2:6 in Fribourg

SCL Tigers erstmals mit ungenügender Einstellung

So geht es nicht! Die Langnauer beziehen in der BCF Arena zu Freiburg eine 2:6 – Schlappe. Dabei hätte es durchaus auch schlimmer kommen können. Die Einstellung der Emmentaler war ungenügend.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Die Geschichte dieser lange Zeit einseitigen Partie ist schnell erzählt. In einem nahezu körperlosen Spiel hatten die Langnauer gegen die in allen Belangen versierteren Gastgeber nicht viel zu bestellen. Spätestens nach dem fatalen Fehlpass von Alain Bircher im Spielaufbau, der in der 17. Minute den Gegentreffer zum 0:2 durch den dreifachen Torschützen Julien Sprunger zur Folge hatte, war klar, in welche Richtung es auch diesmal gehen würde. Die Frage war lediglich noch, wie hoch letztendlich das Skore ausfallen würde. Nach dem 1:6 – Zwischenstand zur zweiten Pause musste das schlimmste befürchtet werden. Ein «Stängeli» schien eher wahrscheinlich als nur möglich. Gottéron nahm danach aber den Fuss vom Gaspedal und die Langnauer rissen sich nochmal etwas zusammen. Gianluca Zaetta, ab der 41. Minute für Ivars Punnenovs ins Tiger-tor gewechselt, liess sich nicht bezwingen. Auf der Seite der Langnauer skorten Alexei Dostoinov (37.) und Samuel Erni (59.).

Es gab in dieser Saison schon schlimmere Niederlagen als dieses 2:6 gegen Gottéron. Aber erstmals kam eine Niederlage der Langnauer auch wegen ungenügender Einstellung zustande. Das ist fatal.

Der letzte Rang in der Tabelle ist längst gebucht. Nach vorne geht nichts mehr. Der Abstieg ist ausgesetzt. Zuschauer dürfen keine ins Stadion. Die Einschaltquoten beim Privatfernsehen waren auch schon höher. Mit Fug und Recht darf man sich also fragen, ob die Spiele der SCL Tigers überhaupt noch geschaut werden. Es ist also kaum mehr möglich, mit einer zu laschen Einstellung jemand zu ärgern. Und nun faselt der Berichterstatter des FANTIGER etwas von fatal. Wie kann das sein?

Das Schweizer Eishockey steht am Ende einer sehr speziellen Qualifikation. Für zehn Mannschaften folgen in Kürze sehr spezielle Playoffs. Nicht so für die SCL Tigers. Gemeinsam mit dem HC Ambri-Piotta verpassten sie die Qualifikation für die schönste Phase der Saison. Wäre der Abstieg nicht ausgesetzt, würde es für die Tiger schwierig, sich mit dieser Mannschaft in der obersten Spielklasse zu halten. Zum 11. Und vorletzten Rang fehlen drei Runden vor Schluss 16 Punkte. Eine Weltreise!

Die Transfers der Langnauer sind bereits weit fortgeschritten. Die Abgänge von Julian Schmutz (zu Davos), Raphael Kuonen (Kloten), Benjamin Neukom (Rapperswil), Andrea Glauser (Lausanne), Féderico Lardi (Rücktritt) und Sebastian Schilt (offen) werden mit den Zuzügen von Miro Zryd (vom SC Bern), Janis Elsener (Olten), Michael Loosli (Rapperswil), und Livio Langenegger (Zug) bisher keinesfalls überkompensiert. Ein weiterer Zuzug eines Spielers mit Schweizer Lizenz könnte noch folgen. Geplant ist zudem, die kommende Saison mit vier Ausländern zu bestreiten.

Zurück zur These, weshalb sich die Tiger jetzt nicht hängen lassen dürfen. Der Abstand zum Zweitletzten ist enorm. Die Transfers sind nicht so gut, dass deswegen darauf zu schliessen wäre, der Rückstand auf Rang 11 oder gar auf den für die Pre-Playoff berechtigenden Rang 10 sei damit kompensiert. Ob in der Saison 2021/22 für die Tiger tatsächlich eine Verbesserung möglich ist, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sehr die Mannschaft an sich glauben kann. Da wäre jetzt, nach dieser Flut von Niederlagen, der eine oder andere Sieg hilfreich. Über Sieg und Niederlage entscheiden oftmals Detail im Promillebereich. Deshalb ist es jetzt – zum Ende dieser Saison – bereits vor der nächsten Spielzeit.

Klar ist, dass Teams, die unmittelbar vor den Playoffs stehen, sich angesichts dieser wichtigen Spiele nicht mehr verletzen wollen und deshalb nahezu körperlos spielen wollen. Fraglich ist indes, ob es für die Langnauer gut ist, diese Spielweise zu übernehmen, sich damit einer der wenigen Waffen, welche sie haben, gleich selbst entledigen und sich somit fast widerstandslos mit der Niederlage abfinden. Eine Leistung wie in Fribourg wird bei keinem der noch ausstehenden Spiele zu einem Punktgewinn reichen.

Dass die Einstellung mangelhaft war, liegt jedoch nicht allein an den Spielern. Eine sportliche Führung, die es gestattet, dass der Coach der kommenden Saison nach einem Ernstkampf bereits im Kabinengang herumlungert und sich mit seinen künftigen Spielern unterhält, sendet damit ein ebenso unprofessionelles wie auch fatales Zeichen an die Mannschaft.

HC Fribourg-Gottéron – SCL Tigers 6:2 (2:0, 4:1, 0:1)

BCF Arena Fribourg, keine Zuschauer. SR: Hebeisen/Fluri, Gnemmi/Steenstra. Tore: 11. Sprunger (Bykov, Walser) 1:0. 17. Sprunger (Walser) 2:0. 23. Sprunger (Gunderson, Mottet, Teamstrafe SCL Tigers) 3:0. 33. DiDomenico (Gunderson, Desharnais) 4:0. 37. Dostoinov (Erni, Leeger) 4:1. 39. Marchon (Herren, DiDomenico) 5:1. 40. Bykov (Walser, Abplanalp) 6:1. 59. Erni (Huguenin, Berger) 6:2. Strafen: 4-mal zwei Minuten gegen Gottéron, 6-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

Gottéron: Berra; Chaviallaz, Gunderson; Furrer, Sutter; Jecker, Kamerzin; Abplanalp; DiDomenico, Schmid, Herren; Bykov, Walser, Sprunger; Jobin, Marchon, Bougro; Mottet, Desharnais, Jörg.

SCL Tigers: Punnenovs (ab 41. Zaetta); Leeger, Glauser; Huguenin, Erni; Grossniklaus, Lardi; Bircher, Blaser; Neukom, Maxwell, Berger; Sturny, F. Schmutz, J. Schmutz; Dostoinov, Weibel, Andersons; Wenger, In-Albon, Petrini.

Bemerkungen: Gottéron ohne Stalberg, Brodin, Rossi (alle verletzt). SCL Tigers ohne Nilsson, Schilt, Kuonen, Diem, Salzgeber, Rüegsegger, Earl (alle verletzt), Melnalksnis (krank), Guggenheim (Partnerteam).