Pflicht erfüllt:

Jede Saison muss der Bär mindestens einmal «z’Bode»

Trotz Derby-Sieg sind die Play Ins für Langnau wahrscheinlich weg. Um in diesem Rennen eine realistische Chance zu haben, hätte es einen Sieg in Ambri gebraucht. Dort jedoch tauchten die Tiger mit 1:5.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Hier die Szene, die zum Sieg der SCL Tigers über den SC Bern führte. Harri Pesonen irritiert Berns Keaper Adam Reideborn, Dario Rohrbach zieht ab. Bild: Susanne Bärtschi

 

Es ist halt schon so. Das Berner Derby, das Ursprüngliche, das Derby zwischen dem SC Langnau (heute SCL Tigers) und dem SC Bern, hat viel von seiner ursprünglichen Brisanz verloren. Es sind halt auch nicht mehr zwei Spitzenteams, die da gegeneinander antreten, auch um die Vormachtstellung im Kanton. Manchmal, vor allem in den letzten Jahren, ist nicht mal mehr eine davon eine Mannschaft aus der vorderen Tabellenhälfte. Wobei es eigentlich daran nicht liegen kann. Denn vor der Phase in den 1970er-Jahren, als die drei Mannschaften aus dem Kanton Bern, eben der SC Langnau, der SC Bern und der EHC Biel während fünf Jahren die Tabelle dominierten und dort die drei ersten Plätze belegten, waren zumindest die Langnauer auch kein Spitzenteam. Aber damals, lange vor den Zeiten von Internet, Smartphone etc., sprach man sowohl in Bern, aber noch viel mehr in Langnau, bereits Tage vor dem Derby nur noch darüber. Man fieberte diesem Kräftemessen richtiggehend entgegen. Schon damals siegten die Berner öfters als die Emmentaler. Aber damals ging bei einem Sieg des SCL in den Seelen der Langnauer die Post ab. Ein Derby-Sieg hatte eine enorme Bedeutung.

Heute haben für den SC Bern die Derbys gegen Gottéron und gegen den EHC Biel die deutlich höhere Brisanz als die Partien gegen die Langnauer. Die alte Rivalität ist irgendwie weg. Bern ist für Langnau fast zum normalen Gegner geworden, Langnau für Bern sowieso. Zu Beginn des Jahrtausends half der SC Bern den SCL Tigers in einer ihrer in der Vergangenheit vielen misslichen finanziellen Situationen mit einem Darlehen aus. Irgendwie verpuffte mit dieser fairen und freundlichen Aktion die Brisanz der direkten Begegnung, die zuvor zum Explosivsten gehört hatte, welches das Eishockey in der Schweiz zu bieten hatte. Und doch: vier Mal während einer Saison gegen den SC Bern zu verlieren, ist dann für einen Tiger-Fan schon immer noch happig. Es ist dem normalen Fan halt schon noch ein wenig mehr bewusst, dass seine Lieblingsmannschaft bisher gegen den SC Bern drei Mal verloren hat, als wenn dasselbe gegen Ambri, Davos oder die ZSC Lions passiert. Gegen Davos ist die Gefahr von sogar vier Niederlagen seit vergangenem Dienstag (4:2 – Sieg) ausgemerzt, aber gegen Ambri ist seit Freitag klar, dass es auch diese Saison keinen Erfolg geben wird (1:5 – Niederlage in der Leventina). Aber gegen den SC Bern wurde nun die Pflicht erfüllt: In jeder Saison muss der Bär mindestes einmal «z’Bode».

Die Niederlage in Ambri schmerzt halt schon. Ein Sieg in der Gottardo Arena hätte vieles verändern können. Aber die Partie wurde bereits früh in die für Ambri richtigen und für Langnau falschen Bahnen gelenkt. Eine Schwäche, die in dieser Saison einfach nicht ausgemerzt werden kann, führte in die Pleite: einmal mehr wurde Langnau in der Startphase vorgeführt. Wobei «vorgeführt» ein vielleicht etwas hartes Wort ist. Aber Ambri war am Drücker, Langnau eher am Schwimmen, und so hiess es eben bereits nach gut drei Minuten 0:1 aus der Sicht der Emmentaler. Und wenn Ambri in der heimischen Halle mal führt, wird es für jeden Gegner schwierig, dort noch zu gewinnen.

Die gleiche Schwäche offenbarten die Tiger auch gegen den SC Bern. Gleich beim allerersten Angriff der Gäste agierte ein Verteidiger der Heimmannschaft viel zu zögerlich, was bereits nach 30 Sekunden zur Strafe von Langnaus Topscorer Sean Malone führte. Die Strafe wurde von den Bernern – es war ja noch früh im Spiel – auch problemlos ausgenutzt. Nur war dann damit der Mutzen Pulver bereits verschossen. Erstaunlich harmlose Bären unterlagen effizienten Tigern schliesslich mit 1:2. Der Sieg der Einheimischen war verdient. Der SC Bern zwar, wie es sich gehört, mehrheitlich am Drücker, aber wirkliche Torgefahr entstand dadurch vor Tiger-Hüter Luca Boltshauser kaum. Der Sieg kam auch deswegen zustande, weil die Emmentaler die Spezialsituationen klar dominierten. Während die Berner nach ihrem Powerplay-Erfolg in der 2. Spielminute (Torschütze Marco Lehmann) bei drei weiteren Möglichkeiten des Überzahlspiels kein Bein vors andere brachten, reussierten die Langnauer bei bloss zwei Gelegenheiten gleich beide Male. In der 32. Minute trug sich Saku Mäenalanen erneut in die Torschützenliste ein. Der lange kritisierte Finne findet sich in Langnau immer besser zurecht und wird deshalb immer mehr zu einem wichtigen Faktor in dieser Mannschaft. Für den zweiten Treffer in der Schlussminute des Mitteldrittels war dann Dario Rohrbach besorgt. Er traf in den letzten drei Spielen jedes Mal. Auch er erfreut sich einer tollen Form.

Trotz des Sieges im Derby ist die Lage der Langnauer mit Blick auf das Play In eher schwierig. Hier wäre eben ein Erfolg in Ambri schon sehr wichtig gewesen. Wichtiger fast, als der Sieg im Derby. Ein Sieg nach 60 Minuten zählt zwar in jedem Spiel drei Punkte, aber diese gingen halt in der Begegnung zwischen dem Zehnten und dem Elften der Tabelle an den Zehnten, der damit weiter davonzog. An der Konstellation zwischen Bern und Langnau verändert der Derby-Sieg der Tigers jedoch rein gar nichts.

Das gestern Spielfreie Ambri liegt zwar nach dem Sieg der Langnauer gegen Bern lediglich noch zwei Punkte vor den Emmentalern, hat aber drei Spiele weniger bestritten. Auch der HC Davos (hat sich gestern gegen Lugano in der letzten Minute den Dreier gesichert) liegt nur zwei Punkte vor den Tigern, hat aber sogar vier Spiele weniger aufzuweisen. Für die Langnauer bleiben noch sechs Partien zu absolvieren, darunter drei schwierige Auswärtsspiele in Fribourg, Lugano und in Zürich.

Immerhin scheinen sich die Langnauer gegen hinten keine grossen Sorgen machen zu müssen. Die Lakers und der EHC Kloten konnten trotz deren Aufwärtstendenz erfolgreich auf Distanz gehalten werden.