Trotz Niederlage nach Beendigung der Negativ-Serie:
Die SCL Tigers zurück in der Spur!
Die SCL Tigers melden sich zurück. Nach dem Sieg im Krisengipfel in Kloten fordern sie auch dem Leader ZSC Lions alles ab. Die leidenschaftliche Leistung gegen Zürich hätte gegen viele andere Mannschaften zum Sieg gereicht.
Ein Grossteil der Partie zwischen den SCL Tigers und den ZSC Lions spielte sich vor dem Langnauer Tor ab. Diese Szene - im Hintergrund malträtieren sich der Langnauer Miro Zryd und Zürichs Finne Juho Lammiko - setzt für beide Spieler eine kleine Strafe ab. Bild: Susanne Bärtschi.
Der väterliche Beistand nützte nichts. Die SCL Tigers hatten die Väter der Spieler zum Spiel eingeladen. Der Einladung leisteten ungefähr die Hälfte der Spielerväter Folge und standen beim Einlauf ihrer Söhne Spalier. Zum Ende der Partie durften sie dann auch in die Kabine. Aber eben: Trotz väterlichem Support verloren die Langnauer die Partie gegen die ZSC Lions mit 1:4. Dies nur einen Tag, nachdem sie in Kloten ihre acht Spiele dauernde Niederlagenserie endlich beenden konnten. Da stellt sich die Frage: Wo stehen die Tiger nun eigentlich? War der Sieg in Kloten eine Eintagsfliege? Folgt gleich die nächste Negativserie?
Es gibt Niederlagen, da geht das einheimische Publikum trotzdem zufrieden nach Hause. Dann nämlich, wenn ihre Mannschaft eine leidenschaftliche und disziplinierte Leistung gezeigt und alles gegeben hat, was sie zu geben hat. Dies war gestern im Spiel gegen die ZSC Lions der Fall. Die Zürcher, zuletzt drei Mal in der Overtime geschlagen, wollten endlich wieder einen Sieg. Sie nahmen die Partie im Emmental nicht auf die leichte Schulter, traten dominant auf und hatten trotzdem ihre liebe Mühe. Bis zur 52. Minute mussten sie warten, bis Justin Siegrist – endlich, aus der Sicht seiner Mannschaft – den ersten Treffer für die Zürcher realisieren konnte. Das zeigt, wie eng die Partie trotz des letztlich klaren Resultats eigentlich war. Denn dieses erste ZSC-Tor war ja erst der Ausgleich. Denn in der 7. Minute hatte ja Julian Schmutz getroffen. Von Aleksi Saarela ideal angespielt, schmetterte er den Puck per Direktabnahme ins Zürcher Tor. Es war bereits der vierte Treffer und der fünfte Skorerpunkt an diesem Wochenende für Schmutz. Ähnliches gilt für Saarela. Auch er kommt auf fünf Skorerpunkte in diesen beiden Spielen (1 Tor und 4 Assists). Es wäre also noch etwas möglich gewesen. Aber dann war da diese Coaches Challenge.
Die Krux mit der Coaches Challenge
Soll man sie nehmen, wenn man sich nicht sicher ist, oder soll man es bleiben lassen. Tatsache ist, dass diese Coaches Challenge von Tigers-Coach Thierry Paterlini vollends in die Hose gegangen ist. Denn weil die beiden Linesmen kein Offside erkennen konnten, zählte nicht nur der Treffer, sondern es setzte auch noch eine kleine Strafe für das Heimteam ab. So ist die Regel. Und diese Strafe nützten die ZSC Lions ebenfalls. Nach dem Treffer zum 1:2 durch Swen Andrighetto lagen die Zürcher lediglich 55 Sekunden nach dem Ausgleich erstmals in Führung. Die Partie war damit entschieden. Die Tiger, die zuvor mit leidenschaftlichem Kampf alles für den Sieg getan hatten, brachten die Energie nicht mehr auf, um nochmals eine Wende herbeizuführen und kassierten noch zwei weitere Treffer. Aber was wäre gewesen, wenn Paterlini diese Coaches Challenge nicht genommen hätte. Wir spekulieren nicht, denn wir können dies nicht wissen. Aber wir schauen mal auf die Gründe für oder wider eine Coaches Challenge, bei einer Ausgangslage wie gestern Abend in Langnau und einer Situation, in welcher man sich nicht sicher sein kann.
Voraussetzung: Die Challenge muss rasch genommen werden, nämlich, bevor die Partie wieder aufgenommen wird. Gestern war es so, dass die Situation, um die es ging, bereits eine Weile vor dem Treffer stattgefunden hat. Möglicherweise hatte deshalb der Video-Assistent der SCL Tigers nicht genügend Zeit, um zu dieser Szene zurück zu spulen und sich die Situation genau anzuschauen, und musste deshalb spekulativ entscheiden.
Bei einer erfolgreichen Challenge wären die SCL Tigers immer noch mit 1:0 in Führung gelegen. Der Tor-Bann der Zürcher wäre also noch nicht gebrochen gewesen. Sie hätten als lediglich gut acht Minuten vor dem Ende der Partie immer noch in Rückstand gelegen und die Zeit wäre langsam eng geworden. Die Chance der SCL Tigers auf einen Punktgewinn wäre also immer noch günstig gewesen. In Führung liegend hätten Harri Pesonen & Co. über mehr Energie verfügt, das Resultat zu halten oder zumindest eine Verlängerung zu erreichen.
Hätte Paterlini die Challenge nicht genommen, hätte er also diese Chance verpasst. Er konnte nicht wissen, ob er später beim Studium der Bilder zur Erkenntnis gekommen wäre, dass er sie hätte nehmen sollen oder eben nicht. Hätte er die Challenge nicht genommen, hätte er den Ausgleich der ZSC Lions trotz der strittigen Situation akzeptiert. Der Tor-Bann der Zürcher wäre damit gebrochen gewesen. Aber seine Mannschaft, die SCL Tigers, wären noch nicht in Rückstand gewesen, die Chance auf einen Punktgewinn wäre immer noch vorhanden gewesen. Klar aber, dass der Treffer den ZSC Lions das Momentum gebracht hätte und es möglicherweise für die Langnauer trotzdem schwierig geworden wäre, die Partie zumindest mit einem Teilerfolg zu beenden.
Wir wir jetzt wissen, hat Paterlini die Challenge genommen und verloren. Die ZSC Lions haben die regekonforme Strafe nach gescheiterter Challenge ausgenutzt und den SCL Tigers damit sowohl die Energie wie auch die Hoffnung auf einen Punktgewinn geraubt. Mit diesen beiden Gegentreffern innert kurzer Zeit nach zuvor heroischer Gegenwehr war die Luft bei den Einheimischen draussen.
Normalerweise tendiere ich dafür, eine Coaches Challenge nur dann zu nehmen, wenn die Situation klar ist. Die Situation war jedoch gestern sehr speziell. Ich denken, Thierry Paterlini wusste um die Gefahr, welche dieser späte, aber trotzdem zu frühe Gegentreffer sowohl bei seiner Mannschaft wie auch beim Gegner auslösen würde. Er musste deshalb alles auf eine Karte setzen und handelte richtig.
Wichtiger Sieg am Vortag
Die SCL Tigers können zwar mit dem Resultat nicht zufrieden sein, mit ihrer Leistung können sie es jedoch allemal. Sie zeigen deutliche Aufwärtstendenz. Zumal sie ja am Vortag im Krisengipfel in Kloten drei äusserst wertvolle Punkte sammelten. Dass eine Mannschaft in einer solchen Ausgangslage oben ausschwingt, ist nicht selbstverständlich. Denn diese Partie war für beide Mannschaften derart wichtig, dass auf beiden Seiten nur ein Sieg in Frage kam. Eine Niederlage war keine Option. Schon gar nicht für das Heimteam, welches vor der Partie acht Punkte auf den Gegner aufzuholen hatte. Wen anders sollte man nach einer Serie von sechs Niederlagen (Kloten) schlagen, ausser in einem Heimspiel eine Mannschaft mit einer Serie von acht Niederlagen. Eine Pleite kam also für die Einheimischen einer Katastrophe gleich. Umso wertvoller ist dieser Sieg für die SCL Tigers. Der Erfolg war übrigens sehr verdient.
Auch in dieser Partie gab es eine Coaches Challenge. Klotens Coach nahm sie nach dem Treffer zur 3:2 – Führung der Langnauer. Sie blieb ohne Erfolg, aber auch ohne weitere Folgen, zumindest was einen weiteren Gegentreffer betrifft. Aber es raubte den Klotener zwei Minuten Zeit, das Skore wieder auszugleichen. Die Ausgangslage in Kloten war etwas anders als ein Tag später in Langnau. Die Person am Video hätte erkennen müssen, dass diese Challenge aussichtlos sein würde. Zu klar war diese Situation.
Nun folgen für die SCL Tigers zwei wegweisende Partien gegen die Lakers aus Rapperswil. Am kommenden Freitag folgt zuerst das Heimspiel, dann am Sonntag-Nachmittag die Auswärtspartie. Die Tiger gewannen ihr erstes Heimspiel gegen diesen Gegner, verloren indes auswärts. Derzeit liegen die Rapperswiler bei einer Partie weniger fünf Punkte hinter den Langnauern. Die SCL Tigers können diese beiden schwierigen Partien mit neuer Zuversicht angehen. Sie haben an diesem «Zürcher-Wochenende» zurück in die Spur gefunden.