Nach dem Rückzug des SC Langenthal:
Nicht vergessen, was wir an den SCL Tigers haben
Die SCL Tigers bereiten uns derzeit mächtig Freude. Sie entzücken uns in der wunderschönen Ilfishalle regelmässig mit exzellenten Leistungen. Derweil zieht man in Langenthal dem "kleinen SCL" und damit dem Profi-Eishockey den Stecker.
Die Meldung erreicht uns am Tag der Bundesratswahl und geht deshalb fast ein wenig unter: In Langenthal mag man nicht mehr. Man hat die Nase voll. Vom politischen Gerangel, von leeren Versprechungen, von sündhaft teuren Machbarkeitsstudien und vom drohenden Damoklesschwert, bald einmal in der altehrwürdigen Schorenhalle nicht mehr spielen zu dürfen. Damit verschwindet ein gloorreicher Klub weitgehend von der Bildfläche. Insgesamt drei Mal (2012, 2017 und 2019) war der SCL Meiter der Swiss League und damit die Nummer 13 der Schweiz. Als die SCL Tigers nach ihrem Abstieg von 2013 für zwei Jahre ebenfalls in der Swiss Leage spielte, ergaben sie daraus jeweils äusserst spannende, hoch-emotionale und heisse Derbys.
Woran der SCL letztendlich scheiterte, will heissen, welcher Tropfen schliesslich das Fass zu Überlaufen brachte, lässt sich nicht genau erruieren. Da aber ein Fass immer zuerst gefüllt werden muss, bevor es überlaufen kann, müssen mehrere Faktoren dafür verantwortlich sein. War es, weil man Langzeit-Präsident und noch Mehrheits-Aktionär Stefan Anliker wegen dessen Engagement bei Fussball-GC eins auswischen wollte? Klar ist, dass ihm dies in Langenthal durchaus auch übel genommen wurde. Oder war es, weil Präsident Gian Kämpf etwas zu sehr kommunikativ hin und her geeiert hat. Oder war es Walter Ryser, der recht einflussreiche Journalist und Präsident des Vereins SC Langenthal (der Amateurbereich des SCL), der mehr verhindert als gestaltet hat und der wohl der prominenteste Vertreter derjenigen ist, die nicht nach Huttwil zügeln wollten. Oder waren es die Langenthaler PolitikerInnen, die nicht bemerkt haben, wie nahe sie mit ihrer Verhinderungspolitik den Leuchtturm von Langenthal an die Ausweglosigkeit getrieben haben?
Wir wissen es nicht. Zumindest nicht genau. Was wir aber wissen ist, dass wir es in Langnau ganz anders haben. Hier wurde die Ilfishalle saniert und ausgebaut, als sie saniert und ausgebaut werden musste (2012). Alle trugen dazu bei, auch die Gemeinde stemmte einen zweistelligen Millionenbetrag. Anders als in Langenthal, wo quasi jeder gegen jede agiert, ziehen in Langnau alle an einem Strick. Und die SCL Tigers haben einen Präsidenten und Verwaltungsräte, die sich nicht in Zürich profilieren müssen, um Beachtung zu finden. Sie engagieren sich lieber in ihrer Heimat oder in der Nähe davon.
Das führte dazu, dass unlängst verkündet wurde, dass die zusätzliche Trainingshalle mit zweiten Eisfeld gebaut werde. Der Baustart ist im Frühjahr 2023. Fertig soll sie im Herst 2024 werden. Dies obwohl Langnau deutlich kleiner ist als Langenthal und auch die deutlich weniger guten wirtschaftlichen Voraussetzungen hat.
Das muss uns, liebe Leserin, lieber Leser, liebe Zuschauerin, lieber Zuschauer, Liebe Fans und SponsorInnen mit Freude geradezu durchfluten. Wer jetzt wegen der Pandemie noch nicht wieder in die Ilfishalle zurückgefunden hat, soll sich doch überlegen, ob er/sie "seine" Tiger noch länger warten lassen will.
Es läuft etwa in Langnau. Und es macht Spass. Zeigen wir, dass wir wissen, was wir an den SCL Tigers haben. Machen wir es, wie es inzwischen wieder über 5'000 Zuschauer an den Spielen tun: gehen wir hin!
Gegründet wurde der "kleine SCL" übrigens im Februar 1946. Ziemlich genau einen Monat nach dem SC Langnau (heute SCL Tigers). Machen wir es weiterhin besser als die Langenthaler!