Nur ein Punkt gegen den SCB:

SCL Tigers verschenken den Derby-Sieg

Die drei Punkte lagen auf dem Präsentierteller. Doch die Tiger krallten sich nur einen. Zu passiv, zu fehleranfällig und zu Beginne der Partie vom Tempo überfordert, verschenken die Langnauer gegen einen schwachen SCB den Sieg. Doch dieser eine Punkt ist trotzdem gut für das Selbstvertrauen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Es war volles Haus! Und die Stimmung war hervorragend. Die beiden Fanlager waren bester Laune, lieferten sich Duelle, feuerten ihre Lieblinge an, verhöhnten sich gegenseitig mit Schmährufen, wie das eben sein soll an einem Derby. Es war eine Partie, welche die Zuschauer, auch die einheimischen, bestens unterhalten hat. Und die meisten von ihnen dürften trotz der Niederlage zufrieden nach Hause gegangen sein. Denn immerhin hatten die ihrigen einen Punkt gewonnen. Davon war nach den Startminuten nicht auszugehen. Viel mehr bahnte sich ein erneutes Debakel an.

Die ersten neun Tore in den Derbys dieser Saison zwischen den SCL Tigers und dem SC Bern schoss alle der SCB. Die erste Partie endete 7:0 für den Hauptstadtklub; in diesem Spiel hatten die Tiger nie den Hauch einer Siegchance. Denn damals stand es nach weniger als fünf Minuten (4.35) bereits 0:3 aus Sicht der Emmentaler. Auch gestern Abend dauerte es keine vier Minuten (3,43), bis der SC Bern das Skore auf 0:2 gestellt hatte. Den Langnauern ging alles viel zu schnell. Sie wurden richtiggehend überfahren. Doch weshalb spielt Joel Salzgeber den Puck vor dem 0:1 bei Überzahl Bern nicht einfach mal aus dem Drittel heraus. Was wollte er da? Was auch immer er wollte, es misslang, und Sekunden später fiel nach einer schnellen Kombination der Führungstreffer für die Berner durch Marco Lehmann. Und lediglich 77 Sekunden später fiel das 0:2. Im Zweikampf in der gegnerischen Zone sieht Samuel Erni nicht gerade glücklich aus, Bern lanciert den schnellen Konter, den Simon Moser erfolgreich abschliesst. War man wieder auf dem Weg in eine Brause? So wie beim ersten Derby? Oder so, wie am vergangenen Samstag im Heimspiel gegen den HC Lugano (0:8)?

Coach Thierry Paterlini nimmt sein Timeout. Und es wirkt. Hilfreich war sicher, dass die Langnauer nicht lange brauchten, um den Anschlusstreffer zu realisieren. Sean Malone zog allein auf Berns Hüter Adam Reideborn zu und liess diesem keine Chance. Seit dem 0:2 waren lediglich 2,19 Minuten vergangen. Dieses Tor war äusserst wichtig. Es war das erste Tor, das die SCL Tigers in dieser Saison gegen den SC Bern gelang, und es war auch das erste Tor nach zwei für die Langnauer torlosen Partien. Die Befreiung war den Emmentalern anzumerken. Fortan war es eine andere Partie. Auf Seiten der Berner war es, wie wenn jemand den Stecker gezogen hätte. Vor der Souveränität, die sie zu Beginn der Partie ausgestrahlt hatten, war nun nichts mehr zu spüren. Zwar konnten die Berner ihre Führung noch zwei Mal auf jeweils zwei Tore ausbauen, aber die SCL Tigers brauchten jeweils nicht lange, um wieder heranzukommen. Auf den Treffer zum 1:3 durch Joel Vermin (50.52) folgte umgehend das Tor zum 2:3 durch Saku Mäenalanen, der den Abpraller eines Schusses seines Landsmannes Harri Pesonen im zweiten Versuch im gegnerischen Tor unterbrachte. Auf den erneuten Ausbau der Führung, diesmal auf 2:4 durch den Berner Nachwuchsspieler Noah Fuss (33.35) konterte Vili Saarijärvi lediglich 1,57 Minuten später mit dem 3:4 (35.32). So blieben die Tiger also immer dran an den Bären. Das Schlussdrittel musste entscheiden, in welche Richtung es ging.

In diesem hatten die Langnauer die besseren Chancen. So war denn auch der viel umjubelte Ausgleich durch Flavio Schmutz verdient (45.). Es war nicht nur Schmutz» erster Saisontreffer, sondern auch das erste Mal, dass die Emmentaler in dieser Saison mehr als drei Tore erzielten. Zum Sieg sollte es trotzdem nicht reichen. Auch, weil Stephan Charlin nicht den besten Abend seiner noch jungen Karriere einzog. Beim Siegtreffer in der Verlängerung durch Dominik Kahun sah der Langnauer Keeper schlecht aus.

Nach den zwei Pleiten (0:3 und 0:8) am vergangenen Wochenende tut dieser Punktgewinn gut. Er zeigt der Mannschaft, dass sie mithalten und punkten kann. Gerade nach einem Wochenende zum Vergessen sind die Schritte zur Normalität oft klein. Deshalb gilt es, nicht zu sehr den zwei verpassten Punkten nachzutrauern, sondern sich über den gewonnenen zu freuen.

Trotzdem: dieser SC Bern wäre an diesem Abend zu schlagen gewesen. Ein Langnau in der Verfassung wie bei den fünf Spielen mit vier Siegen hätte die Berner weggeputzt.