Tigers-Sportchef steht vor der Frage:

Investieren oder absteigen?

Die SCL Tigers stehen vor schwierigen Entscheidungen. Was ist, wenn Grenier und Olofsson nicht gehalten werden können? Ist die Solidarität von Sponsoren und Fans gross genug, um die nötigen Investitionen vornehmen zu können?

Blog • • von Bruno Wüthrich

Ersetzt man Jesper Olofsson und Alexandre Grenier mit zwei durchschnittlichen Ausländern, so befinden sich die SCL Tigers bezüglich Potential auf dem Niveau von Schlusslicht Ajoie. Und zwar mit ungewissem Ausgang, wer künftig die rote Laterne übernehmen darf. Das heisst, es droht dann der Abstieg in die nach den Aufstiegen von Ajoie und Kloten oder Olten deutlich unattraktivere Swiss League. Doch genau diese Gefahr droht den Langnauern.

Sowohl Olofsson als auch Grenier haben neue Offerten erhalten. Doch mit mehr Lohn allein werden sie nicht zu halten sein. Zu erwarten ist, dass Sportchef Marc Eichmann der aktuellen Nr. 1 und Nr. 2 der nationalen Skorerliste auch bezüglich Erfolgsaussichten eine andere Perspektive bieten muss. Denn in einem Team mitzutun, das so viel häufiger verliert als gewinnt, ist auf Dauer nicht lustig, vor allem, wenn das, was man selbst beiträgt, eigentlich zum Erfolg reichen müsste. Mit andern Worten: ohne eine gewaltige Budgetaufbesserung ist da woh nichts zu machen.

Eine Vertragsverlängerung mit den beiden Überfliegern der Saison scheint also eher unwahrscheinlich. Doch was bedeutet es, wenn die Beiden die Tiger verlassen? Zu vermuten ist ja, dass es aus der Swiss League zum Ende dieser Saison einen Aufsteiger geben wird (Olten / Kloten?), und dass deshalb ab der kommenden Saison insgesamt sechs Ausländer spielberechtigt sein werden. Aber leider nicht nur in Langnau, sondern auch bei sämtlichen Gegnern.

Die Pandemie macht die aktuelle Phase (aktuelle und kommende Saison) zu einer der gefährlichsten aus der Sicht der SCL Tigers. Langnau und das Emmental sind Skeptiker-Hochburgen. Man sieht es an den Zuschauerzahlen. Die Solidarität in Langnau und Umgebung zu den SCL Tigers ist immer noch gross. Aber sie hat gelitten. Der Trotz gegen den Piks oder die Massnahmen ist bei einigen inzwischen wichtiger als die Fan-Solidarität. Die aktuelle Verschärfung der Massnahmen könnte schon bald aufzeigen, in welche Richtung es künftig gehen wird. Werden sich nun mehr Menschen impfen lassen, oder sinkt die Solidarität weiter?

Wollen also die SCL Tigers vom Tabellenende weg, müssen sie kräftig investieren. Und zwar ungeachtet des Verbleibs oder Abgangs von Grenier und Olofsson. Ziehen die Beiden weg, so spart Marc Eichmann zwar zwei Gehälter inklusive markante Lohnerhöhung, aber er wird das Geld in andere Spieler investieren müssen, will er nicht weiter an Substanz verlieren.

Das Beispiel Luca Christen zeigt, dass es für die Emmentaler auch schwierig ist, hoffnungsvolle junge Spieler anzulocken, damit diese in Langnau ihre ersten Schritte in der National League machen können. Es ist eben nicht allein die Aussicht, in Langnau eine tragende Rolle spielen zu können, die zählt. Auch junge Spieler wollen lieber gewinnen statt ständig verlieren. Zudem setzt eine Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft, nur noch dann auf den Nachwuchs, wenn dieser eine echte Verstärkung ist. Denn absteigen will man ja schliesslich nicht. Luca Christen, der auch eine Offerte aus Langnau hatte, sagte Marc Eichmann ab und entschied sich trotz seiner Vergangenheit in der Ilfishalle für den EHC Biel.

Der Tigers-Sportchef steht also vor einer schweren Herausforderung. Er muss ein weiteres Mal ein goldenes Händchen bei der Wahl seiner Ausländer beweisen. Auf diese Saison hin ist ihm mit der Verpflichtung des Quartetts Olofsson, Grenier, Pesonen und Saarela ein wahres Meisterstück gelungen. Eichmann kann also Ausländer. Er muss nun aber auch Schweizer können. Denn sonst droht der Abstieg.

Zudem: Gerade in Zeiten schwindender Solidarität ist es wichtig, dass bei der Attraktivität zugelegt wird. Denn wo die Solidarität bröckelt, braucht es Verkaufsargumente. Sportlicher Erfolg und die Aussicht darauf ist immer noch das beste Verkaufsargument.