Je länger Langnau für den Aufstieg braucht, desto grösser wird die Konkurrenz

Schau her Tiger, das sind deine Gegner

Die SCL Tigers tun gut daran das Unternehmen Wiederaufstieg nicht zu lange zu vertrödeln. Denn innerhalb der NLB könnte demnächst starke Konkurrenz um einen Platz in der Ligaqualifikation erwachsen. Denn der Aufstieg in die NLA wird für einige unterklassige Teams mittel- und langfristig zum Thema.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Banner_Club762005 stieg Lausanne in die NLB ab und benötigte danach für den Wiederaufstieg acht lange Jahre. Dabei waren die Waadtländer nach dem Aufstieg des EHC Biel in der Saison 2007/08 in ihrem Aufstiegsbemühungen ohne ernst zu nehmende Konkurrenz. Aber auch in der NLB um den sportlichen Erfolg und um Meisterehren. Doch Klubs wie Langenthal, Olten, La Chaux de Fonds und Martigny können den Aufstieg in die NLA erst dann ernsthaft anstreben, wenn sie ihre Infrastruktur nachgerüstet haben. Doch der EHC Olten hat die Sanierung seiner Eishalle in angriff genommen, in Visp möchte man eine neue Eishalle bauen, und der EHC Basel hat bereits eine hervorragende Infrastruktur. Diese und auch andere Klubs könnten in den nächsten Jahre den Aufstieg in die NLA anstreben. Wichtig dabei: Ein Klub, der unbedingt aufsteigen will, verhält sich anders, als einer, dem es genügt, die NLB zu gewinnen. Ein aufstiegswilliger Klub wird bedeutend mehr in sein Kader investieren, und sein Publikum wird das Team noch leidenschaftlicher unterstützen. Die nächsten Klubs, welche an die NLA-Türe klopfen könnten, sind der EHC Visp, der EHC Olten und der EHC Basel. Die SCL Tigers haben höchstens ein bis zwei Jahre Zeit, um den Wiederaufstieg ohne ernsthafte Aufstiegs-Konkurrenz zu schaffen. Doch auch allein das Rennen um den NLB-Meistertitel, das als Voraussetzung für die Teilnahme an der Ligaquali gewonnen werden muss, ist bereits schwierig genug. Denn neben den oben genannten warten auch noch Teams vom Kaliber eines SC Langenthal, oder des HC La Chaux-de-Fonds.

 

Langnaus Stolpersteine im Überblick:

 

SC Langenthal

Der grosse gegen den kleinen SCL - so war es in der Vergangenheit. Und so wird es wohl vorerst kaum bleiben, denn der SC Langenthal hat sich längst an der Spitze der NLB eingenistet. Ein Spitzenteam der NLB zu sein ist denn auch der Anspruch der Langenthaler, und die Zielsetzung ist der Meistertitel, den die Oberaargauer zuletzt in der Saison 2011/12 gewannen. An diese NLB-Spitze müssen die SCL Tigers erst einmal kommen. Dies wird weder eine Selbstverständlichkeit noch ein Selbstläufer. Der SC Langenthal wird neu von Olivier Horak gecoacht. Die beiden Ausländer Jeff Campbell und Brent Kelly sind für NLB-Verhältnisse echte Kracher. Sie bilden gemeinsam mit Stafan Tschannen eine der gefährlichsten Sturmlinien der NLB.

 

EHC Olten

Die Solothurner könnten für die SCL Tigers mehr als nur ein Gradmesser sein. Auch der EHC Olten ist nämlich längst an der NLB-Spitze angekommen. In der vergangenen Saison schafften es die Oltener bis in den Playoff-Final, wo sie am späteren Aufsteiger HC Lausanne in vier äusserst knappen Spielen scheiterten. Der EHCO, bei dem sowohl der Oldie Paul diPietro wie auch Liga-topscorer Marco Truttmann und der Kanadier Dereck Cormier weiterhin unter Vertrag sind, hat sich mit den beiden Ex-Tigern Thomas Bäumle und Adrian Brunner weiter verstärkt. Der Klub unterstreicht seine mittel- und langfristigen Ambitionen (NLA?) auch durch die Sanierung der Eishalle Kleinholz, welche sich über mehrere Etappen erstrecken wird, und welche rund 13 Millionen kosten soll. der Spatenstich erfolgte am 13. Mai erfolgt.

 

EHC Visp

Im Oberwallis träumt man schon ein Bisschen von der NLA, denn auf die Saison 2015/16 hin will der EHC Visp in die neue Eishalle einziehen, und spätestens dann um den Aufstieg in die höchste Spielklasse mitspielen. Langfristig gesehen sind die Visper ein ernst zu nehmender Konkurrent der SCL Tigers um einen Platz in der NLA. Aber auch bereits in der kommenden Spielzeit werden Punkte gegen das Team des Ex-Tigers Michel Zeiter wohl kaum gratis zu haben sein. Mit Domenico Pittis und Dominic Forget stehen zwei starke Ausländer in den Reihen des EHC Visp.

 

EHC Basel

Auch wenn es nach dem schmählichen Abstieg von 2008 nie so kommuniziert wurde, so ist mittel und langfristig nur eines denkbar: Die EHC Basel Sharks müssen an sich selbst den Anspruch haben, wieder Teil der NLA zu sein. Die Infrastruktur in Basel ist hervorragend, und die Ausrede, Basel sei eine reine Fussballstadt, können wir spätestens dann vergessen, wenn sich die Führung der ambitionen der zweitgrössten Schweizer Stadt bewusst wird (wenn dies nicht längst der Fall ist). aus der obersten österreichischen Liga haben die Basler mit dem 24-jährigen Brandon Buck und dem 29-jährigen Kyle Greentree zwei starke Ausländer geholt. Viel mehr Beachtung fand jedoch die Verpflichtung von Michel Riesen, seines Zeichens Ex Nati-Stürmer, NHL-Erstrunden-Draft und mehrfacher Schweizer Meister.

 

HC La Chaux-de-Fonds

Was waren das noch für Zeiten, als die Jurassier Ende der 1960er und Anfang der 1970er-Jahre dank viel Geld einer Madame aus der Pariser High Society (sie war ein paar Jahre früher auch für zwei Meistertitel des HC Villars verantwortlich) sechs Mal hintereinander Schweizer Meister wurde. Was war das für ein Jahr, als 1998 die B-klassigen SCL Tigers in einer Dreier-Poule die beiden A-Ligsiten La Chaux-de-Fonds und Herisau in die zweithöchste Liga entsorgten. Nun sind die schnell spielenden Jurassier wieder Gegner der SCL Tigers. Der Anspruch der Jurassier ist es, in der NLB eine gute Rolle zu spielen, und am Schluss der Saison möglichst lange dabei zu sein. Eine Rückkehr in die NLA wird nicht ausgeschlossen, aber auch nicht mit Vehemenz angestrebt. Beim Team des Kanadiers Kevin Primeau steht mit Damiano Ciaccio ein Mann im Tor, der bei den SCL Tigers in den entscheidenden Spielen den Kasten hüten musste, und der dabei seine Sache gut machte. La Chaux-de-Fonds ist zudem der neue Arbeitgeber von Robin Lebalnc.

 

HC Ajoie

Den Sieger der Qualifikation der vergangenen Saison dürfen wir nicht vergessen. Zumal der HC Ajoie danach in den Playoffs eine deutlich bessere Rolle spielte, als gewohnt. Die Jurassier scheiterten im Halbfinal am späteren Aufsteiger HC Lausanne, und holten dabei gleich viel Siege, wie später die SCL Tigers in der Ligaquali. Der HC Ajoie wird jedoch im Kampf um den Aufstieg keine Rolle spielen können, denn auf der Zielgeraden geht dem quantitativ stets schmal aufgestellten Team irgendwann die Luft aus. Aber trifft ein Team in den Playoffs zu einem frühen Zeitpunkt auf den HC Ajoie, so könnte die Saison lange vor der Erreichung der Ziele enden. Dies gilt auch für die SCL Tigers.

 

Logo_TEEPFazit:

Die SCL Tigers müssen das Unternehmen Aufstieg zwingend bereits in der ersten Saison mit aller Ernsthaftigkeit in Angriff nehmen. Und zwar auf allen Stufen der Unternehmung, jedoch in vollem Wissen, dass es wohl trotzdem mehrere Jahre dauern wird, bis dieses Ziel erreicht wird.

 

Auf dem Weg zurück in die NLA und zurück zum Erfolg müssen wir lernen, ambitiöse Ziele zu formulieren und mit aller Kraft anzustreben. Und wir müssen lernen, die Angst zu verdrängen für den Fall, dass wir hin stehen müssen, um zu erklären, weshalb wir allenfalls vorerst gescheitert sind.

 

So viel sollten wir spätestens jetzt gelernt haben: Wir sind abgestiegen, und es hat trotzdem niemanden das Leben gekostet. So schlimm kann es also nicht sein, wenn ein formuliertes Ziel verfehlt wird. Da fragt man sich doch, was denn die Tiefstapelei in der Vergangenheit eigentlich sollte, wenn sogar das derart deutliches Scheitern an einem Minimalziel (Ligaerhalt) akzeptiert wird.