Desolate Leistung bei der 0:8 Klatsche gegen Lugano:

Meine Herren, reisst euch künftig zusammen!

Völlig überforderte SCL Tigers verlieren ihr Heimspiel vor über 5'500 Zuschauern gegen den HC Lugano gleich mit 0:8. Noch brutaler liest sie das Verdikt, wenn wir die beiden Partien dieses Wochenendes zusammenzählen: Null Punkte, null eigene Tore, elf Gegentreffer.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Es werden auch wieder Klatschen folgen, sagte Tigers-Coach Thierry Paterlini kürzlich in einem Interview. Und er sollte recht behalten. Und zwar eher, als ihm lieb sein konnte. Doch zuerst dies: Es war nicht alles schlecht, was die SCL Tigers an diesem Wochenendet zeigten. Damit, dass die positive Serie (in fünf Spielen immer gepunktet / vier Siege) auswärts bei den ZSC Lions reissen könnte, musste gerechnet werden. Die Zürcher würden gewarnt sein und konzentriert spielen. Sind die Lions motiviert und diszipliniert, fegen sie derzeit jeden Gegner vom Eis. Trotzdem hätte die Emmentaler in Zürich mit etwas mehr Abschlussglück auch punkten können. Aber das Glück ist einem nicht immer hold. Trotz 0:11 Toren und 0 Punkten haben wir es an diesem Wochenende nur mit einer schlechten (dafür aber miserablen) Leistung zu tun. Das Spiel in Zürich war trotz des 0:3 respektabel.

Auch gegen den HC Lugano starteten die Tiger nicht schlecht. Sie hätten nach 10 Minuten deutlich führen können. Doch Aleksi Saarela und Harri Pesonen zielten aus bester Position daneben und auch Joel Salzgeber, der bei Unterzahl Langnau allein auf das gegnerische Tor loszog, scheiterte. Was eine Führung zu diesem Zeitpunkt bewirkt hätte, können wir leider nicht eruieren. Aber die Möglichkeit, dass alles ganz anders herausgekommen wäre, hätte bestanden.

Doch bereits zu Beginn der Partie war die Passqualität der Emmentaler nicht optimal. Zu diesem Zeitpunkt machten es die Luganesi allerdings auch noch nicht viel besser. Dies, weil die Einheimischen zunächst eine solide defensive Leistung zeigten, so, wie wir dies aus den letzten Partien von ihnen gewohnt waren. Doch während sich die Qualität der Zuspiele bei den Gästen stetig steigerte, verschlechterte sich diese bei den Gastgebern immer weiter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Fehlzuspiel eben Folgen hatte. Es war ausgerechnet der neue Finne Saku Mäenalanen, der sich eigentlich sonst gut eingeführt hat, der mit seinem fatalen Fehler an der eigenen blauen Linie den Untergang der Tiger einleitete. Eine schnelle Passkombination, ein Schuss von Michael Joly, und die Führung des HC Lugano war perfekt (19.). Zu diesem Zeitpunkt durfte man noch gespannt sein, ob die Emmentaler im Mitteldrittel würden reagieren können. Denn sie retteten den knappen Rückstand in die Pause.

Aber von da weg lief gar nichts mehr. Im Mitteldrittel spielte nur Lugano. Für die Langnauer ging alles viel zu schnell. Die Tore zum 0:2 (Daniel Carr) und 0:3 (Calvin Thürkauf) fielen innerhalb von 37 Sekunden (28.). Da war die Partie bereits entschieden. Es folgten noch drei Treffer bei Langnauer Unterzahl und zwei weitere Zugaben. Es war ein Klassenunterschied.

Es ist nach dem 1:6 – Debakel gegen den HC Davos bereits die zweite deftige Klatsche vor Heimpublikum der SCL Tigers. Immerhin: Während es gegen den HCD zeitweise schien, als wäre nicht jeder Tiger voll motiviert, lag es diesmal einzig und allein an der Überforderung. Der HC Lugano hatte bisher nicht so performt, wie von ihm erwartet. Aber am Tag zuvor wurde bereits der SC Bern aus der Corner Arena geschossen (5:2), was natürlich Auftrieb verlieh. Trotzdem wurde den Langnauern nach den zuletzt gezeigten Leistungen ein Sieg gegen die Luganesi zugetraut. Aber eben: an diesem Abend war kein einziger Einheimischer in der Lage, eine normale Leistung abzurufen. Auch nicht Torhüter Luca Boltshauser, der bei zwei Gegetreffern keine glückliche Figur machte. Die Partie war aber zum Zeitpunkt dieser Tore längst entschieden.

Etwas Kritik muss auch an Coach Thierry Paterlini gerichtet werden. Er hat derzeit Sorgen in der Verteidigung, weil ihm dort mit Brian Zanetti (krank) und Sebastian Schilt (verletzt) gleich zwei wichtige Teamstützen fehlen. Deshalb holte er Claudio Cadonau aus der Swiss League nach Langnau zurück. Doch der 35-Jährige ist zumindest derzeit nicht mehr in der Verfassung den SCL Tigers auf Niveau National League helfen zu können. Weil aus dem eigenen Nachwuchs noch kein Spieler auf dem erforderlichen Niveau ist, wäre es in einer solchen Situation angezeigt, die beiden finnischen Verteidiger mehr Einsätze leisten zu lassen. Aber das ist wirklich nur ein Detail am Rande, denn dieses 0:8 hätte auch mit dieser Massnahme nicht in einem Punktgewinn geendet. Zu krass waren an diesem Abend die Leistungsunterschiede.

Fazit: Auch wenn man sagen kann (oder muss), dass es solche Spiele halt geben kann, so sollten diese vor heimischem Publikum nicht allzu häufig vorkommen. Für die SCL Tigers war dies nun in ihrem 6. Heimspiel bereits die zweite deftige Klatsche. Das ist mindestens eine zu viel. Solche Leistungen kann man eigentlich nur mit dem Prädikat «desolat» korrekt beschreiben. Allerdings wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass uns die Emmentaler mit ihren Siegen gegen Genf und Zug, sowie mit dem Punktgewinn gegen den souveränen Leader Gottéron auch schon viel Freude bereitet haben. Aber nun folgt am Mittwoch das Heimspiel gegen den SC Bern, gegen welchen die Langnauer am 22. September auswärts (0:7) ebenfalls hoffnungslos überfordert waren. Für Thierry Paterlini gilt es nun, die Mannschaft wieder so hinzukriegen, dass die Zuschauenden zumindest ein spannendes Spiel vorgesetzt erhalten. Die Aufgabe scheint schwierig. Das Vorhaben kann nur gelingen, wenn jeder Tiger sich zusammenreisst und eine mindestens um 100 Prozent bessere Leistung erbringt als in den Partien zuvor gegen Bern, Davos oder eben jetzt Lugano. Aber auch das zeichnet den Coach aus: es gelingt ihm immer wieder, die Mannschaft zu stabilisieren. Derzeit eine wichtige Qualität von Paterlini.