Locker und gelöst gegen den Angstgegner

Heute Freitag und morgen messen sich die SCL Tigers mit den Kloten Flyers. Die Statistik verrät: Der Playoff-Finalist ist für die Langnauer ein unbequemer Gegner. In den vergangenen vier Saisons gewannen sie im Durchschnitt gegen jedes andere NLA-Team mindestens ein Mal.

Presse • • von Berner Zeitung

Die Musik, welche jeweils nach einem Tor des Heimteams in der Klotener Kolping-Arena ertöne, gehe ihm auf die Nerven, erzählt Ruedi Zesiger mit ironischem Unterton. «In den letzten Jahren haben wir sie zu oft gehört», sagt der Sportchef der SCL Tigers. In der Tat waren Abstecher in die Flughafenstadt für die Langnauer zuletzt selten von Erfolg gekrönt. Letztmals gewannen sie in Kloten am 13.Januar 2007 (5:2).

Heute (19.45 Uhr) gastieren die Tigers wieder beim Tabellenvierten, 24 Stunden später folgt in der Ilfishalle die Reprise. Zesiger spricht von einer grossen Herausforderung, auch, weil er den statistischen Hintergrund kennt. Von den letzten 24 Vergleichen mit den Zürchern entschieden die Emmentaler nur deren zwei für sich, in den vergangenen vier Meisterschaften gewannen sie gegen kein Team weniger Punkte als gegen Kloten (10, im Schnitt 0,5 pro Spiel/siehe Kasten). In der letzten Saison vermochte die Equipe von John Fust einzig gegen den Playoff-Finalisten nicht zu reüssieren. «Auf dem Papier ist Kloten unser Angstgegner. Man sollte die Statistik aber nicht überbewerten. Wir haben viele neue Spieler im Team, sie haben mit der Vergangenheit nichts zu tun», meint Zesiger.


Die Aussenseiterrolle nutzen

Auch John Fust will der Statistik nicht zu viel Bedeutung beimessen. «Es gibt zwar Teams, deren Spielstil uns besser liegt als jener von Kloten. Der Niveauunterschied ist aber nicht so gross, dass es für einen Punktgewinn ein Wunder braucht.» Der fünffache Meister verfüge über aussergewöhnliche Fähigkeiten im läuferischen Bereich, meint Fust. Die Verteidigung sei in der Breite gut besetzt, das offensive Potenzial dank Spielern wie Roman Wick (er wird gegen die Tigers verletzungsbedingt fehlen/die Red.), Romano Lemm und Tommi Santala gross. «Kloten ist eindeutig ein Meisterkandidat», sagt Fust.

Nach durchzogenen Leistungen (ein Sieg in den letzten fünf Spielen) haben die Langnauer heute und morgen wenig zu verlieren – allerdings einiges zu gewinnen. «Von uns wird an diesem Wochenende nicht viel erwartet. Genau das ist unsere Chance», erklärt Fust, um anzufügen: «Die Aussenseiterrolle machte uns letzte Saison stark. Wir müssen wieder unbeschwerter und weniger verkrampft auftreten, dafür lockerer und gelöster.» In mentaler Hinsicht jedenfalls sei seine Mannschaft bereit. «Vor der Reise nach Kloten steigt kein Spieler in den Bus und denkt schon an die Niederlage. Diese Zeiten sind in Langnau definitiv vorbei.»


Chance für Leimbacher?

Die mentale Komponente mag John Fust nicht überbewerten. Er ist aber überzeugt, dass ein erstmaliger Erfolg unter seiner Ägide gegen die Zürcher einiges bewirken könnte. «Wir haben vor einem Jahr nach langer Durststrecke wieder gegen Bern gewonnen – und bald nachgedoppelt. Es entwickelte sich ein neues Selbstbewusstsein.» Es bedarf gewiss einer defensiven Steigerung, damit die Langnauer gegen Kloten bestehen können. 38 Gegentore haben die Tigers erhalten, mehr als jede andere Mannschaft. Fust setzte in den letzten Übungseinheiten daher den Fokus auf das Abwehrverhalten. Vorab die Leistungsträger und ehemaligen Nationalspieler Jörg Reber, Martin Stettler und Philipp Rytz sollen künftig mehr Verantwortung übernehmen. Ob Robert Esche – der Amerikaner wirkte nach starkem Saisonstart zuletzt gegen Bern und die ZSC Lions etwas verunsichert – heute erneut das Tor hüten wird oder Urban Leimbacher weichen muss, entscheidet Fust nach dem Aufwärmtraining. Leimbacher jedenfalls hinterliess im Training einen guten Eindruck; es überraschte nicht, würde er am Wochenende eine Einsatzgelegenheit erhalten.

(Berner Zeitung)