Nach der Niederlage gegen Ajoie:
Die Kellermeisterschaft und die Frage nach dem wahren Langnau
Nach der Niederlage gegen Ajoie stehen die SCL Tigers ungefähr dort, wo man sie nach den ersten drei Spielen bei ihrem happigen Startprogramm erwarten konnte. Alles klar also? Im Gegenteil: Es stellt sich die Frage nach dem wahren Langnau.
Welches ist nun das wahre Langnau: Dasjenige, das wir gegen die ZSC Lions oder gegen den HC Ajoie gesehen haben. Die Frage stellen wie Tigers-Coach Thierry Paterlini. Dieser gibt zuerst eine ausweichende Antwort: "Wir waren heute nicht so schlecht. Vor allem im ersten Drittel erspielten wir uns gute Chancen und hätten führen müssen. Und auch im Schlussdrittel hatten wir wieder gute Möglichkeiten." Er sprach auch die gute Leistung von Ajoie an, womit er ebenfalls recht hatte.
Dazu muss man wissen, dass der HC Ajoie gut transferiert hat und einige gestandene National League Spieler (Sciaroni, Thiry, Fey, Ciaccio) geholt hat. Und auch die Jurassier spielen ja neu mit sechs Ausländern. Die Mannschaft ist also nur noch zum Teil vergleichbar mit derjenigen von letzter Saison, was auch in den beiden ersten Spielen der Saison (knappe 0:1 - Niederlage in Lugano, danach Gottéron mit 4:2 weg geputzt) zu spüren bekamen.
Das Kartenhaus Selbstvertrauen
Die SCL Tigers zeigten ein gutes erstes Drittel und es schien, als würden sie dieses mit neu gewonnenem Selbstvertrauen in Angriff nehmen. Immerhin hatten sie zum Auftakt die ZSC Lions nach Verlängerung bezwungen und auch in Zug lange Zeit eine beachtliche Leistung gezeigt. Wobei man da schon bemerkten muss, dass dann, als Zug aufdrehte, innerhalb von etwas mehr als sieben Minuten vier Pucks im Netz von Langnaus Hüter Luca Boltshauser landeten. Will heissen, als Zug aufdrehte, war Langnau überfordert.
Aber eben, wer in der Kellermeisterschaft, - in dieser werden neben Langnau auch Ajoie und Kloten vermutet, - obenausschwingen will, sollte die Heimspiele gegen direkte Konkurrenten gewinnen. Je länger jedoch die Partie dauerte, desto mehr kam der Eindruck auf, dass der Sieger an diesem Abend nicht Langnau heissen wird. Denn ab dem zweiten Abschnitt - es stand immer noch 0:0 - störten die Gäste erfolgreicher. Langnaus Angriffe kamen immer mehr ins Stocken. Und prompt fiel dann der Führungstreffer der Jurassier. Bezeichnenderweise war der Torschütze Philip Michael Devos. Er und sein congenialer, aber derzeit verletzter Sturmkollege Jonatan Hazen waren vor zwei Jahren auch bei den SCL Tigers ein Thema. Man wagte den Schritt mit den beiden Kanadiern jedoch nicht, wohl aus Angst, sie könnten in der obersten Spielklasse nicht mithalten. Dabei hatte Ajoie ja den Cup gewonnen durch vier Siege über Mannschaften aus der National League und dank überragenden Skorerwerten der beiden Imports. Und jetzt war es also Devos, der die Niederlage der Emmentaler einläutete.
Von jetzt an stimmte nicht mehr viel im Spiel der Tiger. Die Störarbeiten der Jurassier waren noch erfolgreicher, und immer war einer von ihnen nahe am puckführenden Langnauer, und immer wieder brachte einer seinen Stock in eine emmentalische Passlinie. Es hätte nicht verwundert, wenn das Skore bereits im Mitteldrittel noch höher zugunsten der Gäste ausgefallen wäre. Mit jeder missratenen Aktion war die Körpersprache der Einheimischen noch etwas resignierter. Das Selbstvertrauen ist nach all den Niederlagen und nur dem Sieg gegen die ZSC Lions noch auf einem Kartenhaus gebaut. Offenbar reichen bereits ein paar ausgelassene Torchancen, um dieses zu demolieren.
Im Schlussdrittel war dann nach einem Doppelschlag innerhalb von weniger als einer Minute (44. und 45.) durch T.J. Brennan und Thomas Thiry bereits alles klar. Auch wenn Alexandre Grenier mit seinem ersten Saisontreffer - er hämmerte den Puck in die nähere obere Ecke des verdutzten Ajoie-Hüters Tim Wolf - für einen Moment etwas Hoffnung zurückbrachte (47). Dieser Treffer ist immerhin Balsam auf die Seele des Kanadiers. Er stand ja nach den ersten beiden Partien noch ohne Skorerpunkt da. Will er wieder auf ähnlich gute Skorerwerte kommen wie letzte Saison - und die SCL Tigers brauchen diese Skorerwerte¨!!! - war es höchste Zeit, mit dem skoren zu beginnen. Auch wenn dieser Treffer ansonsten nichts mehr einbrachte. Denn gute drei Minuten später setzte sich Guillaume Asselin auf der rechten Seite durch und setzte mit seinem Tor den Schlusspunkt unter die heutige Partie.
Letztendlich war die Niederlage der Tiger logisch. Im gegnerischen Tor stand ein gut aufgelegter Torhüter, dem in einigen Szenen zudem das Glück beistand (zwei Langnauer Pfostenschüsse durch Neuenschwander und Saarela), aber vor allem im Mitteldrittel stark abbauende Langnauer und clevere Gäste.
Wo steht Langnau?
Und da ist sie wieder, die Frage nach dem wahren Langnau. Wir fragen nochmals bei Coach Paterlini nach. Er sagt: "Im zweiten Drittel haben wir nicht das wahre Langnau gesehen. Da haben wir nicht so gespielt, wie wir uns das vorgenommen haben. Zwischen den Linien war eine viel zu grosse Distanz, was es unserem Gegner immer wieder ermöglichte, dazwischen zu gehen."
Es resultiert eine 1:4 - Niederlage. Die nächsten Spiele werden zeigen müssen, welches das wahre Langnau ist. Am kommenden Wochenende stehen die Spiele gegen den EHC Biel (Freitag, Ilfishalle) und Rapperswil (Samstag, auswärts)an.