Kölliker: Wir wollen den Strich von oben betrachten

Jakob (Köbi) Kölliker baut am Team der Zukunft. Damit will er dereinst den Playoff-Strich von oben betrachten können. FANTIGER sprach mit ihm über seine neue Aufgabe, und ob er John Fust als Coach beerben will.

News • • von Bruno Wüthrich

 

FANTIGER: Herr Kölliker, es ist alles fast wieder so wie damals, als Sie letztmals erfolgreich in Lananu tätig waren. Sie waren der Coach und John Fust war Spieler, und auch damals war Ruedi Zesiger Geschäftsführer. Gemeinsam stiegen Sie 1998 in die NLA auf, und hielten sich 1999 in der obersten Spielklasse. Heute sind Sie Sportchef und John Fust ist Coach. Die Hierarchien sind ähnlich wie damals. Sehen Sie dies als Vorteil?

 

Köbi Kölliker: Ja, das sehe ich als Vorteil. Ich kam zurück in ein gewohntes Umfeld. Es sind wieder die selben Personen in der operativen Führung der SCL Tigers, und dies ist für den Wiedereinstieg sehr vorteilhaft. Natürlich ist vieles neu. Aber es geht immer noch um Eishockey.

 

FANTIGER: War es ein Kriterium für Sie beim Entscheid, wieder nach Langnau zu kommen, dass sie mit bekannten Leuten zusammen arbeiten?

 

Köbi Kölliker: Mein Entscheid fiel sicher nicht deswegen, weil ich Ruedi und John kenne. Aber natürlich ist es jeweils ein Kriterium, mit wem ich zusammen arbeiten werde.

 

FANTIGER: Die SCL Tigers befinden sich aktuell in einer sportlich schwierigen Lage. Was kann da ein Sportchef bewirken?

 

Köbi Kölliker: Diese schwierige Lage ist für Langnau nichts Neues. Dies kennen wir seit dem Wiederaufstieg. Die SCL Tigers mussten immer um den Ligaerhalt kämpfen. Kurzfristig kann ich daran als Sportchef nicht viel ändern. Ich kann und werde mit den Spielern sprechen, und ich kann John im technischen Bereich unterstützen, soweit er dies braucht. Meine Aufgabe ist deshalb auch in die Zukunft gerichtet. Ich kenne viele Spieler, und ich hoffe, dass es mir gelingt, den Einen oder Andern nach Langnau zu holen. Wir werden nie ein Grossklub sein und müssen mit den Möglichkeiten arbeiten, die wir haben. Aber mit der Sanierung der Ilfishalle und den neuen Infrastrukturen hat der Klub einen grossen Schritt nach vorne getan, den wir nun auch sportlich nachvollziehen wollen.

 

FANTIGER: Ihr Engagement in Langnau ist also so zu verstehen, dass die Tiger sich nun nach vorne orientieren, und vom Tabellenende nachhaltig weg kommen wollen.

 

Köbi Kölliker: Das ist so. Ich war bereits seit längerem mit den Verantwortlichen in Langnau im Gespräch. Mein Engagement hier ist also keine Nacht und Nebelaktion, und hat deshalb auch nichts mit der momentalen Situation in der Tabelle zu tun. Jetzt war einfach den Moment gekommen, um die nächsten Schritte zu machen, und nun wollen wir darauf hin wirken, dass wir den Strich auch mal von oben betrachten können.

 

FANTIGER: Es gibt Leute, die spekulieren hinter vorgehaltener Hand darüber, dass es nicht Frühling werde, bis Coach John Fust nicht mehr im Amt sei, und dafür wieder Köbi Kölliker an der Bande stehe.

 

Köbi Kölliker: Das ist bestimmt nicht die Absicht. Wir sind ein Team, und ich wurde geholt, um am Team der Zukunft zu bauen, und um zu unterstützen und zu helfen. Nicht um John an der Bande abzulösen.

 

FANTIGER: Haben Sie bereits mit den Spielern gesprochen?

 

Köbi Kölliker: Ja, bisher habe ich ungefähr die Hälfte des Teams durch. Bis nächsten Donnerstag werde ich mit jedem gesprochen haben. Die Stimmung ist positiv. Jeder sieht das Licht am Horizont.

 

FANTIGER: Jetzt hat Langnau einen neuen Sportchef. Gelegenheit für die Spieler, über den Coach zu jammern. Wurde bereits gejammert?

 

Köbi Kölliker: Das ist nicht geschehen, und ich habe keinerlei Tendenz festgestellt, dass irgend jemand John Fust als Coach in Frage stellt. Das wäre auch falsch. Denn nun stehen die Spieler in der Verantwortung. Wir müssen alle am selben Strich ziehen.

 

FANTIGER: Können Sie als Sportchef Druck auf die Spieler ausüben?

 

Köbi Kölliker: Das ist nicht nötig. Denn jeder Spieler macht sich selber Druck. Jeder weiss, um was es geht. Und schlussendlich spielt ja jeder auch um seine eigene Zukunft. Hier oder anderswo. Denn es wird Veränderungen in der Mannschaft geben.

 

FANTIGER: Was haben Sie bei Ihrer Analyse über den Zustand der SCL Tigers festgestellt?

 

Köbi Kölliker: Wir können nicht mit allen zufrieden sein. In den Gesprächen mit den Spielern geht es nun darum, aufzuzeigen, wo der Weg hinführen muss. Schlussendlich ist es aber die Aufgabe des Coachs, die Spieler an ihre Möglichkeiten heran zu führen. Ich kann ihn dabei lediglich unterstützen.

 

FANTIGER: Eigentlich wollten die SCL Tigers in dieser Saison mit lediglich drei Ausländern spielen. Jetzt sind bereits sechs von acht möglichen Lizenzen vergeben. Stellen wir uns vor, dass der Lockout zu Ende geht, und uns zudem Jaroslav Hübl verlässt. Dann haben wir in Langnau wieder nur drei Ausländer, von denen aktuell zwei ihrer Form hinterher rennen. Das ist ein Problem.

 

Köbi Kölliker: Wir haben noch zwei Lizenzen, die wir nützen können, und werden die Situation im Auge behalten. Aber wir haben gute, und teamfähige Ausländer, und wir wissen nicht, wie lange der Lockout noch dauert und ob in dieser Saison in Nordamerika noch gespielt wird. Wir werden reagieren, wenn dies erforderlich sein sollte. Das ist dann Tagesgeschäft.

 

FANTIGER: Der Vertrag mit Tyler Ennis, Jared Spurgeon und Jaroslav Hübl läuft Ende Monat aus.

 

Köbi Kölliker: Wir sind mit den genannten Spielern im Gespräch, und wir möchten alle drei so lange wie möglich zur Verfügung haben. Jaroslav Hübl will spielen, und er hat Angebote aus dem Ausland. Wenn er eines davon annehmen will, müssen wir dies akzeptieren. In Langnau ist derzeit Thomas Bäumle die Nr. 1. Aber dies ist selbstverständlich abhängig von der Leistung.  

 

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