Die Tiger müssen sparen und verzichten vorerst auf weitere Transfers

SCL Tigers nur mit drei Ausländern

Wie wir in unserem Artikel «Der Weg des Tigers» richtig vermuteten, starten die SCL Tigers mit lediglich drei Ausländern in die neue Saison.

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«Wenn wir langfristig überleben wollen, dürfen wir den Wahnsinn der Andern nicht mitmachen», liess sich SCL Tigers – VR-Präsident Peter Jakob in der FANTIGER-Printausgabe vom 4. Juli zitieren. Jetzt ist klar, was damit gemeint war. Verzicht auf den vierten Ausländer, und der Einbau von eigenen Junioren in die erste Mannschaft.

 

Wohin Lohnexzesse führen, bewies im Frühling/Sommer dieses Jahres das Trauerspiel um die Kloten Flyers, welches dem Eishockey in unserem Land einen weiteren Milliardär bescherte. Nach Leo Mantegazza beim HC Lugano, Walter Frey bei den ZSC Lions und Hans-Ueli Rihs bei den Lakers aus Rapperswil wird nun auch Philippe Gaydoul, der noch amtierende Präsident von Swiss Ice-Hockey, mithelfen, die Löhne der Spitzenspieler nach oben zu treiben. Ohne die Milliardäre zu erwähnen sagte Peter Jakob: «Ich war immer dann am erfolgreichsten, wenn ich gegen den Strom schwamm.» Mit dem Strom schwimmen, würde heissen, dass die SCL Tigers mitbieten auf dem überhitzten Spielermarkt in der Schweiz. Gegen den Strom zu schwimmen, bedeutet in diesem Fall eine defensive Strategie mit dem Verzicht auf einen Ausländer selbst dann, wenn – wie aktuell mit Simon Moser – einer der wichtigsten Schweizer Teamleader bis mindestens im November fehlt.

 

Kein Rückschritt bei den Ausländern

Die SCL Tigers vergaben in der letzten Saison eine ihrer Ausländerlizenzen an den amerikanischen Torhüter Robert Esche. Was sie zum Zeitpunkt der Verpflichtung nicht wissen konnten: Esche zeigte sein zweifellos grosses Können viel zu selten. Erst gegen Schluss der Saison spielte er beständig. Esche hatte Anteil daran, dass die Mannschaft defensiv verunsichert war, und im Rennen um die begehrten Playoff-Ränge früh zurück gebunden wurde. Diese Ausländerlizenz war also verschwendet. Der neue Torhüter Thomas Bäumle beansprucht keine Ausländerlizenz, aber es ist zu vermuten, dass er Robert Esche mehr als nur ersetzen wird. Insofern ist der Verzicht auf einen vierten Ausländer zumindest vorerst kein Rückschritt.

 

Reicht die Kadertiefe?

«Es ist nicht so, dass das Thema 4. Ausländer für die ganze Saison tabu ist. Aber wir können und wollen nur Geld ausgeben, das wir auch einnehmen, und aus diesem Gesichtspunkt ist derzeit das Engagement eines vierten Ausländers nicht möglich,» erklärt Langnaus Geschäftsführer Ruedi Zesiger die vorsichtige Strategie, und weist gleichzeitig darauf hin, dass mit der Verpflichtung von Etienne Froidevaux, Arnaud Jacquemet und Adrian Brunner drei Spieler ins Team kommen, welche Verantwortung übernehmen wollen, können und werden. «Ich stufe trotz des vorläufigen Verzichts auf den 4. Ausländer unsere Mannschaft eher stärker ein als in der Saison zuvor, und wenn Simon Moser von seiner Verletzung zurück kehrt, werden wir definitiv stärker sein.» Derzeit stehen 2 Torhüter, 9 Verteidiger und 16 Stürmer im Kader der SCL Tigers. Aus der Medienmitteilung der Clubführung geht hervor, das vorläufig auch keine weiteren Schweizer Spieler verpflichtet werden. Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Qualität der Spieler ausserhalb der ersten drei Linien gross genug ist, um im Team für eine gesunde Konkurrenzsituation zu sorgen. Auf den ersten Blick macht es den Anschein, als ob in Langnau zu viele Spieler wären, welche lediglich um einen Einsatz in der vierten Linie spielen können. Dem widerspricht Ruedi Zesiger: «Klar geht es darum, dass die jungen Spieler nach und nach ins Team eingebaut werden können, und da sind Einsätze in der vierten Linie bereits ein Erfolg. Immerhin hat es dadurch Alban Rexha in den Stamm der ersten 12 geschafft. Zudem haben wir in Robin Leblanc einen Spieler, dem wir nach dem Scheitern der Linie Pelletier, Perrault, Leblanc nicht mehr die Rolle zuteilen konnten, welche seinen Fähigkeiten entspricht. Leblanc ist ein Knipser, und kein Spielmacher. Wenn wir also genau hinschauen, sehen wir, dass wir durchaus Konkurrenz im Team haben.» 

 

Seit 13 Jahren spielen die SCL Tigers wieder in der NLA. Dabei schafften sie zwei Mal ein Wunder. Das erste Wunder war der Ligaerhalt ein Jahr nach dem Aufstieg, mit 7 Skorerpunkten eines gewissen Todd Elik im entscheidenden 7. Spiel der Ligaqualifikation in Chur. Das zweite Wunder war die erstmalige Qualifikation für die Playoffs in einer Saison, vor welcher sämtliche Experten den letzten Rang oder gar den Abstieg in die NLB prognostizierten. Der restlichen 11 Saisons waren unerfüllte Erwartungen. Die Lehren aus dieser Erkenntnis: Die SCL Tigers sind wesentlich besser im Vollbringen von Wundern als im Erfüllen von Erwartungen. Um die Playoffs zu erreichen, muss John Fust zwar kein ähnlich grosses wie in der Saison 2010/11, aber doch kleines Wunder vollbringen. Und somit sind die Tiger genau auf dem Terrain, auf dem sie sich wohl fühlen