Die Pleite vom Donnerstag zeigt die wahre mentale Verfassung des Teams

Gegen Basel: Die dritte Niederlage war die schlimmste

Die 3:5 - Niederlage vom Donnerstag in Basel zeigte schonungslos auf, dass die SCL Tigers noch meilenweit von der mentalen Verfassung entfernt sind, die für ein ernsthaftes Anklopfen an die Türe der NLA nötig ist. Hilft die Kriegskasse?

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

 

Kriegskasse

Wie viel Zaster befindet sich in der Kriegskasse der SCL Tigers?

 

 

Blenden wir zurück: Die erste Niederlage gegen die EHC Basel Sharks (3:4 n.P. im Heimspiel vom 1. Oktober) «verdankten» wir einem Coachingfehler und dem ungenügenden Fitnessstand von Josef Straka. Der inzwischen entlassene Tscheche verlor die nach einem Bully in der eigenen Zone gewonnene Scheibe, und ermöglichte so den späten Ausgleich der Gäste. Bei der zweiten Niederlage (5:7 im Auswärtsspiel vom 29. Oktober) verschliefen die Tiger das Startdrittel, liessen sich überrollen, und machten danach nach erfolgreicher Aufholjagd kurz vor Spielende wiederum den entscheidenden Fehler, der zum erneuten Rückstand und in die Niederlage führte. Doch die dritte Partie vom Donnerstag hatten die Tiger praktisch schon gewonnen. Doch ganz offensichtlich waren die beiden Niederlagen gegen den gleichen Gegner noch in den Köpfen. Denn nach dem Anschlusstreffer der Basler in der 51. Minute fehlte vor allem eines: Die mentale Verfassung! Dass die Langnauer in guter körperlicher Verfassung sind, bewiesen sie unter dem neuen Coach Bengt-Ake Gustafsson bereits mehrmals. An der Kondition hat es also eindeutig nicht gelegen, dass die Tigers in den letzten 10 Minuten derart einbrachen. Aber die Angst, erneut zu versagen, liess die Emmentaler beim Ausgleich durch Kyle Greentree und dem Führungstor durch Pascal Wittwer, beide Tore fielen innerhalb von 43 Sekunden in der 55. Minute, wie Statisten aussehen. Denn so schön diese beiden Tore auch anzusehen waren, so täuscht dies nicht darüber hinweg, dass sie gegen eine «parate» Defensive so nie gefallen wären.

 

Diese mentale Schwäche bereitet Sorgen. Denn Basel ist einer der möglichen Gegner in den Playoffs. Am kommenden Dienstag treten die Tiger zuhause gegen den EHC Olten an. Ein Team, gegen welches die Langnauer in den bisherigen zwei Spielen nicht den Hauch einer Chance hatten. Verlieren Gustafssons Boys erneut, so haben sie bereits gegen zwei Gegner ein ernsthaftes mentales Problem. Für die Qualifikation spielt dies keine Rolle. Denn anders als in der NLA müssen die SCL Tigers in der zweithöchsten Spielklasse nicht um die Playoffs bangen. Doch die Ziele sind hoch gesteckt. Innerhalb von drei Jahren sollen die Tiger den Wiederaufstieg in die NLA geschafft haben. So wurde dies am Podium im Tigersaal drei Tage nach dem Abstieg unmissverständlich verkündet. Ein Team, das jedoch bereits in der Qualifikation am Druck scheitert, im dritten Spiel gegen einen mittelmässigen Gegner endlich den ersten Sieg zu landen, kann den Wiederaufstieg nicht ernsthaft anstreben. Doch auch ein mental starkes Team muss mit mehreren Anläufen rechnen, bis es ein derart ambitiöses Ziel erreicht. Wenn bereits im ersten Jahr die Voraussetzungen hierfür nicht gegeben sind, gerät der Zeitplan bereits früh ins Wanken.

 

Die Frage stellt sich, ob Transfers in dieser Situation helfen könnten. Schliesslich hat sich das Team unter Bengt-Ake Gustafsson und Peter Andersson positiv entwickelt. Die allgemeine mentale Verfassung ist bestimmt auch nicht schlecht. Doch gemessen an den Zielen gleicht diese einem Bergsteiger, der den Mount Everest erklimmen will, den aber bereits beim ersten Basislager Zweifel überfallen. Inputs von aussen können da helfen, tun dies jedoch nicht zwingend. Und wer ist überhaupt auf dem Markt, so lange es in der NLA Teams gibt, die ebenfalls nach Verstärkungen Ausschau halten. Immerhin: Eine «Kriegskasse» soll, - so wurde dies seinerzeit kommuniziert, - vorhanden sein. Diese dokumentierte Aussage wurde zwar inzwischen dementiert. Doch was soll dieses Hüst und Hot in der Kommunikation? Die Tiger kalkulierten in ihrem Budget für die aktuelle Saison mit 4'100 Zuschauern. Inzwischen sind es im Schnitt jedoch fast 1'000 Zuschauer mehr. Da müsste hinter den Kulissen weiss der Teufel was alles schief gelaufen sein, wenn trotz dieses unerwarteten Zuschaueraufkommens sich eine ursprünglich vorhandene Kriegskasse nun plötzlich in Luft aufgelöst haben soll. Die Verpflichtung des neuen Coaching-Staffs hat diese Kasse zwar bestimmt erheblich belastet. Aber als alleiniger Grund für eine völlige Auflösung taugt sie unter diesen Umständen nicht.