Im hellblauen Dress:
Charity für benachteiligte Familien und für den HC Lausanne
Hellblaue SCL Tigers spielten so, wie sie gekleidet waren: blass, oder eben hellblau. Im zweitletzten Spiel der Saison vermochten sie den HC Lausanne keine Sekunde lang zu beunruhigen. Es war bereits die vierte Niederlage in Serie.
Ob dieses hellblaue Dress Jeremias Gotthelf gefallen hätte? Die Leistung der SCL Tigers entsprach jedenfalls genau der Farbe dieser Trikots.
Wieso ausgerechnet hellblau? Die SCL Tigers traten zugunsten des Gotthelf-Vereins in andersfarbigen T-Shirts an, welche die Fans und andere interessierte während und nach dem Spiel online ersteigern können. Aber müssen für solche Spiele immer süsse Farben her? Ich weiss nicht. Damit kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. Und nun gerade hellblau. Jahrelang hat sich die Hockeyschweiz über die Lakers aus Rapperswil lustig gemacht, eben wegen ihren – hellblauen – Trikots. Und jetzt also die Langnauer.
Die Trikots würden sicher teurer versteigert werden können, wenn in ihnen ein Sieg erspielt oder erkämpft worden wäre. Aber wenn immer die Tiger in speziellen Trikots antreten, oder wenn überhaupt ein spezielles Spiel ansteht, gehen sie als Verlierer vom Eis. Ich vermag mich an kein einziges Spiel erinnern, welches aus irgendeinem nicht sportlichen Grund einen speziellen Charakter hatte, das die Langnauer hätten gewinnen können.
Ich reiste mit einem guten Gefühl nach Langnau. Und ich hatte auch vor dem Spiel ein gutes Gefühl. Heute würden wir gewinnen. Ich rechnete mit einem positiven Abschluss eines weitgehend positiven Jahres. Immerhin standen und stehen mit dem HC Lausanne und Ambri-Piotta zwei Heimspiele gegen Gegner an, welche an einem guten Abend bezwungen werden können, und die Langnauer haben bisher zur Genüge bewiesen, dass sie auch grosse Aufgaben lösen können. Aber dann fragte mich der Mann der Keystone-SDA neben mir auf der Pressetribüne, ob die Tiger solche Spiele in speziellen Dresses normalerweise zu gewinnen vermögen. Und ich kam ins Grübeln. Spezielle Spiele waren beispielsweise die Auftritte im Wankdorf-Stadion gegen den SC Bern, oder auch, als der Fanclub SCL Tigers zu seinem 30-jährigen Jubiläum mit 777 Fans und viel Prominenz per Extrazug nach Ambri reiste. Oder auch die Partie zum 75-jährigen Bestehen des SC Langnau, bzw. der SCL Tigers. Daraus resultierte kein einziger Sieg. Und eben, ich kann mich auch an keinen Sieg erinnern, den die Langnauer in einem anderen als ihren normalen Dresses errungen hätten. Da muss man sich dann nicht wundern.
Nun ja, die Tiger begannen gut. Lausanne kontrollierte zwar das Spiel, war fast ausschliesslich im Drittel der Einheimischen, aber wenn diese vor den gegnerischen Kasten kamen, sah es gefährlich aus. Das war es allerdings nicht. Denn im Startdrittel brachten die Langnauer den Puck aus aussichtsreicher Position kein einziges Mal aufs gegnerische Tor. Ivars Punnenovs, der Ex-Tiger im Lausanne-Tor, wurde zu keiner einzigen nennenswerten Parade gezwungen. Und so kam es eben, wie es kommen musste. Wenn schon nicht im Kasten Lausannes, so schepperte es immerhin bei den Langnauern. Das erste Mal gleich im Anschluss an eine Unterzahl-Situation. Speakerin Christine Nyffeler war gerade daran kundzutun, dass die Strafe nun abgelaufen sei, als Damian Riat die Scheibe per Onetimer in das Toreck pfefferte. Und als alles schon mit der 0:1 – Pausenführung der Waadtländer rechnete, - der Mann von der SDA war bereits in der Pause – liessen sich die Emmentaler zum 0:2 übertölpeln. Einer ihrer Verteidiger spekulierte an der gegnerischen blauen Linie falsch, und dann ging es sehr schnell. Antti Suomela schickte Es-Tiger Andrea Glauser und Miikka Salomäki auf die Reise, wobei Letzterer vier Sekunden vor Ablauf des Drittels noch zum 0:2 traf.
Es blieben danach noch 40 Minuten. Das Spiel war noch nicht gelaufen. Wir werden nicht erfahren, was es ausgelöst hätte, wenn Aleksi Saarela in der 27. Minute mit seinem prächtigen Schuss nicht nur den Innenpfosten getroffen und wenn Ivars Punnenovs nur Minuten später nicht einen Big Save ausgepackt hätte. Es schien nur das Tor zu fehlen zur Initialzündung, so hatte man den Eindruck, bzw. so hoffte man. Mit diesen zwei Szenen ist aber die Aufzählung von guten Torszenen ab dem Mitteldrittel bereits aufgezählt. Viel mehr kam bis zum Schluss der Partie von den Langnauern nicht. Bis endlich, endlich Julian Schmutz doch noch der Anschlusstreffer gelang. Die Tiger spielten zu diesem Zeitpunkt bereits ohne Torhüter, und zu spielen blieben nur noch 23 Sekunden. In diesen fiel tatsächlich ein weiterer Treffer. Allerdings auf der falschen Seite. So kamen die Lausanner zu einem einfachen Sieg oder, um es anders auszudrücken, waren, wie der Gotthelf-Verein, Profiteur des Charity-Gedankens der SCL Tigers für dieses Spiel.
Die Chance für Jonas Schwab
Wichtig zu erwähnen ist, dass den Hellblauen wichtige Spieler fehlten. Juuso Riikola ist derzeit ebenso verletzt wie Bastian Guggenheim. Gerade Riikola ist für das Spiel der SCL Tigers unentbehrlich. Der Finne spielt im Emmental eine überragende Rolle. Wie immer, wenn wichtige Spieler ausfallen, ist dies eine Chance für andere. Der Erst 19-jährige Jonas Schwab kam in seinem ersten Jahr nach seiner Junioren-Zeit bereits zu seinem vierten Einsatz in der National League. Und der letztjährige Captain von Langnaus U20 machte einen guten Job. Der Spieler mit der Nummer 95 stand bisher mehr als 33 Minuten auf dem Eis, kam also durchschnittlich auf 8,18 Minuten Spielzeit pro Partie. Ich fragte ihn, wie er das Spiel erlebt hat.
Jonas Schwab: «Wir haben uns vorgenommen, besser zu starten als in den letzten Spielen. Das ist uns gelungen. Wir nahmen aber danach zu viele unnötige Strafen und konnten so unsere Strategie nicht das ganze Spiel durchziehen. Wir gaben Lausanne zu viel Raum und zu viele Chancen. So kamen sie zum Momentum und nicht wir.»
Ich fragte Jonas danach auch noch nach seiner persönlichen Leistung.
Jonas Schwab: «Für mich persönlich bin ich ziemlich zufrieden. Allerdings gibt es immer Dinge, die man besser machen kann. Ich werde mir die Shifts, die ich hatte, noch genau anschauen. Aber im grossen und ganzen war es wohl nicht schlecht.»
Mich nahm natürlich auch wunder, wie das Gefühl war, als Jonas zu seinem ersten Einsatz in der National League kam.
Jonas Schwab: Da war ich natürlich mega nervös. Aber das hat sich sehr schnell gelegt. Das war nach den ersten Einsätzen bereits so gut wie weg. Das hat es einfacher gemacht.
Von Jonas, der sonst bei Bellinzona in der Swiss League zu viel mehr Eiszeit kommt, wollte ich auch noch wissen, was ihm mehr bringt: die Einsatzzeit in der Swiss League oder die Gelegenheit, in der National League aufzulaufen.
Wiederum Jonas Schwab: Für mich ist beides wichtig. Sowohl die viele Eiszeit, die ich in der Swiss League erhalte wie auch die Gelegenheit, in der National League Erfahrungen zu sammeln, sind für meine Karriere wichtig.
Jonas Schwab, der vor dieser Saison weder in der Swiss League noch in der National League Einsatzzeiten hatte, hat also den Sprung von der U-20 zu ersten Einsätzen in der obersten Spielklasse in kürzester Zeit vollzogen. Wie beurteilt er die Unterschiede zwischen der U-20 und der National League?
Jonas Schwab: Der Unterschied ist sehr gross. Vor allem in den Bereichen Tempo und Physis.
Und wie beurteilt einer, der es wissen muss, die Auftritte von Jonas Schwab. Alfred Bohren hat in seiner Laufbahn viel mit Nachwuchsspielern gearbeitet, hat jahrzehntelang mit unterschiedlichen Nachwuchs-Nationalteams erfolgreich gearbeitet. Der Schweizer Meister von 1976 ist auch heute noch für die Tiger tätig. Ihn konnte ich fragen: «Jonas ist ein sehr guter Schlittschuhläufer. Er gefällt mir sehr gut. Wenn er so weitermacht, wie bisher, wird er seinen Weg machen.»