SCL Tigers gut unterwegs:
Ein Torverhältnis wie ein Absteiger, aber Punkte wie ein Playoff-Kandidat
Die SCL Tigers punkten fleissig weiter. Gegen den EHC Biel und den HC Fribourg-Gottéron krallten sie sich fünf von sechs möglichen Zähler. Deshalb können sie nun über die Natipause ruhig, aber konzentriert an ihrer Weiterentwicklung arbeiten. Nur gemütlich machen dürfen sie es sich nicht.
Was war das wiederum für ein Wochenende. Fünf von sechs möglichen Punkten resultierten gegen zwei schwierige Gegner. Mit dem EHC Biel und Gottéron standen der letztjährige Finalist und der aktuelle Leader auf dem Programm. Die Seeländer versuchen verzweifelt in Fahrt zu kommen, die Sahnestädter wiederum möchten verhindern, an Fahrt einzubüssen. Beide Mannschaften mit grossem Potential, wobei der EHC Biel mit Verletzungspech – eben gerade nicht – gesegnet. Die Fribourger zuletzt mit zwei Niederlagen. Angeschlagene Gegner sind doppelt gefährlich. Dies haben auch die Tiger schon erfahren. Ein angeschlagener HC Lugano schoss die Emmentaler am 14. Oktober gleich mit 0:8 aus der Emmental Versicherung Arena, und auch der HC Davos trat angeschlagen in Langnau an, als sie die Tiger am 19. September mit 1:6 aus deren Halle prügelten. Aber diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Die Langnauer sind seither stabiler geworden. Coach Thierry Paterlini gelang es, gezielt an den Schwächen zu arbeiten und einige davon sogar zu Stärken zu machen. Zwar haben die SCL Tigers ein Torverhältnis wie ein Absteiger, haben deutlich am meisten Tore erhalten, aber dies ist eben vor allem den zum Teil happigen Pleiten zu Saisonbeginn geschuldet. In den letzten fünf Spielen wurden lediglich noch zehn gegnerische Tore zugelassen.
Nicht unterschlagen wollen wir, dass die Emmentaler vor allem in der Partie gegen den EHC Biel sehr viel Glück und einen bärenstarken Stèphane Charlin benötigten, um die drei Punkte einzufahren. Dagegen war der HC Fribourg-Gottéron eigentlich fast nur ein laues Lüftlein. So saft- und kraftlos sah man die Drachen in einer Partie gegen die Langnauer schon lange nicht mehr. Der Mannschaft von Coach Christian Dubé wird die Meisterschaftspause gut tun. Dagegen hat der EHC Biel nach der verlorenen Partie gegen die Tiger zuhause den SC Bern bezwungen. Schon in Langnau hatte man das Gefühl, die Bieler seien stark am Aufkommen. Doch eben – wenn es läuft, dann läufts. Und es läuft momentan in Langnau.
Es gibt unterschiedliche Arten, vor einer Saison Prognosen zu machen. Eine Art ist zum Beispiel, sich aus Langnauer Sicht zu fragen, wer man denn hinter sich lassen könnte. Eine andere ist, auf die letztjährige Tabelle zu schauen und von Team zu Team die Transfers zu bewerten. Wer Experte ist, kann vielleicht neben den Skorerwerten der hinzu- und der wegtransferierten Akteure auch noch die möglichen Entwicklungen der Gebliebenen hinzuziehen. Aber auch alleine die Skorerwerte können schon Aufschluss geben. Hinterher sind Prognosen sowieso nur dazu da, damit der Prognostiker erklären kann, weshalb es jetzt doch nicht so gekommen ist, wie gedacht.
Als man sich gefragt hat, wen denn die Langnauer in dieser Saison hinter sich lassen könnten, ist einem als sicherer Tipp gerade mal Ajoie in den Sinn gekommen. Gehofft hat man auf den EHC Kloten und – ganz weit weg – ein Bisschen auf Ambri. Nun – die Leventiner haben sich aktuell auf den 5. Rang nach vorne verabschiedet. Ajoie (um 11 Punkte) und Kloten (um 8) aber sind schon etwas distanziert. Hinter den SCL Tigers befinden sich aber auch noch der EHC Biel und Rapperswil. Die Tiger befinden sich aktuell auf einem Playoff-Rang, und sie befinden sich nicht zufällig dort. Ihr Vorsprung auf die gleich hinter ihnen liegenden Lakers beträgt bei gleich vielen ausgetragenen Spielen vier Punkte. Der EHC Biel hat ein Spiel weniger bestritten, liegt jedoch fünf Zähler hinter den Langnauern. Die Tiger werden also auf jeden Fall auch nach der nächsten Partie noch auf einem Playoff-Rang liegen.
Man könnten nun aus Tiger-Sicht beklagen, dass nun die Nationalmannschafts-Pause kommt, denn die Langnauer haben nun drei Mal in Serie gewonnen und bereits wieder vier Mal hintereinander gepunktet. Aber auch ein Siegerteam braucht mal eine Pause. Wir sehen dies aktuell gerade an den Spielern von Gottéron. Zudem hinken auch in Langnau einige der Leistungsträger noch etwas ihrer Form hinterher. Der Weltklasse-Pass von Harri Pesonen, der danach zum 2:2 – Ausgleich in der BCF-Arena führte, dürfte dem Finnen gut tun. Darauf kann er aufbauen. Ebenso wie sein Landsmann Saku Mäenalanen, der das Tor erzielte. Beide riefen sie zuletzt noch nicht ihr bestes Eishockey ab, was allerdings wenig ausmachte. Beide sind Teil eines starken Teams, das gemeinsam kämpft und seine Siege einfährt. Ein gutes Team funktioniert auch, wenn noch nicht alle bei 100 Prozent sind. Erfreulich dabei: Obwohl die SCL Tigers gut unterwegs sind, hat es noch Luft nach oben. Man hat nicht den Eindruck, die Mannschaft sei leistungsmässig schon auf dem Zenith.
Sowohl Mäenalanen wie auch Pesonen waren zeitweise krank. Möglich, dass sie deswegen noch etwas ihrer Form hinterher rennen. Deshalb kommt für sie die Nati-Pause wie gelegen. Zudem wird nach der Pause auch Anthony Louis in die Mannschaft zurückkehren, was sowohl die Möglichkeiten von Paterlini wie auch den Druck auf die übrigen Ausländer erhöhen wird. Denn von nun an wird immer einer pausieren müssen.