Immerhin wieder mal einen Punkt:

Hurra, wir leben noch (wenigstens ein Bisschen)

Nach drei fürchterlichen Pleiten holen die SCL Tigers gegen den HC Ambri-Piotta wenigstens wieder einen Punkt. Dafür kann man sie auch ein wenig rühmen. Aber wirklich nur ein wenig. Dafür wurde mit den Coaches vorzeitig verlängert.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Langnaus neuer Ausländer Saku Mäenalanen sorgt für Torgefahr. Bild: Susanne Bärtschi 

 

Beginnen wir mit den Vertragsverlängerungen. Die Prolongation mit Flavio Schmutz um drei Jahre macht Sinn. Er ist eine Stütze in dieser Mannschaft. Einen wie ihn muss man binden. Aber die Verlängerung mit den Coaches nach einer derartigen Niederlagenserie, 21 Gegentoren in vier Spielen und dem Fall auf den letzten Platz ist schon sehr abenteuerlich. Viele können dieses Zeichen nicht ganz verstehen und es gibt gute Gründe, darüber den Kopf zu schütteln. Solche Entscheide kann man durchaus auch mit „Langnau Spezial“ bezeichnen, weil sie wohl nirgendwo sonst so gefällt würden. Und trotzdem gibt es gute Gründe, die für diese Prolongation sprechen:

  1. Der Coaching-Staff hat bisher gute Arbeit geleistet und zudem in der letzten Saison gezeigt, dass er die Mannschaft nach einer desolaten Serie auch wieder stabilisieren kann.
  2. Mit dieser Vertragsverlängerung wird einer Trainerdiskussion, die eventuell aufkommen könnte, zum Vornherein der Wind aus den Segeln genommen. Dem Coach den Rücken stärken zu wollen, in dem man sagt, man stehe hinter ihm oder der Trainer sei kein Thema, führt fast immer ins Gegenteil. Das einzige Statement für die Coaches in einer solchen Situation ist die Verlängerung des Vertrages.
  3. Eine Prolongation ist auch ein Statement an die Spieler nach dem Motto: Seht her, unser Trainer sitzt fest im Sattel. Daran gibt es nichts zu rütteln. Also arrangiert euch!

Immerhin zeigte die Partie gegen Ambri, dass durchaus Besserung in Sicht ist. Der Auftritt der Tiger gegen die Leventiner war mit jenem vom Vortag nicht mehr zu vergleichen. Obwohl, wenn Ambri die emmentalische Verunsicherung im Startdrittel vehement und mit der ihre eigenen, diesmal etwas fehlenden Intensität ausgenutzt hätte, wäre ein neuerliches Debakel nicht auszuschliessen gewesen. So aber konnten die Tiger erstmals in dieser Saison mitten im Spiel die Führung an sich reissen (37). Verantwortlich dafür waren nicht etwa die Imports, sondern Nolan Diem, der von hinter dem Tor Dario Rohrbach bediente, den dann den starken Janne Juvonen im Tor Ambris bezwingen konnte. Die Langnauer Führung war zu diesem Zeitpunkt sogar verdient, denn sie hatten die zahlreicheren und sogar die besseren Torchancen, obwohl sie das Spieldiktat mehrheitlich dem Gegner überlassen mussten.

Sogar als die Leventiner im Schlussabschnitt doch noch etwas mehr zu ihrer Identität fanden, deutete vorerst nichts darauf hin, dass diese Parie noch kehren könnte. Es machte den Anschein, als würde Ambri heute einfach den Weg nicht finden, um Langnau schlagen zu können. Doch wer gegen die Tiger intensiv spielt, darf immer auf deren Fehler hoffen, ja, damit rechnen. So ging in der 48. Minute Nando Eggenberger im Slot vollkommen vergessen, worauf sich dieser nicht zwei Mal bitten liess. Und knappe sechs Minuten später visierte Jesse Virtanen im Powerplay erfolgreich die weitere hohe Ecke des von Luca Boltshauser gehüteten Langnauer Tores an. Bei beiden Gegentreffern ist nicht ganz auszuschliessen, dass der Hüter diese an einem glücklichen Tag auch hätte verhindern können.

Zur Verbesserung der Mentalität und auch der momentanen Situation dürfte beitragen, dass die Aufholbemühungen der Tiger diesmal von Erfolg gekrönt waren. Denn fünf Sekunden vor Schluss der Partie lenkte Sean Malone, der von seiner Sperre wieder zurückgekehrt war, einen Schuss von Juuso Riikola ins gegnerische Tor. Der vielumjubelte Ausgleich. Das zweite Zuspiel kam vom neuen Finnen Saku Mäenalanen.

Leider bekamen die Emmentaler den Beginn der Verlängerung nicht ganz mit. Bereits nach wenigen Sekunden liessen sie sich nach einem Missverständnis übertölpeln und wussten sich nur noch regelwidrig zu helfen. Den fälligen Penalty verwandelte Jesse Virtanen eiskalt zum Sieg Ambris.

Noch ist also längst nicht alles gut im Hockey Country. Da gibt es noch viel Arbeit zu erledigen. Und doch: so einen kleinen Schimmer Morgenrüge haben wir erkennen können. Zumindest genossen die Zuschauerinnen und Zuschauer wieder mal ein spannendes Spiel.