Erfreuliche Zwischenbilanz:

SCL Tigers liegen gut im Rennen

Nach 16 gespielten Runden hat die Tabelle bereits eine gewisse Aussagekraft. Die formidable Doppelrunde (6 Punkte) hat für die SCL Tigers mehr verändert, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Der Platz im Mittelfeld wurde gefestigt. Wir analysieren die Tabelle.

Nachdem die SCL Tigers am Vortag bereits den HC Ambri-Piotta auswärts bezwungen hatten, fuhren sie am Tag danach gegen den HC Fribourg-Gottéron “einfach so drüber”. Hier erzielt André Pettersson gerade das 2:0. Bemerkenswert auch: Das Skore eröffnet hat der gerade erst 18 Jahre alt gewordene Verteidiger Nik Lehmann mit seinem ersten Treffer in der National League. Und der im Sommer von der Swiss League (Visp) gekommene Torhüter Robin Meyer feierte in der National League bereits seinen zweiten Shutout. Bild: Susanne Bärtschi.

 

Schon erstaunlich: Noch vor einer Woche sah ich die SCL Tigers zwiespältig. Dabei haben sich Sieg und Niederlage seit einiger Zeit schön abgewechselt, was gar nicht so schlecht war. Wahrscheinlich war dies auch etwas der Wahrnehmung geschuldet, dass hinter den Emmentalern auch Teams lagen und liegen, die man nicht dort hinten erwartet hat und von denen man annimmt, dass diese irgendwann mit einem Zwischenspurt nach vorne stossen könnten.

Doch an diesem Wochenende holten sich die Tiger auf grandiose Art und Weise sämtliche sechs Punkte (4:2 auswärts bei Ambri, 6:0 gegen Freiburg), verbesserten sich um einen Rang auf Position 8, und vor allem festigten sie ihren Platz im Mittelfeld. Will heissen: Sie vergösserten den Abstand zu den hinter ihnen liegenden Mannschaften oder hielten diese zumindest auf Distanz. Der Abstand zum oberen Strich wurde zudem auf zwei Punkte verringert. Im Schnitt gewannen die Langnauer in der aktuellen Spielzeit1,44 Punkte pro Spiel, womit man sich aktuell gut auf Kurs für die Erreichung von mindestens dem Play In befindet. Für viele nicht ganz unerheblich ist, dass die SCL Tigers momentan die Nr. 1 im Kanton Bern sind. Damit kann man sich zwar nichts kaufen, aber es ist einfach ein gutes Gefühl, sowohl den SC Bern wie auch den EHC Biel hinter sich zu wissen.

Deshalb wollen wir jetzt mal einen Blick auf die anderen Mannschaften werfen. Wir beginnen von hinten.

HC Ajoie

Von den Jurassiern haben wir nichts anderes als den letzten Tabellenplatz erwartet. Trotzdem sind ihre Performance und die bisher erreichten mageren fünf Punkte eine Enttäuschung. Die Ajoulots sind der nächste Gegner der Emmentaler, die aus der letzten Saison nicht die besten Erinnerungen an ihre Auftritte in Pruntrut haben. Es ist höchste Zeit, auch dort wieder mal einen Treffer zu markieren (zuletzt zwei zu Null – Niederlagen).

SC Bern

Aus neutraler Sicht wohl die grösste Enttäuschung. Alle Experten gingen davon aus, dass die Mutzen einen weiteren Schritt nach vorne machen würden. Davon kann derzeit keine Rede sein. Selbst der Effekt des Trainerwechsels (Heinz Ehlers für Jussi Tapola) scheint schon wieder verpufft. Zwar ist die Mannschaft defensiv stabil (nur der HC Davos hat noch weniger Gegentreffer erhalten), aber gleichzeitig offensiv impotent (gemeinsam mit Ajoie am wenigsten Gegentreffer) Aus 15 Spielen resultierten bei lediglich fünf Siegen magere 15 Punkte. Der Schnitt von einem Punkt pro Spiel ist gemessen an den Ansprüchen absolut unterirdisch.

HC Ambri-Piotta

Die Leventiner sind miserabel in die Saison gestartet und ihr Präsident Philippo Lombard leistete sich den Fauxpas des Jahres, der den Klub den Sportchef und den Trainer kostete. Immerhin hat Ambri seit dem «Erdbeben» drei seiner vier Spiele gewonnen. Umso bemerkenswerter, dass es ausgerechnet die SCL Tigers waren, welche dem temporär von den bisherigen Assistenten Matte/Landry gecoachten Team eine Niederlage beifügen konnten. Normalerweise lebt Ambri von seinen guten Starts in die jeweils neue Saison. Das ging diesmal in die Hose. Aber wir sind gespannt, was jetzt aus dem nördlichen Teil des Tessins noch kommen wird.

HC Lugano

Für viele ist die aktuelle Rangierung (Rang 11) des HC Lugano eine Enttäuschung. Aber die Südtessiner haben aus den letzten acht Spielen 14 Punkte geholt, was für eine Stabilisierung spricht. Kann diese Performance aufrecht erhalten werden, wird der HCL zwangsläufig weiter vorrücken. Eine Zeitlang schien es, dass es auch im Südtessin zu einem Trainerwechsel kommen könnte. Vorerst scheint diese Gefahr etwas gebannt zu sein.

EHC Biel

Der EHC Biel hat mehr Siege (8) als Niederlagen (7) vorzuweisen und liegt trotzdem nur auf Rang 10. Dies liegt aber daran, dass die Seeländer lediglich 15 Spiele absolviert haben, und damit eines weniger als das Gros der übrigen Teams und sogar deren zwei weniger als der unmittelbar davor liegende EHC Kloten. Auffallend: fünf dieser acht Siege errang Biel in der Overtime. Wann immer es in eine Verlängerung ging, erkämpften sich die Seeländer den Zusatzpunkt.

EHC Kloten

Die Flieger haben ihr Vorjahresniveau nicht ganz halten können. Doch viele Experten sagten einen dramatischeren Rückfall voraus, was heisst, dass der EHC Kloten auch in dieser Saison wieder positiv überrascht, wenn auch etwas weniger als in der Vorsaison. Derzeit zeigt die Formkurve der Zürcher Unterländer gegen abwärts. Von den letzten fünf Spielen konnte lediglich die Partie gegen den HC Ajoie gewonnen werden.

SCL Tigers

Für mich sind die Tiger eine der positiven Überraschungen der Saison. Bei den Transfers über den Sommer Federn gelassen und mit Verletzungspech belastet spielt die Mannschaft rund um den Coachingstaff von Thierry Paterlini grösstenteils erfrischend auf und punktet regelmässig. Am vergangenen Wochenende gleich sechsfach, wobei das nicht ganz leichte Auswärtsspiel in Ambri gewonnen werden konnte, und man am Folgetag über den HC Fribourg-Gottéron einfach so hinwegfegte (6:0).

ZSC Lions

Vom Meister hätte ich mehr erwartet. Rang 7 entspricht trotz Verletzungspech überhaupt nicht dem, was man von einer Mannschaft mit diesem Potenzial erwartet. Zuletzt verloren die Zürcher vier Mal hintereinander. Eine aufsteigende Formkurve sieht anders aus. «Es wäre falsch, jetzt über den Trainer zu diskutieren», gab CEO Zahner in einem Interview mit Blick zu Protokoll. Genau solche Sätze zeigen, dass eben gerade über den Trainer diskutiert wird. Marco Bayer (Ex-Sportchef in Langnau) muss sofort wieder liefern. Sonst steht er nicht mehr an der Bande der ZSC Lions. 

HC Fribourg-Gottéron

Trotz der herben 0:6 – Klatsche in Langnau befindet sich Gottéron einigermassen auf Kurs. Die Freiburger sind in der Tabelle ziemlich genau da, wo man sie erwarten konnte. Es wird regelmässig gepunktet, die Heimspiele werden fast immer gewonnen. So ist das Publikum zufrieden, und dass man den Tites nicht gewinnt, wissen alle. Daran wird sich auch in dieser Saison nichts ändern. Für eine gute Qualifikation reicht es jedoch immer.

EV Zug

Noch weiss man nicht so recht, wo die Reise des EV Zug hingeht. Ich bin vor allem von der mageren Torproduktion enttäuscht. Lediglich 41 Treffer realisierte die im Vorfeld hochgelobte Offensive (Tatar/Kubalik) der Innerschweizer bisher. Allerdings beklagt Zugs Coach Michael Liniger (wie sein Sportchef Reto Kläy ein Langnauer) grosses Verletzungspech. Es ist deshalb noch zu früh, diese Mannschaft zu beurteilen. Tatsächlich wird sie aber ein paar Ränge weiter vorne erwartet.

HC Genf-Servette

Gespannt war man natürlich aus Langnauer-Sicht auf den HC Genf-Servette, welcher den Emmentalern über den Sommer deren Über-Goali Stéephane Charlin und den Spektakel-Verteidiger Vili Saarijärvi abgeluchst hat. Die Genfer hatten nach zuletzt enttäuschenden Saisons Verstärkung dringend nötig. Trotz zum Teil übler Klatschen und einem Trainerwechsel belegen die Grenats einen Top-4 – Rang. Auffallend dabei: Bei keinem anderen Team ist der Ausgang der Spiele derart unvorhersehbar wie bei den Genfern.

HC Lausanne

Die Waadtländer dürften mit ihrer bisherigen Saison zufrieden sein. Ihr Ziel ist der Titel. Dafür müssen sie die Qualifikation nicht gewinnen, bzw. wie weit vorne sie zu diesem Zeitpunkt der Saison liegen, ist völlig unerheblich. Da völlig klar ist, dass die Mannschaft die Playoffs problemlos erreichen wird, sind gelegentliche schwächere Spiele kein Thema. Bereits in der nächsten Partie besteht die Möglichkeit zu reagieren und wieder zurück in die Spur zu finden. Allerdings: Von den letzten sechs Spielen gingen deren fünf verloren. Das mit den «reagieren können» bedarf wieder mal eines Beweises.

SC Rapperswil-Jona Lakers

Der SCRJ ist die wohl grösste positive Überraschung der Liga. Bereits 38 Punkte haben sich die Seebuben in den ersten 16 Spielen erspielt und erkämpft. Damit liegen sie auf dem 2. Tabellenplatz, sieben Punkte vor dem HC Lausanne, der zudem noch ein Spiel mehr bestritten hat. So schnell werden sich die Lakers also nicht von diesem formidablen Rang vertreiben lassen. Bei den Rapperswilern stimmt es sowohl defensiv wie auch offensiv. Sie treten aufsässig auf, lassen den Gegner nicht ins Spiel kommen und sind selber höchst effizient. Dabei läuft der Puck aktuell auch sehr für sie. Aber das haben die Lakers mit ihren Auftritten auch verdient.

HC Davos

Über allen thront aktuell der HCD. Viele Experten sahen die Bündner weit oben. Aber mit dieser Performance hat dann doch niemand wirklich gerechnet. Erst einmal ging die Mannschaft von Josh Holden als Verlierer vom Eis, und selbst da sicherte sie sich noch einen Punkt. Am meisten Tore erzielt, am wenigsten erhalten, sechs Punkte Vorsprung auf Rang 2, das ist wahrlich stark gespielt. Die Davoser erweisen sich als ganz heisser Anwärter zumindest auf den Sieg in der Qualifikation und sogar auf den Titel. Aber aufgepasst: drei andere Titelanwärter (Zug, Zürich, Lausanne) sind noch nicht in Hochform und haben deshalb ihre Karten noch nicht aufgedeckt.