Innovative Vorwärtsstrategie der SCL Tigers:

Nur wer investiert, wird erfolgreich

Die SCL Tigers investieren an allen Fronten in den Erfolg. Die Mannschaft und die Infrastruktur stehen dabei im Vordergrund. Innovative Aktionen bei den Abo-Verkäufen machen das Eishockey in Langnau zusätzlich schmackhaft. Dem Publikum steht eine attraktive nächste Saison bevor.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Die SCL Tigers haben eine Umfrage gemacht. Sie wollten herausfinden, weshalb das Publikum derzeit nicht ganz so zahlreich aufmarschiert wie vor der Pandemie. Das habe weder mit der Pademie noch mit den Resultaten viel zu tun, war der Tenor bei denen, die bei der Umftage mitmachten (ungefähr 50 Prozent Rücklauf). Vielmehr würden finanzielle Aspekte und der Umstand, dass KollegInnen das Abi ebenfalls nicht mehr genommen hätten, eine Rolle spielen.

Das sind einerseits wichtige Hinweise, die es nicht zu unterschätzen gilt. Aber man darf sie auch nicht überschätzen. Vor allem der Hinweis, dass die Resultate keine wesentliche Rolle gespielt haben, ist mit Vorsicht zu geniessen. Denn auch die Fans der SCL Tigers gehen lieber mit einem Sieg statt mit einer Niederlage nach hause. Mit eine Rolle gespielt haben dürfte, dass viele während der Pandemie gezwungenermassen das Eishockey am Fernsehen entdeckt haben und auf dabei auf den Geschmack gekommen sind. Daran, bequem im eigenen Fernsehsessel zu sitzen, die Beine hochzulagern und sich - je nach Situation zuhause - von der Partnerin oder vom Partner das Bier direkt an den Sessel bringen zu lassen, kann man sich sehr leicht gewöhnen. Auch die aktivsten Menschen werden schnell mal träge, wenn sie nicht aufpassen. Zumal ja an den Bildschirmen auch noch die Zeitlupen-Aufnahmen von strittigen oder tollen Szenen von allen Seiten und aus nächster Nähe gezeigt werden, während sich die ZuschauerInnen in der Ilfishalle derweil auf dem Videowürfel oft mit Werbeeinblendern begnügen müssen.

Das Live-Erlebnis in der Halle ist durch nichts zu ersetzen

Dabei wird mancheine/r möglicherweise vergessen haben, weshalb er oder sie denn früher in die Ilfishalle gepilgert ist. Weil nämlich das Erlebnis am Fernseher nie und nimmer an das herankommt, was die Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort erleben. Das Gefühl, wie es ist, wenn die Halle bebt, ist eben nur vor Ort zu erleben. Die kollektive Freude, wenn die eigene Mannschaft ein Tor schiesst und der gemeinsame Ärger bei einem Gegentor oder einer als ungerecht empfundenen Schiedsrichterentscheidung katapultiert den Fan oder die Fanin vor Ort in eine emotionale Achterbahn, die vor dem Bildschirm nicht halb so gross ist. Das ist es, was die Attraktivität eines Spielbesuchs ausmacht. Das ist es, was man gewinnt, wenn man seinen Allerwertesten aus dem Fernsehsessel empor schwingt, sich ins Auto oder in den Zug setzt und die Spiele der SCL Tigers in der Ilfishalle geniesst.

Zugegeben, die SCL Tigers dürften ihre Heimspiele noch etwas öfter gewinnen. In der abgelaufenen Saison gewannen die Emmentaler von insgesamt 29 Heimspielen deren 14 (Playoff-Final mit eingerechnet). Sie belegten damit in der "Heimtabelle" nach der Qualifikation gemeinsam mit dem HC Davos den 10. Rang. Im Jahr zuvor war es mit lediglich 4 Siegen der 13. und letzte Rang (damals war Kloten noch in der Swiss League). Die SCL Tigers haben also die ersten markanten Schritte in die richtige Richtung gemacht.

Investitionen in den Sport und in die Infrastruktur

Dass Bäume etwas Zeit brauchen, um zu wachsen, wissen wir alle. Dass sie in Langnau wohl nicht ganz so hoch in den Himmel wachsen werden, wissen wir ebenfalls. Aber auch in Langnau wachsen Bäume. Und zwar in Richtung Himmel. Und vielleicht sind die Bäume im Emmental dafür etwas besser verwurzelt als anderswo. Die letzte Saison hat gezeigt, dass bei den SCL Tigers wieder etwas am wachsen ist. Betrachtet man ganz nüchtern die gegenüber der Saison zuvor 25 mehr gewonnen Punkte, so erkennt man, dass da mehr als nur ein zartes Pflänzchen am wachsen ist. Da hat der Baum aber schon kräftig ausgeschlagen, auch wenn die Situation in der Rangliste noch etwas anderes suggeriert. Nicht viel hätte gefehlt, und die Tiger wären in den Pre-Playoffs gelandet. Dass im Playout-Final sechs Spiele benötigt wurden, um gegen den HC Ajoie die Ligaqualifikation zu vermeiden, bedeutet, positiv interpretiert, dass eben auch die Jurassier über die meiste Zeit der Saison eine konkurrenzfähige Mannschaft gestellt haben. Immerhin haben sich die Ajoulots in der Ligaquali nach einem Fehlstart mit zwei Niederlagen zu Beginn schlussendlich gegen den Sieger der Swiss League mehr oder weniger souverän durchgesetzt.

Nun haben die Langnauer nochmals in ihren Kader investiert und einige interessante Spieler ins Emmental gelockt. Deren Einschätzung soll in einem späteren Artikel Thema werden. Zu vermuten ist, dass der Baum in Langnau weiter ausschlagen und wachsen wird. Die viel kritisierte Ausländerregelung - seit vergangener Saison sind sechs statt zuvor nur vier Ausländer erlaubt - hat auch auch bei den Mannschaften am hinteren Teil der Tabelle für deutlich mehr Spielstärke gesorgt. Auch Teams wie Ambri, Kloten, Ajoie und die SCL Tigers sind in der Lage, ihrem Publikum hoch-attraktive Spiele zu bieten und sie haben deshalb gegen jeden Gegner innerhalb der National League während der Qualifikation eine echte Siegchance.

Zudem wird sich die Investition in die Trainingstalle mit Athletikbereich sowohl mittel- wie auch langfristig sehr positiv auswirken. Denn künftig können die Langnauer nicht nur die Talente in ihrem geografisch nahen Umfeld besser erfassen und fördern, sondern auch Talente aus der ganzen Schweiz ins Emmental locken. Als Organisation, die sich die Förderung des Nachwuchses mehr als viele andere auf die Fahne geschrieben hat, ist diese Trainingshalle absolut unabdingbar. Anders hätte die Nachwuchsförderung nie und nimmer glaubwürdig kommuniziert werden können. So aber kann man dies glaubwürdig kommunizieren. Wenn es jetzt noch gelingt, die 1. Mannschaft so aufzustellen, dass ein gezielter Einsatz von jungen Spielern möglich ist, und trotzdem zuhause so viele Siege einzufahren, dass das einheimische Publikum zufrieden ist, werden die Schritte in Richtung Mittelfeld der Liga grösser. Wichtig zu wissen: Auch bei jungen Spielern geht es nicht nur um die Einsatzzeit. Sportlern ist zu eigen, dass sie immer möglichst gut abschneiden wollen. Sie wollen gewinnen. Sie brauchen dies, um glücklich zu sein.

Innovative Verkaufsstrategie schlägt ein wie eine Bombe

Um die Fans wieder zahlreicher in die Ilfishalle zu locken, haben sich die Verantwortlichen der SCL Tigers eine innovative Strategie einfallen lassen (mehr Informationen gibt es unter diesem Link). Auch hier gilt: "Wer erfolgreich sein will, muss investieren." So sollen NeukundInnen im Stehplatzbereich mit Halbpreis-Abonnenmenten angelockt werden und bestehende Kunden werden mit Prämien (bzw. Abopreis-Verbilligungen) belohnt, wenn sie Neu-Abonnenten vermitteln. Bereits am ersten Tag (!!!) der Aktion konnten so mehr als 100 Abonnemente für die neue Saison verkauft werden. "Ein wahrhaft starker Start", freut sich Tigers-Geschäftsführer Simon Laager. Damit aber auch in der kommenden Saison noch Einzel-Tickets in den Verkauf kommen, wird die Abo-Aktion bei 1700 verkauften Abonnementen gestoppt.

Allerdings müssen auch mindestens 1600 Stehplatz-Abos verkauft werden, damit die Aktion erfolgreich wird. Dies sollte allerdings kein Problem sein. Denn Stehplatz-KundInnen der SCL Tigers gewinnen gleich doppelt. Sie kommen zu deutlich günstigeren Konditionen zu noch besserem Eishockey in Langnau. Das wird Spass machen!

Ach übrigens: Künftig wird das Publikum in Langnau deutlich mehr Zeitlupe-Einspielungen auf dem Videowürfel zu sehen bekommen. Man will den Zuschauerinnen und Zuschauern auch in diesem Bereich den gleichen Service bieten, welchen sie am Fernseher hätten. Einfach in der Halle mit den kollektiven (statt zuhause den einsamen) Emotionen.

Nach der Saison ist vor der Saison. FANTIGER empfielt den bequem gewordenen Fernseh-Sesselklebern über den Sommer ein "Aufsteh-Training", damit das Aufstehen während der kommenden Saison aus den Fernseh-Sesseln nicht allzu streng wird und man leichtfüssig die Spiele der SCL Tigers vor Ort besuchen kann. Es wird sich lohnen.