Nach fünf Niederlagen in Folge:
Langnau nähert sich dem Sumpf der Habenichtse
Langnau bezieht die 5. Niederlage in Serie! Die 1:5 – Heimklatsche gegen den auswärtsschwachen EHC Biel trägt die deutlichen Zeichen einer Krise. Es droht der Fall aus den ersten Zehn! Doch es gibt Hoffnung.
Da schien die Welt der Langnauer einigermassen wieder in Ordnung zu geraten. Die emmentaler jubeln über den Ausgleich durch Dario Allenspach (13.). Die Partie endete aber dann mit einer 1:5 Klatsche. Bild: Susanne Bärtschi
Wer das Spiel der SCL Tigers vom 5. Oktober des letzten Jahres Jahres gegen den EHC Biel (4:1 Sieg der Emmentaler) gesehen und in Erinnerung hat, muss sich bei der gestrigen 1:5 Niederlage gegen den gleichen Gegner die Augen gerieben haben. Waren das die gleichen Mannschaften? Ist es die gleiche Saison? Wie erklären sich diese enormen Differenzen?
Zuerst etwas Positives: Die SCL Tigers hatten gestern auch eine längere gute Phase. Sie begann nach dem ersten Gegentreffer in der 5. Minute durch Yanik Sablatnig bis zur 37. Minute (oder exakt 36.35). Dann nämlich wurde der Bieler Johnny Kneubuehler auf die Strafbank geschickt. Die Emmentaler lagen zu diesem Zeitpunkt eher unverdient 1:2 zurück und waren in dieser intensiven Partie mehrheitlich am Drücker. Dann aber begann mit einem miserablen Überzahlspiel der Gang in die unvermeidliche und hochverdiente Niederlage. Die letzten Minuten des zweiten und das dritte Drittel waren wohl das Schlechteste, was das Team von Thierry Paterlini in dieser Saison aufs Eis legten.
Vorerst zurück zu der Partie vom 5. Oktober: Es war die 10. Partie, welche die Langnauer in der aktuellen Saison zu bestreiten hatten, und es war ein Spiel, in welchem der Gegner – der EHC Biel – keinerlei Siegchance hatte. Zu überlegen, zu dominant und zu selbstsicher traten die Langnauer auf. Und doch waren es eben nicht die gleichen Mannschaften. Den Tigern fehlten damals die beiden Ausländer Sean Malone und Saku Mäenalanen. Michal Kristof war noch nicht da. Man trat also mit lediglich vier Ausländern an. Diesmal war aber alles anders. In Langnau sind sieben Ausländer engagiert. Alle sieben sind spielbereit und die Tiger spielten in Bestbesetzung, zumindest was die Imports betrifft. Der Ausfall von Phil Baltisberger ist natürlich schwerwiegend, doch ein einzelner Ausfall kann und darf nicht entscheidend sein. Allerdings heisst Bestbesetzung noch lange nicht Bestform. Zumindest Aleksi Saarela und Saku Mäenalanen sind derzeit weit davon entfernt.
Wenn es nicht an der Aufstellung liegt, wo liegt es dann? Die Differenz in diesen beiden Spielen (Runde 10 und Runde 38) ist unübersehbar. Die Antwort ist ebenso einfach wie kompliziert zugleich. Einfach ist sie, weil sie sich in einem Satz benennen lässt: Sie liegt in den Köpfen! Die vier Niederlagen zuvor, 2:3 in Genf, 0:1 bei Ajoie, 0:1 im Heimspiel gegen die ZSC Lions und 2:3 bei Kloten hatten ihre Spuren hinterlassen. Zwei Mal hintereinander 0:1 zu verlieren ist happig. Da nützten auch die starken Leistungen eines Stéphane Charlin nichts. Bei den Niederlagen in Kloten und gestern gegen Biel spielte für einmal aber auch Charlin „nur“ auf dem Niveau eines „normalen“ Torhüters. Mit andern Worten: Er konnte den einen oder andren Fehler seiner Vorderleute weniger ausbügeln.
Die auffälligste Differenz ist aber bei seinen Vorderleuten zu suchen. Die Überzeugung, welche de Mannschaft während langer Zeit in dieser Saison gezeigt hat und mit der sie aufgetreten ist, fehlt derzeit fast vollständig. Hinzu kam, dass der EHC Biel diesen Sieg ganz eindeutig mehr wollte als die Emmentaler, die einfach in vielen Szenen dieser Partie nicht vollständig bereit zu sein schienen und deshalb die Situationen unterschätzten.
Ein Beispiel gefälligst? Gehen wir zu der zu Beginn dieses Artikels angesprochenen Strafe gegen Johnny Keubuehler. Die Bieler waren sehr aktiv und präsent in der Box und setzten den scheibenführenden Langnauer immer sofort unter Druck. Zudem checkten sie auch in Unterzahl mit zwei Mann vor und hetzten jeder Scheibe hinterher. Mal für Mal geriet so der scheibenführende Langnauer trotz Überzahl bereits in der eigenen Spielzone unter Druck, verlor oft die Scheibe oder konnte zumindest nicht gepflegt aufbauen. Während zwei Minuten dieser Überzahl wurde es vor dem gegnerischen Tor nicht einmal gefährlich. Bei drei weiteren Strafen des EHC Biel bot sich den Zuschauenden weitgehend ein ähnliches Bild, wenngleich die Tiger dann auch gute Abschlüsse hatten, die jedoch vom starken Sätäri im Bieler-Tor magistral zunichte gemacht wurden.
Trotz dieser paar guten Szenen in Überzahl war ersichtlich, dass die Langnauer nicht in der Lage waren, sich der Spielweise des EHC Biel anzupassen. Nicht einmal in Überzahl. Das hätten sie aber gemusst, um schliesslich selbst dem Spiel den Stempel aufzudrücken. Wenn der Gegner in Unterzahl die Scheibe aus dem eigenen Drittel spielt und dieser dann aggressiv hinterher hetzt, um den gemütlich nach hinten spazierenden Langnauer unter Druck zu setzen, sollte man doch irgendwann merken, dass man wohl selbst etwas mehr Gas geben sollte. Vor allem, wenn das Selbstbewusstsein fehlt, die Scheibe dann im Zweikampf zu behaupten.
Zu Beginn des Jahres schnupperten die Tiger nach zwei Siegen an der direkten Playoff-Quali. Man lag da gerade mal einen Punkt hinter dem EV Zug und hätte die Innerschweizer mit weiteren Siegen nervös machen können. Dieser Zweikampf ist lediglich 10 Tage später entschieden. Die SCL Tigers müssen sich auf den Kampf einen Stich weiter unten konzentrieren. Noch liegen die Tiger auf dem 10. Rang. Dahinter lauern mit Ambri, das mit einem Sieg in Bern wieder Fahrt aufgenommen haben könnte, und Genf, das nach Verlustpunkten sogar vor den Langnauern liegt, zwei Gegner in Schlagdistanz, wobei Genf nicht verbergen kann, dass es in dieser Saison einfach nicht läuft.
Eine Mannschaft wie die SCL Tigers kommt eigentlich nie ohne Krise durch eine Saison. Vor Jahresfrist sorgten acht Niederlagen in Serie dafür, dass die Play Ins schliesslich um drei Punkte verpasst wurden. Doch Theirry Paterlini und sein Coaching Staff konnten bisher immer zeigen, dass sie Krisen handeln können. Will heissen: Den komplizierte Teil der obigen Antwort muss der Coaching Staff lösen. Nämlich die Köpfe der Spieler wieder etwas zu lüften. Dies gelang bisher früher oder später immer. Die Emmentaler werden da wieder herausfinden. Hoffentlich sind dazu nicht acht Niederlagen nötig. Denn noch gibt es viel zu gewinnen.