Nach 0:7 – Debakel in Bern:
Schlaflose Nacht in Langnau
Kein Einziger der Verantwortlichen der SCL Tigers dürfte nach der 0:7 Klatsche in Bern letzte Nacht auch nur eine Sekunde ruhigen Schlaf gefunden haben. Bereits nach nur vier Spielen müssen wir uns Sorgen machen.
Es war doch Derby. Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Das war unsere Hoffnung. Wir haben die schlechte Leistung in Lausanne gesehen. Wir mussten das Debakel gegen den HC Davos miterleben. Und doch: Zum Glück kam jetzt ein Derby. Da kann alles anders sein. Da muss sogar alles anders sein. Weil eben – andere Gesetze. Da kann alles wieder kehren. Ein Sieg gegen Bern, und die Welt ist wieder in Ordnung. Auch das Selbstvertrauen wäre dann wieder ein anderes. Mit dieser Zuversicht fieberten wir dem Kräftemessen gegen den SC Bern entgegen. Umso mehr, als die SCL Tigers diesen in einem intensiven Testspiel doch noch vom Eis gearbeitet hatten (3:2). In diesem Testspiel hat man gesehen, wie viel Derby in einer Partie zwischen den SCL Tigers und dem SC Bern stecken kann. Und nun war Meisterschaft. Noch mehr Derby also?
Nun, die Partie war aus Sicht der SCL Tigers nach weniger als fünf Minuten bereits verloren. Als die ersten Spieler der Tiger merkten, dass das Spiel offenbar angefangen hatte, lagen sie bereits mit 0:3 hinten. Es war, als würden die Gelben ihren Freunden aus Bern bei deren intensiver Trainingseinheit ein wenig Sparring stehen. Etwas Bewegung inklusive. Aber nicht zu viel. Weil eben Trainingseinheit der Anderen. Von einem Derby war da nichts auszumachen. Und da es eben keine Trainingseinheit war, sondern ein Ernstkampf, war es ein Klassenunterschied zwischen diesen beiden Mannschaften. Die Berner waren in jeder Beziehung – wirklich in jeder – eine Klasse besser. Der Unterschied war so krass, dass es keine Rolle spielte, dass die Tiger nur mit vier Ausländern antreten konnten. Neben dem verletzten Anthony Louis fehlte wegen einer Sperre auch Sean Malone. Der inzwischen engagierte Ersatzausländer Saku Mäenalanen lief noch nicht auf. Wieso, wurde nicht kommuniziert.
Wir wollen nicht verschweigen, dass sich die Tiger nach diesem Start-Debakel etwas auffingen. Aber was soll das nützen, wenn es sowieso zu spät ist. Und was nützt es, wenn man sich zuletzt dann doch wieder fallen lässt? Diese Mannschaft ist derzeit ein Rätsel. Wie konnte sie in so kurzer Zeit so tief fallen? Die Vorbereitung war doch schwer ok. Mit Bern, Biel und Davos wurden drei Schwergewichte geschlagen. Dann im ersten Meisterschaftsspiel gleich den Meister vom Eis gearbeitet, was man allerdings – nach dessen bisherigen Leistungen – wohl etwas relativieren muss. Aber Sieg bleibt Sieg, und vielleicht waren es ja gerade die Langnauer, welche mit ihrer damaligen Leistung die Genfer gleich ein wenig in eine Schaffenskrise stürzten. Aber dies ist Geschichte. 3:7, 1:6 und 0:7 sind die darauffolgenden Resultate bei durchwegs unterdurchschnittlichen Leistungen. Tabellenende. So sollte es nicht weitergehen. So darf es nicht weitergehen. Aber heute Abend kommt schon der HC Ambri-Piotta zu Besuch. Die Leventiner starteten mit zwei Siegen und sechs Punkten formidabel in die neue Meisterschaft, verloren aber zuletzt zwei Mal. Sie wollen und brauchen also einen Sieg und werden intensiv spielen. Eine Schonung ist aus Sicht der Emmentaler nicht zu erwarten. Nach den Leistungen, die wir zuletzt von ihnen gesehen haben können wir nur sagen: Das wird schwer!
Auf jeden Fall dürfte nach dem debakulösen Auftritt in Bern kein einziger Verantwortlicher der SCL Tigers, angefangen vom Trainer über den Sportchef bis zum Geschäftsführer und den Verwaltungsräten, auch nur eine Sekunde ruhig geschlafen haben. Schon früh in der Meisterschaft ist die Zeit gekommen, sich Sorgen zu machen. Wo liegen die Gründe? Was läuft falsch? Klar ist: Wenn nicht irgendein besonderer Faktor - zum Beispiel ein Virus - die Mannschaft teilweise lahmlegt, dann ist diese schlicht und ergreifend derzeit nicht ligatauglich und folglich abstiegsgefährdet. Und zwar in höchstem Masse.
Eine Hoffnung bleibt uns aber. In der letzten Saison war es ähnlich. Auf den knappen, aber hart erarbeiteten Auftaktsieg gegen die ZSC Lions folgten sechs zum Teil deutliche Niederlagen. Danach gelang es Coach Thierry Paterlini aber, die Mannschaft zu stabilisieren und zu einer respektablen Meisterschaft zu führen. Wäre am Schluss nicht die Luft augegangen, wären sogar die Pre Playoffs drin gelegen. Allerdings schent der Weg zurück zum Erfolg in dieser Saison etwas weiter als vor einem Jahr.