Trotz 3:4 in Lausanne:

Eine Niederlage, die Mut macht

Die SCL Tigers verlieren zum Play Off – Auftakt in Lausanne trotz einer markanten Leistungssteigerung im Schlussdrittel mit 3:4. Dieses Schlussdrittel hat aufgezeigt, dass diese Serie eng werden könnte und die Langnauer keineswegs auf verlorenem Posten stehen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Irgendwie lässt einem diese Partie in Lausanne etwas ratlos, aber keineswegs mutlos zurück. Was war da in den ersten 38 Minuten, als die Tiger offensiv kaum je in Erscheinung traten? 5:22 lautete beispielsweise das Schussverhältnis im ersten Drittel aus der Sicht der Langnauer. Lediglich 0:1 das Skore. Bereits nach 21 Sekunden schlug es hinter Luca Boltshauser ein. War es der Schock dieses Gegentreffers, weil der Ausgangspunkt eine etwas zu offensive Orientierung des Verteidigers Brian Zanetti gewesen war? Zumal Zanetti zwei Minuten später nochmals das Gleiche passiert, diesmal allerdings ohne Folgen. Was folgte, war dann eine Abwehrschlacht, die bis kurz vor Ende des zweiten Drittels andauerte. Wobei der zweite Gegentreffer wiederum ganz in einem Drittel – im zweiten – erfolgte. Das war eine Strafe angezeigt. Lausannes Hüter Pasche verliess sein Gehäuse. An seiner Stelle kam Anti Suomela aufs Eis, «schlich» sich vors Tor, wo sich keiner um sich kümmerte, weil wegen des zusätzlichen Spielers die Zuordnung in der Langnauer Defensive einen Moment lang nicht mehr stimmte.

Dass es bis kurz vor Schluss lediglich 0:2 stand, hatten die Emmentaler allerdings einer starken Defensivleistung und dem bärenstarken Luca Boltshauser im Tor zu verdanken. An der Defensive ha diese Niederlage definitiv nicht gelegen.

Gegen Ende des Mitteldrittels setzten die Tiger dann plötzlich Druck auf. Es war die vierte Linie mit dem seine letzte Saison spielenden ehemaligen Captain Pascal Berger, die einfach nicht locker liess, und schliesslich bediente Phil Baltisberger eben diesen Pascal Berger, der 38 Sekunden vor Ablauf des Mitteldrittels seine Mannschaft wieder heranbrachte. Die Hoffnung auf einen Erfolg in der Auftaktpartie dieser Play Off – Serie lebte wieder auf.

Im Schlussdrittel zeigten dann die Gäste, dass sie mit den favorisierten Gastgebern durchaus mithalten und diese auch arg in Bedrängnis bringen können. In der 44. Minute zeigten die beiden Verteidiger Samuel Erni und Claudio Cadonau ihren Sturmkollegen, wie man es macht. Erni umkurvte scheibenführend das Lausanner Tor, bediente Cadonau, welcher die Scheibe zum Ausgleich über die Linie drückte. Ein seltenes Bild, die beiden Verteidiger derart nahe beim gegnerischen Tor.

92 Sekunden nach dem Ausgleich gingen die Lausanner bereits wieder mit 2:3 in Führung. Der Treffer von Théo Rochette war allerdings umstritten. Langnau nahm wegen eines vermeintlichen Offsides die Coaches Challenge, die Linienrichter sahen sich die Sache an, waren sich selbst eine Zeitlang nicht einig, entschieden sich jedoch für Puckkontrolle und auf Tor. Dass der Spieler die blaue Linie vor dem Puck überschritten hatte, war unstrittig. Aber das darf er, wenn er dabei die Scheibe unter Kontrolle hat. So ganz hatte er sie nicht unter Kontrolle. Die Kontrolle ganz verloren hatte er aber auch nicht.

Tor für die Lausanner also, und wegen der Coaches Challenge auch noch eine Strafe gegen Langnau. Doch die Tiger liessen sic davon nicht beirren, und schon gar nicht Pascal Berger, der – in Unterzahl – auf Zuspiel von Phil Baltisberger den neuerlichen Ausgleich realisierte. 52 Sekunden waren seit dem Führungstreffer der Waadtländer vergangen.

Und dann kam halt diese verhängnisvolle kurze Phase zum Ende der 49. Und zu Beginn der 50. Minute. Zuerst vergab Aleksi Saarela gleich zwei hochkarätige Chancen, scheiterte aber auch wegen des grossartig reagierenden Kévin Pasche im Lausanner Tor, und gleich im Gegenzug ging Dominik Kahun vergessen, so dass er das Zuspiel seines Teamkollegen und Ex-Langnauers Andrea Glauser unbedrängt verwerten konnte. Trotz intensivster Bemühungen und einigen guten Möglichkeiten konnten diesen Rückstand nicht mehr kompensieren.

Der Glaube an den Sieg in der Serie darf weiterleben

Die Erkenntinisse aus dieser Partie sind:

  1. Die Langnauer können sich auf ihren Torhüter verlassen, auch wenn dieser derzeit nicht Charlin, sondern Boltshauser heisst, und sie werden auch in der kommenden Saison über einen staken Hüter verfügen.
  2. Die Tiger waren in den beiden ersten Dritteln viel zu passiv und defensiv eingestellt. Dies lag sicher zu einem grossen Teil auch am Gegner, der gross aufspielte. Aber eben auch zum Teil an den Langnauern selbst, die sich wirklich zu wenig bemühten, auch offensiv in Erscheinung zu treten.
  3. Wie es funktionieren kann, zeigten sich die Emmentaler im Schlussdrittel gleich selbst. Da waren sie nämlich das bessere Team und haben Lausanne ganz schön getestet.
  4. Wenn die Stars der Tiger nicht skoren, dann tun dies eben die «Hinterbänkler». Diesmal waren es Pascal Berger gleich mit zwei Treffern und Claudio Cadonau. Es ist zu vermuten, dass sich die Lausanner auch weiterhin bemühen werden, die bekannten Namen wie Harri Pesonen, Dario Rohrbach und Aleksi Saarela in ihren Kreisen einzuschränken. Gut, dass die Tiger auch andere Spieler haben, die dann einspringen können. Und wer weiss: Vielleicht wird ja Pascal Berger zu einem der entscheidenden Faktoren in dieser Play Off – Serie. Es wäre den tadellosen Sportsmann zu gönnen!