissen der Menschen lediglich kurzzeitig. Dies ist Vorteil und Nachteil zugleich.

 

Mag sich noch jemand daran erinnern, dass Peter Jakob und seine Leute im Sommer 2009 die SCL Tigers retteten und danach die Zwischensaison 2012 dazu nutzten, die Ilfishalle auf geniale Weise zu sanieren? Selbstverständlich erinnern wir uns alle gut daran. Wir sind stolz und gleichzeitig aus tiefstem Herzen dankbar dafür. Denn was hatten wir damals für eine Scheissangst, dass uns quasi unser Liebstes, unser ganzer Stolz wegsterben würde. Aber wenn wir uns heute über «unsern» Verein oder dessen Führung ärgern, dann vergessen wir (leider) die Verdienste von Peter Jakob & Co. zumindest temporär. Die ebenso ambitionierte wie geniale Sanierung der Ilfishalle strahlte in die ganze Schweiz aus und verschaffte dem Emmental ein positives Image im ganzen Land. Doch was darauf folgte, sorgte dann ebenfalls im ganzen Land für einige Lacher. Die als tolles und geniales «Bauunternehmen» hoch gelobten SCL Tigers sind inzwischen wieder im Sport angekommen, und sie versuchen mit – gelinde gesagt – nicht immer überwältigendem Erfolg, sich darin zurecht zu finden. Es schien auch im Januar 2014, als falle es den Verantwortungsträgern schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass eine Sport AG eben anders funktioniert als eine privatwirtschaftliche Unternehmung. Einem ähnlichen Irrtum unterliegen übrigens auch viele Fans, wenn sie argumentieren, dass sie in ihrem Beruf von ihren Arbeitgebern längst entlassen wären, wenn sie Leistungen vollbringen würden, wie manchmal die Spieler auf dem Eis. Wenn wir nämlich bei unserer Arbeit mal etwas herum trödeln, wegen eines Schnupfens nicht voll leistungsfähig sind, uns am Smartphone zwischendurch mal ins Internet einloggen, um die neusten Nachrichten und Eintragungen über die Tiger zu lesen, wenn wir uns aus Liebeskummer nicht voll konzentrieren können, oder durch Spiele von Stanislas Wawrinka und Roger Federer abgelenkt sind, so können wir dies ohne Einbussen damit wieder gut machen, indem wir am Abend etwas länger arbeiten. Im Eishockey ist ein Spiel nach 60 oder 65 Minuten vorbei. Schlechte Effizienz mit Überzeit auszugleichen ist im Eishockey nicht möglich. Liebeskummer und Schnupfen hin oder her.

 

Am Frust über miserable Leistungen ändert sich nichts

Dank der Rettung der SCL Tigers und der Sanierung der Eishalle wird in Langnau immer noch Eishockey gespielt. Sogar die Hoffnung auf bessere Zeiten ist trotz des Abstiegs in die zweithöchste Spielklasse aufgekommen, und sie ist immer noch erlaubt und berechtigt. Doch auch in der schönsten Eishalle bleibt der Frust des Publikums nach peinlichen Niederlagen der gleiche. Ob eine Enttäuschung wegen einer miserablen Mannschaftsleistung in einem Luxustempel oder einer Baracke stattfindet, ist nämlich vollkommen egal. Denn Enttäuschungen und Frustrationen dienen nicht dazu, das Blickfeld zu öffnen, und sich an das Gute zu erinnern. Frust ist Frust, und oft ist die Frustration wegen zerstörter Hoffnungen gerade bei gesteigerten Erwartungshaltungen sogar noch grösser als zuvor. Selbstredend, dass die Erwartungen nach der Sanierung der Ilfishalle und damit verbundenen Hoffnungen gross waren und sind. Doch anders als beim Bau der Halle (e gueti Sach, es Ischbahndach) 1975, als der SC Langnau in der darauf folgenden Saison gleich Schweizermeister wurde, stiegen die SCL Tigers nach der ersten Saison in ihrer neu sanierten Eishalle auf peinliche Art und Weise in die NLB ab. Das ganze Emmental war wie gelähmt. Der Verwaltungsrat und der soeben neu angetretene Manager Wolfgang Schickli sorgten mit dem Versprechen des möglichst raschen Wiederaufstiegs (innerhalb von drei Jahren) dafür, dass die Lähmung der Fans und Sympathisanten nicht in Zorn und Wut umschlug. Und sie verhinderten gleichzeitig und richtigerweise eine Diskussion über all die sportlichen Fehlentscheide der letzten Jahre. «Wir schauen vorwärts, nicht zurück», war damals das Motto. Nur deshalb war es möglich, sofort nach dem Abstieg ruhig arbeiten zu können, aber der zeitliche Druck war enorm. Nun werden jedoch diejenigen, die uns damals mit Versprechungen beruhigten, an eben diesen Versprechen gemessen.

 

Hockeyexperten bestätigen, dass eine derart enge zeitliche Zielsetzung für einen sportlichen Aufstieg von der NLB in die NLA äusserst ehrgeizig ist. Um diesen zu realisieren, sollte sich eine Eishockey-Organisation nicht auf ein einziges Jahr konzentrieren, sondern über die ganze Zeitspanne Vollgas geben (alles für den Aufstieg tun). Und selbst da ist die tatsächliche Realisierung dieses Zieles im besagten Zeitrahmen völlig ungewiss. Da es derzeit den Anschein macht, als würden die Verantwortlichen die Einhaltung ihrer Versprechen nur halbherzig verfolgen, ist es völlig klar, dass in der Gefolgschaft Kritik aufkommt. Zumal Ende Monat Transferfristen auslaufen. Immerhin besuchen ca. 1'000 Zuschauer mehr als budgetiert die Spiele der Langnauer Eishockeyaner. Da ist der Verweis auf die plötzlich entschwundene Kriegskasse ein ungenügendes Argument. Denn sowohl die budgetierten wie auch die nicht budgetierten Zuschauer wurden zum Teil mit dem Aufstiegsversprechen und der Erwartung einer «geilen» Saison in die Ilfishalle gelockt. Von einer geilen Saison sind die Tiger derzeit weit entfernt. Vom Aufstieg ebenfalls. Letzteres ist, wenn daraus die Lehren gezogen werden können, kein Drama.

 

Üble Nachrede aus der Ostschweiz hängt immer noch nach

Aus Verärgerung fordern einige wenige Fans den Kopf von Manager Wolfgang Schickli. Doch eine derartige Forderung ist zumindest aus heutiger Sicht völliger Unsinn. Schickli hat bei den SCL Tigers schon sehr viel Gutes bewirkt, der Geschäftsstelle und den Mitarbeitern Struktur und Führung gegeben. Der Zürcher ist einer, der seine Arbeit liebt, und der mit Herzblut für die SCL Tigers arbeitet. Erhält er die nötige Zeit, kann er das Langnauer Eishockey-Unternehmen zurück in die NLA und zudem endgültig ins 21. Jahrhundert zu führen. Ein gewisser Herr Marcel Wick hat Schickli noch vor dessen Antritt in Langnau aufs Übelste diffamiert und diskreditiert. So etwas hinterlässt immer Spuren, und bei jeder Unstimmigkeit kommen die üblen Nachreden wieder zum Vorschein. Schickli hat deswegen in Langnau echt keinen leichten Stand, kommt jedoch in der Bevölkerung gut an. Die meisten Fans durchschauen auch heute noch das falsche Spiel von Wick, und sind sich dessen Langzeitwirkung vollauf bewusst. Trotzdem ist jede Kritik an der Führung der SCL Tigers irgendwie immer Wasser auf die Mühlen von Wick. Soll man deswegen auf Kritik verzichten? Die Antwort lautet ganz klar Nein. Denn Schickli muss seine Probleme mit Wick selbst klären. Vermutlich hat er dies längst getan.

 

Wer sich im Spitzensport als Geschäftsführer oder Verwaltungsrat engagiert, muss sich bewusst sein, dass er/sie im Fokus und in der Kritik der Öffentlichkeit, und damit auch der Presse steht. Das heisst auch, dass er oder sie sich ein dickes Fell zulegen muss. Dieses Geschäft ist nichts für zarte Gemüter, und zumindest Wolfgang Schickli hat dieses dicke Fell. Führungskräfte wie Peter Jakob und seine VR-Crew sowie Manager Schickli werden bei ihrer Arbeit und den Resultaten, die sie dabei erzielen, an dem gemessen, was sie zuvor sagten und in Aussicht stellten. Wir hängen sozusagen an ihren Lippen, saugen auf, was sie uns versprechen. Und da ist es eben allemal besser, weder durch Taten noch durch Worte vom einmal Gesagten (Aufstieg, Kriegskasse, Nachrüsten etc.) abzuweichen. Sollte dies trotz allem einmal nötig sein, ist es wichtig, diese Abweichung zu erklären. Zwar ist es gut möglich, dass ein Teil der Fans auch gröbere, unerklärte Abweichungen unkommentiert oder gar billigend in Kauf nimmt. Auch alle andern nehmen diese Abweichungen letztendlich in Kauf. Aber eben nicht billigend, und schon gar nicht unkommentiert.

 

Deshalb: Es war nicht die erste strube Woche in der Geschichte der SCL Tigers. Es wird auch nicht die letzte sein. Sport ist ein sehr emotionales Geschäft, und da gehören mediale Stürme mit dazu. Sie schaden einer gut geführten Sport-Unternehmung kaum. Im Gegenteil. Solche stürme zeigen auf, wie gross das Interesse an einem Klub tatsächlich ist. Wo kein Interesse ist, gibt es auch keine Kritik, und schon gar keinen Sturm. Dabei wollen wir jedoch – wann immer wir kritisieren - nie vergessen, was wir den Tiger-Rettern und Stadion-Sanierern alles zu verdanken haben. Sie haben auf Jahre hinaus viel mehr richtig als falsch gemacht. Mit der Rettung der SCL Tigers retteten sie auch uns.

 

Es ist erlaubt, zu lernen. Auf allen Seiten. Bald beginnt die geilste Zeit der Saison. Kehren wir zur Normalität zurück.