Tritt Bengt-Ake Gustafsson in die unheilvollen Fussstapfen anderer Rückkehrer?

Das Scheitern der Rückkehrer

Bengt-Ake Gustafsson kehrt als grosser Hoffnungsträger zurück nach Langnau. Er war bereits von 1999 bis 2001 Coach der SCL Tigers. Doch über den Rückkehrern aus jener Zeit schwebt ein Schatten. Jeder ist früher oder später bei seinem neuerlichen Engagement in Langnau gescheitert. Nachfolgend die Liste der Versager.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Ich entschuldige mich umgehend für die Bezeichnung «Versager». Denn jeder der unten Aufgeführten leistete zunächst mal Grossartiges, und sie waren allesamt wichtig für die SCL Tigers, sei es für deren Entwicklung oder deren Rettung. Zu Versagern wurden sie erst zuletzt. Einige haben einfach den optimalen Zeitpunkt zum Abgang verpasst.

 

Ruedi Zesiger

Seine Verdienste: Er war Geschäftsführer des SC Langnau, als dieser 1998 in die NLA aufstieg, und holte danach Todd Elik ins Emmental. Wechselte dann zum Bund. Bei der Rettung der SCL Tigers 2009 spielte er eine wichtige Rolle und wurde erneut Geschäftsführer der SCL Tigers. Unter ihm schafften die Tiger ihre erste und einzige NLA-Playoffqualifikation. Obwohl Zesigers Sportkompetenz bescheiden ist, wäre es falsch, ihm die Verdienste an diesem sportlichen Erfolg abzusprechen. Denn wieder hatte der in Schangnau lebende Seeländer eine glückliche Hand. Die beiden wichtigsten Transfers für diesen überraschenden Coup landete nämlich er. Zesiger holte aus Visp den 39-jährigen John Fust als Coach, und später den erst 18-jährigen Torhüter Benjamin Conz nach Langnau. Diese Playoff-Quali war enorm wichtig für die Abstimmung der Gemeinde Langnau über die Sanierung der Ilfishalle.

 

Sein Versagen: Man stelle sich vor, Ruedi Zesiger hätte nach der Qualifikation für die Playoffs im Frühjahr 2011 gesagt: «Ich habe getan, was ich konnte. Jetzt müssen andere ran, die das, was jetzt kommt, besser können als ich. Darum trete ich jetzt als Geschäftsführer der SCL Tigers zurück». Wir hätten den Mann bis in alle Ewigkeit verehrt, und ihm vermutlich noch eine Gedenktafel oder eine Statue gestellt vor der Ilfishalle. Sein Ansehen bei den Fans war zu diesem Zeitpunkt zurecht enorm. Doch Zesiger dachte nicht daran, zu gehen, und nun offenbarten sich schonungslos seine Defizite sowohl im unternehmerischen Bereich als auch als Sportchef. Niemand wäre nach der überraschenden Playoff-Qualifikation auf die Idee gekommen, dass Zesigers Sportkompetenz bescheiden ist. Dies offenbarte sich erst in den beiden darauf folgenden Saisons. Zesiger bemerkte nicht, dass die Playoffs einem Wunder gleich kamen, welches mit einem Team von gleicher Stärke kaum zu wiederholen war. Unter seinem Regiment wurde die Mannschaft nominell sogar von Jahr zu Jahr schwächer. Als Sportchef hatte Zesiger dies zu verantworten. Zudem blieb er bei der Akquisition von Sponsoren vieles schuldig, was zur Folge hatte, dass die Verwaltungsräte auch nach der Rettung der Tiger jedes Jahr ein Millionenloch zu decken hatten.

 

John Fust

Seine Verdienste. Er stieg 1998 als Spieler mit den SCL Tigers in die NLA auf. Er war kein Führungs-, aber ein guter Rollenspieler. Im Sommer 2010 kehrte er als Headcoach ins Emmental zurück und schaffte bereits im ersten Jahr völlig überraschend die erste und einzige Qualifikation für die Playoffs. Er brachte viel Zuversicht und eine völlig neue Denkweise ins Emmental, die mit «Siegergen» umschrieben wurde. Mit diesem völlig unerwarteten Erfolg trug er massgeblich dazu bei, dass die Abstimmung zur Sanierung der Ilfishalle mit phantastischem Mehr gewonnen wurde.

 

Sein Versagen: John Fust liess sich täuschen, und er wehrte sich nicht. Im November 2011 unterschrieben John Fust, Alex Reinhard, Simon Moser und Lukas Haas mehrjährige Verträge mit der Zusicherung von Seiten der SCL Tigers, dass das Team massiv verstärkt werde, damit sich die Mannschaft künftig noch weiter nach vorne orientieren könne. Doch diese Zusicherung wurde nicht eingehalten. Im Gegenteil. Das Team wurde von Jahr zu Jahr nominell schwächer. Dass sich John Fust nicht (oder zu wenig energisch) dagegen wehrte, ist sein Fehler. Damit trägt er auch seinen massgeblichen Anteil am sportlichen Misserfolg, der im Abstieg in die NLB gipfelte. Mit John Fust geschah, was mit jedem erfolglosen Coach geschieht. Er wurde im Dezember 2012 entlassen.

 

Jakob (Köbi) Kölliker

Seine Verdienste: Er war Coach des SC Langnau, als dieser 1998 völlig überraschend in die NAL aufstieg, und er schaffte im Jahr darauf mit einer eigentlich chancenlosen Equipe den Ligaerhalt. Im November 2012 kehrte er als Sportchef nach Langnau zurück und brachte eine gehörige Portion Eishockeykompetenz ins Unternehmen SCL Tigers. Er entliess richtigerweise den inzwischen erfolglosen und desillusionierten Coach John Fust.

 

Sein Versagen: Er fand oft den richtigen Tonfall zu den Spielern nicht. Wählte als Ersatz für John Fust mit Alex Reinhard die billigste Lösung, sorgte damit aber für eine kurze Phase der Euphorie. Reinhard gewann nämlich zum Jahresende nacheinander gegen den SC Bern, den HC Ambri-Piotta und die ZSC Lions. Doch danach zerrissen die Tiger unter Reinhard keine Stricke mehr, was nach der zweiten Niederlage im dritten Spiel der Ligaqualifikation richtigerweise zu seiner Entlassung führte. Kölliker wählte jedoch wiederum die billigste Lösung für den Ersatz, setzte sich gleich selbst als Headcoach ein und scheiterte grandios. Obwohl Kölliker zu diesem Schritt wohl beinahe genötigt wurde, hätte ihm klar sein müssen, dass er nicht der Richtige ist für diese Aufgabe. Zumal er sich zuvor nicht zum Freund vieler Spieler gemacht hatte, was es ihm verunmöglichte, aus der Truppe eine verschworene Einheit zu formen. Kölliker ist mit seiner Massnahme massgeblich für den Abstieg der SCL Tigers in die NLB verantwortlich.

 

Todd Elik

Seine Verdienste: Brillierte bei den SCL Tigers sowohl als gleichermassen grossartiger wie wahnsinniger Unterhalter, als auch als brillanter Eishockeyspieler. Rettete die Tiger mit sieben Skorerpunkten im entscheidenden siebten Spiel in der Ligaqualifikation 1999 vor dem Abstieg. Dank ihm waren die Langnauer um die Jahrtausendwende in den Medien viel stärker vertreten, als sie dies sportlich verdient gehabt hätten. Todd Elik ist DIE Kultfigur im Emmental, und wird dies wohl noch lange bleiben.

 

Sein Versagen: Kehrte im Januar 2009 als 43-jähriger nach Langnau zurück, um mit den SCL Tigers die Playoffs zu erreichen. Doch Elik spielte nur 6 Partien, zeigte aber in einigen Szenen seine Genialität. Die SCL Tigers verpassten die Playoffs trotzdem, und Elik scheiterte bei seiner neuerlichen Mission in Langnau.

 

Bengt-Ake Gustfasson ist auch einer, der in der Zeit um die Jahrtausendwende grosse Verdienste rund um die SCL Tigers hatte, und der jetzt ins Emmental zurück kehrt. Ist er der Erste, der auch bei seinem zweiten Engagement in Langnau reussiert? Immerhin schaffte Gustafsson im 2006 als Coach der Nationalmannschaft Schwedens das «Double» Olympiasieg und WM-Titel. Vor ihm hatte dies noch niemand geschafft. Da ist es ihm doch durchaus zuzutrauen, dass er in Langnau als bisher einziger Rückkehrer reussiert.

 

Ach übrigens: Auch Alfred Bohren ist ein Rückkehrer, der bereits um die Jahrtausendwende in Langnau tätig war. Er war sowohl Assistent von Bengt-Ake Gustafssion wie auch von dessen Nachfolger Wassily Tichonov, den er im November 2001 beerbte. Auch Bohren ist zuzutrauen, in Langnau bei seinem zweiten Engagement zu reussieren.

 

 

PS: Selbstverständlich waren die Rückkehrer nicht die Einzigen, die den Abstieg der SCL Tigers zu verantworten haben. Dies zu behaupten, wäre vollkommen unfair. Aber in diesem Blog betrachten wir einzig und allein die Rückkehrer, die in der Zeit um die Jahrtausendwende bereits einmal für das Langnauer Eishockey tätig waren.