Sieben Gründe für die Langnauer Baisse

Nur ein Sieg in den letzten 8 Spielen, Rang 10 und die schwächste Defensive: Die SCL Tigers befinden sich im Formtief. Ursachen dafür gibt es mehrere.

Presse • • von Berner Zeitung

 

13 Qualifikationspartien sind absolviert. Die SCL Tigers belegen Rang 10, der Rückstand auf die Playoff-Plätze beträgt drei Punkte. Erstmals, seit John Fust an der Bande steht, befinden sich die Langnauer in einer Krise. Der Trainer, welcher auch bei weiteren Niederlagen kaum in Frage gestellt werden dürfte – er soll die Tigers 2013 ins sanierte Stadion führen –, sagt, auch er stehe nun in der Pflicht. Sieben Gründe, welche die missliche Lage erklären sollen:

Die Spielweise: Offensiv sei seine Mannschaft konkurrenzfähig, erklärt Fust. «Wir sind kreativer geworden.» Die Schwachstelle ist die Verteidigung. Die Tigers haben am meisten Treffer kassiert (52). Der Coach spricht von einem Mentalitätsfehler. «Mit Talent allein gewinnt man keine Spiele. Wir müssen leidenschaftlicher spielen, mehr Zweikämpfe gewinnen.» Das Motto lautet: «Back to the roots», das heisst: zurück zur defensiven Ausrichtung. Es gilt, die Fehlerquote zu reduzieren. Die Emmentaler kassierten schon 5 Shorthander.

Die Torhüter: Robert Esche vermochte nur zu Beginn zu überzeugen. Mit dem Stil des langjährigen NHL-Goalies – er lässt viele Pucks abprallen – bekunden die Verteidiger Schwierigkeiten. Auch weil Esche eine Ausländerlizenz beansprucht, ist Fust mit dessen Fangquote (88,9 Prozent) nicht zufrieden. Urban Leimbacher spielt solid, doch Fust erklärt: «Unsere Goalies haben kaum Siege gestohlen. Sie sind nicht schlecht, aber auch nicht überragend.»

Die Ausländer: Vorab Joël Perrault blieb bisher vieles schuldig. Der Kanadier spielt engagiert, sein Einfluss aber ist bescheiden. Die Verantwortlichen sondieren den Markt. «Ob Stürmer oder Verteidiger – wir holen nur einen Spieler, der uns verstärkt», erklärt Sportchef Ruedi Zesiger, der ein Tauschgeschäft nicht ausschliesst. Interessant: Den Ende der letzten Saison nicht mehr erwünschten Mike Iggulden (Topskorer in Schweden) und Curtis Murphy (ein Punkt pro Spiel für Linz) läuft es momentan optimal.

Die Transfers: Philipp Rytz, Martin Stettler und Robin Leblanc wurden als Leader verpflichtet, noch haben sie die Erwartungen nicht erfüllt. Leblanc hat erst einen Assist gebucht. «Ich bin enttäuscht, bleibe aber zuversichtlich», sagt Fust. Auch Zesiger fordert eine Steigerung, verlangt jedoch Geduld. «Die Zuzüge erhielten letzte Saison wenig Eiszeit, sie müssen sich an die neue Rolle gewöhnen.»

Das Leistungsgefälle: Nur die Sturmformation mit Simon Moser, Kurtis McLean und Lukas Haas vermag konstant zu überzeugen. Viele hinken ihrer Form hinterher. Die im letzten Winter zunächst starken Claudio und Sandro Moggi etwa haben seit Weihnachten je nur 5 Skorerpunkte gebucht. Ein Akteur erklärte unlängst, dass 90 Prozent der Spieler unter ihren Möglichkeiten agierten.

Die Erwartungen:Der Höhenflug der letzten Saison hat Begehrlichkeiten geweckt. Einige hätten den Schalter noch nicht umgelegt, meint Fust. «Der eine oder andere setzt sich unbewusst unter Druck.» Mehrere Akteure treffen auf dem Eis falsche Entscheidungen. «Nach der letzten Saison sind sie stolz. Sie denken, dass sie etwas Spezielles machen müssen, und wählen den komplizierten statt den einfachen Weg.»

Das Verletzungspech: Mit Anton Gustafsson, Claudio Neff und Sebastian Schilt fehlen seit Wochen drei Stammspieler. Auch Esche, Rytz, Lüthi und Claudio Moggi fielen aus. Der Konkurrenzkampf ist gering, der Trainer hat kaum Alternativen.

(Berner Zeitung)