SCL Tigers: Das Unternehmen wächst, die Ziele bleiben gleich

Die Langnauer haben sich geschickt verstärkt, dürften es dennoch schwer haben, die Playoffs zu erreichen. Womöglich wird ein vollamtlicher Sportchef installiert.

Presse • • von Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Intern wird freilich darüber gesprochen, gegen aussen will man das Wort aber nicht in den Mund nehmen. Die Playoffs geben die SCL Tigers nicht als Ziel vor, das wäre angesichts der Konkurrenz überheblich, heisst es. Und die Welt dürfe im Emmental bei einer Playout-Teilnahme sowieso nicht untergehen. Auch heuer geht es primär um die rasche Sicherung des Ligaerhalts.

 

Trainer John Fust aber mimt den Zuversichtlichen, traut seiner Mannschaft viel zu. Ungeachtet dessen, dass die Langnauer nur drei Ausländer fix engagiert haben, mit Simon Moser der torgefährlichste Akteur mehrere Wochen ausfallen und Stammgoalie Thomas Bäumle zumindest die ersten Spiele verpassen wird, schätzt Fust die Equipe stärker ein als vor Jahresfrist. Mit einem Augenzwinkern räumt er indes ein, dass im September jeder Coach denke, Fortschritte erzielt zu haben. Der 40-Jährige hat nicht unrecht, wenn er davon spricht, dass die Tigers im Angriff «über mehr Speed verfügen». Arnaud Jacquemet (von Kloten) sowie die ehemaligen National- und SCB-Spieler Adrian Brunner und Etienne Froidevaux besitzen läuferische Qualitäten. Sie stagnierten zuletzt, sollen in Langnau nun viel Verantwortung erhalten.

 

Fust verbrachte heuer den Sommer nicht in Nordamerika, sondern im Emmental. Er war näher beim Team als in den letzten Jahren, erwähnt den «beeindruckenden Zusammenhalt», welcher in der «eher unerfahrenen Mannschaft» herrsche. «Ein guter Start könnte uns beflügeln», sagt der Kanada-Schweizer. Zum Auftakt gastieren die Emmentaler heute Mittwoch (19.45 Uhr) bei Meister ZSC Lions.

 

Entlastung für Zesiger

Fust steigt in seine dritte Saison als Langnau-Trainer, von Abnutzungserscheinungen will er nichts wissen. Er geniesst nach wie vor viel Kredit. Sein Vertrag läuft bis 2015, nicht zuletzt deshalb hat er im Verein viel Macht – wie auch Ruedi Zesiger. Dieser ist als Geschäftsführer und Sportchef ausgelastet. Das Unternehmen SCL Tigers aber wächst und wächst, vor allem wegen des renovierten Stadions. Im Catering- und Eventbereich ergeben sich neue Einnahmequellen, entsprechendes Personal wurde eingestellt. Gesucht wird zudem eine Person, welche Zesiger im Tagesgeschäft entlastet. «Es kann jemand für den sportlichen oder wirtschaftlichen Bereich sein», sagt Zesiger, der nicht ausschliesst, dass die Tigers einen vollamtlichen Sportchef installieren werden. Unlängst wurde der Name Heinz Schlatter, der bis 2009 in Langnau als Manager gewirkt, den Klub aber nicht ohne Nebengeräusche verlassen hatte, gehandelt. Zesiger aber dementiert das Gerücht.

 

Noch fehlt Geld

Die Ilfis-Halle bleibt eine Grossbaustelle, Sanierung und Erweiterung werden erst in einem Jahr vollendet sein. Eishockey wird dennoch bereits am 20.Oktober (zuvor 10 Partien auswärts) gespielt; dannzumal treffen die SCL Tigers auf Servette. Der Ticketverkauf ist ansprechend angelaufen, die Langnauer dürften mehr Saisonabonnemente veräussern als vor Jahresfrist. Die Zuschauerkapazität verringert sich zwar um 300 auf 6050 Plätze, allerdings eröffnen sich im VIP-Bereich lukrativere Möglichkeiten.

 

Aus diesen müssen die Langnauer rasch Profit schlagen. So verheissungsvoll die Perspektiven langfristig sind, so unvorteilhaft sind sie in der Gegenwart. Weil diverse Geldgeber in die Stadionsanierung investierten und nun nicht mehr als Sponsoren, sondern als Investoren gelten, steht weniger Geld zur Verfügung. Eine knappe Dreiviertelmillion Franken fehlen; ein siebenstelliges Defizit am Ende der Saison sei aber nicht zu erwarten, beschwichtigt Zesiger, auch, weil die Lohnkosten etwas tiefer sind als in der vergangenen Saison. Sollte es in der NHL tatsächlich zum Lockout (Saisonausfall oder zumindest verspäteter Start) kommen, würden die SCL Tigers nicht um jeden Preis einen Spieler verpflichten – obwohl es schon Kontakte gegeben hat. Die Langnauer träumen von schwarzen Zahlen; sie sind sich bewusst: Wer ein allfälliges Defizit tilgen würde, ist ungewiss.