Airhook, Shutout und drei Punkte:
Langnau putzt auch Kloten
Die SCL Tigers haben einen Lauf. Mit defensiver Disziplin und Kampfgeist lehren sie ihre Gegner das Fürchten. Gestern fegten sie den EHC Kloten aus dessen Eishalle. Dies, ohne dass Aleksi Saarela skoren musste. Dies übernahm für ihn Samuel Erni mit einem Traumtor (Airhook).
Hier liegt der Puck zu, 1:0 für die SCL Tigers im Netz. Zu sehen sind allerdings nur die beiden Assistgeber Nolan Diem und Keijo Weibel, sowie die sichtlich verdutzten Klotener Protagonisten. Der geniale Torschütze Samuel Erni hat "das Bild schon verlassen". Foto: Susanne Bärtschi.
12:5, so lautet das Torverhältnis der SCL Tigers aus den letzten fünf Spielen, aus denen elf Punkte resultierten. 11:30 lautete das Torverhältnis aus den ersten sechs Spielen der Saison. Die Ausbeute da: magere drei Punkte. Aber das ist Vergangenheit. Nach den letzten Auftritten kann man sagen: Die SCL Tigers haben den Tritt gefunden, sind in der Meisterschaft angekommen und in dieser ein ernstzunehmender Faktor. Die Art und Weise, wie sie spielen, ist für jeden Gegner unbequem. Da spielt es auch kaum eine Rolle, dass die Anzahl der erzielten Tore mit Abstand die Niedrigste der Liga ist (23). Mal abgesehen vom abgeschlagenen Schlusslicht HC Ajoie, der lediglich auf 18 Treffer kommt. Denn auch 12 Tore in fünf Partien (Schnitt 2,4 Tore pro Partie) sind nicht die Welt. Aber wer so gut defensiv spielt, dem reichen halt schon wenige Tore zum Sieg.
Und dann haben die SCL Tigers ja mit Aleksi Saarela einen Mann in ihren Reihen, der den Unterschied ausmachen kann und ihn auch schon verschiedentlich ausgemacht hat. Nicht aber in Kloten. Denn da schossen Samuel Erni, Saku Mäenalanen und Harri Pesonen die Tore. Saarela liess sich immerhin einen zweiten Assist gutschreiben. Aber Ernis Tor – ein Schmankerl, würde man in Bayern sagen. Wir hier sagen dem schlicht und ergreifend Traumtor. Völlig unerwartet. Vor allem von Erni. Aber er hats drauf. Wie selbstverständlich hebt er hinter dem Tor die Scheibe an und transportiert sie auf der Schaufel ins hohe Eck, vorbei am verdutzten gegnerischen Torhüter, zum Erstaunen sowohl von Teamkollegen als auch vom Gegner (13.). Es war der wegweisende Führungstreffer zum 1:0 für die Emmentaler, die den gastgebenden Gegner nie richtig ins Spiel kommen liess. Lediglich in zwei kurzen Sequenzen geriet das Team von Coach Thierry Paterlini etwas ins Schwimmen. Einerseits in den Sekunden nach Ernis Führungstreffer, als Kloten heftig reagierte und zwei Mal knapp am sofortigen Ausgleich vorbeischrammte, und dann noch kurz vor Spielmitte, als Torhüter Charlin für einige Sekunden doch ziemlich im Stress war. Die Tiger beruhigten die Szenerie jedoch umgehend wieder. Aus Klotener Sicht war dies einfach zu wenig, was die Einheimischen boten. Teilweise waren die Spielzüge zwar schön anzusehen, aber sie gelangten kaum je bis zu einer gefährlichen Position eines scheibenführenden Spielers in eine vielversprechende Abschlussposition. So hatte Tiger-Hüter Stéphane Charlin zwar einiges zu tun, aber zittern um den Sieg mussten die angereisten Fans der Emmentaler eigentlich kaum. Zumal Saku Mäenalanen zu Beginn des Schlussdrittels mit seiner Torpremiere für die Langnauer eventuellen Aufholgelüsten der Gastgeber gleich den Wind aus den Segeln nahm (41.).
Wann hat es das bei den SCL Tigers in der obersten Spielklasse schon mal gegeben: acht Punkte in einer Woche? Ich habe nicht recherchiert. Aber es muss eine ganze Weile her sein, falls es dies überhaupt schon mal der Fall war. Und dies bei zwei Auswärtspartien (Ajoie und Kloten, je 3:0) und dem Heimspiel gegen den EV Zug, der am Tag darauf den aufstrebenden HC Lausanne gleich mit einer 9:2 – Packung zurück ins Waadtland jagte. Da kann man nur sagen: Unerwartet, brillant und aller Ehren wert. Als erarbeitetes „Geschenk“ dürfen sich die Tiger über das Vorrücken auf den 10. Rang freuen. Wer hätte das nach sechs Spielen gedacht?
Freuen darf sich übrigens auch Stéphane Charlin. So wie Luca Boltshauer hat nun auch er seinen Shutout auf dem Konto. Langnau kann sich auf ein gutes Torhüter-Duo verlassen, welches trotz Interesse von anderen Klubs (Boltshauser wird vom EHC Kloten umworben) wohl noch länger im Emmental bleiben dürfte.