Start in die Playouts geglückt:

Eine reife Leistung der Tiger

Die SCL Tigers gewinnen das so wichtige Eröffnungsspiel in die Playout-Serie gegen den HC Ajoie weitaus souveräner als erwartet. Für die Gäste machte sich bemerkbar, dass diese seit Monaten keinen Ernstkampf mehr bestritten haben.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Für den HC Ajoie ist schon lange klar, dass sie die Playouts bestreiten müssen. Sie haben eigentlich seit Monaten nunr noch auf das Bekanntwerden ihres Gegners gewartet. Erst zwei Spiele vor dem Ende der Qualifikation war definitiv klar, dass es die SCL Tigers sein würden. Die Ajoulots selbst hatten mit ihrem Sieg vom 24. Februar in der Ilfishalle das ihrige zum Fall der Emmentaler in diese unbeliebte Serie beigetragen.

Zwölf Punkte betrug zuletzt der Vorsprung der Langnauer auf die Pruntruter. Dieser Vorsprung war zuweilen merklich grösser, zuletzt hat aber der HC Ajoie etwas aufgeholt. Der Tabellenletzte sei zwar Tabellenletzter, aber besser in Form, war deshalb eine weitverbreitete Meinung. Für einige war der HC Ajoie sogar Favorit.

Aber jetzt geht es plötzlich auch für Ajoie um viel. Jetzt sind plötzlich nicht mehr nur die Gegner unter Druck. So wird es nun plötzlich wieder schwieriger, Leistungen abzurufen, die zum Sieg gegen einen Gegner aus der National League reicht. Diesmal hat es in Langnau nicht gereicht. Ganz klar nicht gereicht. Die Emmentaler waren ihrem Gegner in jeder Beziehung überlegen.

Dabei kamen mir beim Intro noch Bedenken. Vor jedem Spiel wird auf dem Videowürfel ein Intro abgespielt. Es dient dazu, das Publikum etwas einzustimmen. Auf dem hochmodernen Viedowürfel in der Ilfishalle ist neben Spiel- und Jubelszenen auch ein Tiger zu sehen. Mal läuft er gemütlich durchs Bild, mal scheint er ein wenig zu fauchen. Zwei Gäste auf der Journalistentribüne unterhalten sich. Der Eine: "Also gerade gefährlich sieht der Tiger nicht aus. Da sollte eine Szene aus der freien Wildbahn rein. Wie er gerade eine Antilope reisst. Das würde die Besucherinnen und Bescuher beeindrucken und die Gäste das Fürchten lernen." Darauf der Andere: "Das geht wohl wegen dem Tierschutz nicht." Dann wieder der Eine: "Der Tiger interessiert sich doch nicht für den Tierschutz."

Der Schreiber hätte dazu noch eine Idee: Weshalb könnte nicht ein Restaurant bei einer solchen Wildbahnszene mit einem beute-reissenden Tiger seine Wildsaison bewerben? Und ausserhalb der Wildsaison wirbt dann eine Metzgerei?

Zurück zum Spiel. Die SCL Tigers waren von Beginn weg das bessere Team. Zwar versuchten die Gäste, das Spiel in die Hand zu nehmen und sogleich offensiv zu gestalten. Aber sie liefen dabei in mehrere gefährliche Konter. Cody Eakin gleich zwei mal und Harri Pesonen sündigten im Abschluss. Trotzdem schien bei den Einheimischen kaum Nervosität aufzukommen. Zu gut hatten die Tiger ihren Gegner im Griff. Und schliesslich skorte Eakin dann doch noch. In der 12. Minute brachte er seine Mannschaft im Nachsetzen in Führung.

Als dann Oskars Lapinskis lediglich nach 31 Sekunden des Mitteldrittels auf 2:0 erhöhte, - er verwertete ein Zusspiel des Schweden Axel Holmström von hinter dem Tor, - war der Mist eigentlich geführt. Will heissen, es war klar, dass der Sieger nur Langnau heissen konnte, falls diese so weiterspielen würden wie bisher. Das taten sie bis auf eine kurze Phase im letzten Drittel auch, die aber folgenlos blieb. Richtig grosse Torchancen hatten die Ajoulots im ganzen Spiel nicht viele. Dafür erhöhten Flavio Schmutz (48.) und Nolan Diem aus extrem spitzem Winkel (52.) im Schlussdrittel noch auf 4:0. Dass die Null bis zum Schluss Bestand hatte, ist mehr als eine gute Sache für den untadeligen Torhüter Luca Boltshauser. Die Null ist auch ein wichtiges Zeichen nach Pruntrut.

Flavio Schmutz betonte nach dem Spiel die Wichtigkeit dieses Sieges: "Die Niederlagen zum Schluss der Qualifikation und der damit verbundene Fall in die Playouts waren schon hart. Aber wir hatten nun Zeit, uns wieder aufzurichten. Aber dass wir dieses erste Spiel gewinnen konnten, war äusserst wichtig. Ich bin bis auf die Phase im letzten Drittel, als wir Ajoie etwas zu sehr haben aufkommen lassen, mit unserer Leistung sehr zufrieden. Nun müssen wir versuchen, am Donnerstag in Pruntrut eine ähnliche Leistung abzurufen."

Die neue Eishalle des HC Ajoie ist ein Hexenkessel. Dort wird eine extreme Stimmung herrschen. Wie wirkt sich diese auf die Auswärtsmannschaft aus? Dazu nochmals Flavio Schmutz: "Auf mich wirkt es extrem motivierend, wenn in einem Stadion alle gegen mich sind."

Tatsache ist: Die SCL Tigers haben ein erstes Zeichen gesetzt. Sie haben gezeigt, dass die Qualifikation verarbeitet ist und dass sie bereit sind, diese schwierige Aufgabe in den Playouts zu meistern. Sie waren in Spiel 1 immer etwas eher am Puck, immer etwas wacher, etwas schneller, etwas schlauer und etwas disziplinierter. Mit andern Worten: Sie waren hervorragend eingestellt und hellwach. Der Aufgabe gewachsen. So kann es weiter gehen.

Playouts haben wie Playoffs eigene Gesetze. Im nächsten Spiel kann alles völlig anders sein. Aber es muss nicht. Rufen die Emmentaler wieder eine ähnliche Leistung ab, wird es schwierig bleiben für Ajoie.

Hopp Langnou!